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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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keuchend da und sah den Revolvermann böse an; die Hände hatte er zu Fäusten geballt.
    Roland verspürte erschöpfte Gereiztheit. Jemand – es hätte Cort sein können, aber er glaubte, daß es sein Vater gewesen war – hatte gesagt: Wenn man mit einem Verliebten zankt, könnte man ebensogut versuchen, das Meer mit einem Löffel leerzutrinken. Wenn dieses Sprichwort eines Beweises bedurfte, so stand dieser über ihm – in einer Haltung, die ganz Trotz und Ablehnung war. Los doch, sagte die Haltung von Eddie Deans Körper. Los doch, ich kann jede Frage beantworten, die du mir stellst.
    »Vielleicht hat gar keine Katze sie gefunden«, sagte er jetzt. »Dies mag deine Welt sein, aber ich glaube, du bist ebensowenig schon einmal in diesem Teil gewesen wie ich in Borneo. Du weißt nicht, was in diesen Bergen hausen könnte, oder? Könnte sein, daß ein Affe oder so etwas sie geschnappt hat.«
    »Etwas hat sie tatsächlich geschnappt«, sagte der Revolvermann.
    »Nun, Gott sei Dank hat die Krankheit dir nicht vollkommen den Verstand geraubt, M…«
    »Und wir wissen beide, was es war. Detta Walker. Die hat sie geschnappt. Detta Walker.«
    Eddie machte den Mund auf, aber kurze Zeit – nur Sekunden, aber genügend, daß beide die Wahrheit einsahen – brachte das überzeugte Gesicht des Revolvermanns sämtliche Argumente zum Schweigen.
     
     

    14
     
    »Es muß nicht so sein.«
    »Komm ein Stück näher. Wenn wir reden wollen, dann laß uns reden. Jedesmal, wenn ich über eine der Wellen hinweg zu dir hinaufbrüllen muß, reißt es mir ein Stück vom Hals weg. Jedenfalls fühlt es sich so an.«
    »Großmutter, was hast du für große Augen«, sagte Eddie, der sich nicht rührte.
    »Wovon, zum Teufel, sprichst du?«
    »Von einem Märchen.« Eddie kam ein kurzes Stück den Hang herunter – vier Meter, nicht mehr. »Und du glaubst an Märchen, wenn du denkst, du kannst mich nahe genug zu diesem Rollstuhl locken.«
    »Nahe genug wofür? Ich verstehe dich nicht«, sagte Roland, obwohl er vollkommen verstand.
    Beinahe hundertfünfzig Meter über ihnen und gut eine Viertelmeile östlich beobachteten dunkle Augen – Augen, die so voller Intelligenz wie bar jeder menschlichen Güte waren – dieses Schauspiel genau. Es war unmöglich zu hören, was sie sprachen; der Wind, die Wellen und das hohle Dröhnen der Brandung, die ihren unterirdischen Tunnel bohrte, sorgten dafür, aber Detta mußte nicht hören, was sie sagten, um zu wissen, worüber sie redeten. Sie brauchte kein Teleskop, um zu sehen, daß der Wirklich Böse Mann mittlerweile auch der Wirklich Kranke Mann war, und der Wirklich Böse Mann war vielleicht bereit, ein paar Tage oder ein paar Wochen lang eine Negerfrau ohne Beine zu quälen – wie es aussah, wurde hier kaum Unterhaltung geboten –, aber sie glaubte, der Wirklich Kranke Mann wollte nur eines, und das war, seinen Weißbrotarsch von hier verschwinden zu lassen. Diese magische Tür, um den Wichser verschwinden zu lassen. Aber vorher hatte er keinen Arsch verschwinden lassen. Vorher hatte er gar nichts verschwinden lassen. Vorher war der Wirklich Böse Mann nirgendwo anders als in ihrem eigenen Kopf gewesen. Sie dachte immer noch nicht gerne daran, wie das gewesen war, wie es sich angefühlt hatte, wie mühelos er ihre hektischen Bemühungen, ihn hinauszuwerfen, fort, damit sie selbst wieder die Kontrolle hatte, überwunden hatte. Das war schrecklich gewesen. Gräßlich. Was es noch schlimmer machte war, daß sie es nicht verstand. Was genau war die wahre Quelle ihres Entsetzens? Daß es nicht das Eindringen selbst war, war furchteinflößend genug. Sie wußte, sie würde es verstehen, wenn sie sich selbst genauer betrachtete, aber das wollte sie nicht tun. Eine solche Betrachtung mochte sie an einen Ort führen, vor dem sich Matrosen früherer Zeiten gefürchtet hatten, einen Ort, der nicht mehr und nicht weniger als der Rand der Welt war, ein Ort, den Kartographen mit den Worten HIER SEYEN SCHLANGEN gekennzeichnet hatten. Das Gräßliche am Eindringen des Wirklich Bösen Mannes war das Gefühl des Vertrauten gewesen, welches damit einhergegangen war, als wäre diese erstaunliche Sache schon einmal geschehen – nicht einmal, sondern oft. Aber, ängstlich oder nicht, sie hatte die Panik überwunden. Sie hatte, während sie gekämpft hatte, beobachtet, und sie erinnerte sich, sie hatte in diese Tür gesehen, während der Revolvermann ihre Hände benützt hatte, um den Rollstuhl dorthin zu bringen. Sie

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