Der Dunkle Turm 2 - Drei
verstehe deine Liebe und deine Bedürfnisse«, sagte der Revolvermann, »aber ich möchte, daß du dieses Mal mit mir kommst.«
Eddie sah ihn lange Zeit an, als wolle er erst verarbeiten, was er eben gehört hatte.
»Mit dir kommen«, sagte er schließlich verblüfft. »Mit dir kommen! Heiliger Gott, ich glaube, jetzt habe ich wirklich alles gehört. Diedel-dudel-dadel alles. Letztes Mal warst du so entschlossen, daß ich hierbleiben sollte, du warst bereit, das Risiko einzugehen, daß ich dir die Kehle durchschneide. Und dieses Mal möchtest du das Risiko eingehen, daß etwas ihre einfach durchbeißt.«
»Das könnte bereits geschehen sein«, sagte er, obwohl er wußte, daß es nicht so war. Die Herrin mochte verletzt sein, aber er wußte, sie war nicht tot.
Unglücklicherweise wußte das auch Eddie. Eine Woche oder zehn Tage ohne seine Droge hatten seinen Verstand bemerkenswert geschärft. Er deutete auf die Tür. »Du weißt, daß es nicht so ist. Wäre sie tot, wäre das gottverdammte Ding verschwunden. Es sei denn, du hättest gelogen, als du gesagt hast, es würde nur mit uns dreien funktionieren.«
Eddie wollte sich wieder dem Hang zuwenden, aber Rolands Augen hielten ihn fest.
»Also gut«, sagte der Revolvermann. Seine Stimme war beinahe so sanft wie damals, als er an dem haßerfüllten Gesicht und der schreienden Stimme von Detta vorbei zu der Frau gesprochen hatte, die irgendwie dahinter gefangen war. »Sie lebt. Und da das so ist, warum antwortet sie nicht auf deine Rufe?«
»Nun… eines dieser Katzenwesen könnte sie weggeschleppt haben.« Aber Eddies Stimme klang nicht überzeugend.
»Eine Katze hätte sie getötet, gefressen, was sie wollte, und den Rest liegengelassen. Sie hätte die Leiche bestenfalls in den Schatten geschleppt, damit sie heute abend noch einmal zurückkommen und Fleisch fressen kann, das die Sonne nicht verdorben hat. Aber wenn das der Fall wäre, wäre die Tür verschwunden. Katzen sind keine Insekten, die ihre Beute lähmen und fortschleppen, um sie später zu verzehren, das weißt du auch.«
»Das stimmt nicht unbedingt«, sagte Eddie. Einen Augenblick hörte er Odetta sagen: Du hättest trotzdem in der Diskussionsklasse sein sollen, Eddie, und er verdrängte den Gedanken. »Könnte sein, daß sich eine Katze an sie angeschlichen hat, und sie hat versucht, sie zu erschießen, aber die ersten paar Patronen in deinem Revolver waren Fehlzündungen. Verflucht, vielleicht sogar die ersten vier oder fünf. Die Katze geht zu ihr, fällt über sie her, und kurz bevor sie sie tötet… PENG!« Eddie schlug mit der Faust in die Handfläche; er sah das alles so deutlich vor sich, als wäre er Zeuge davon gewesen. »Die Kugel tötet die Katze, oder verwundet sie vielleicht nur, oder verscheucht sie. Was wäre damit?«
Roland sagte behutsam: »Dann hätten wir einen Schuß gehört.«
Eddie konnte einen Augenblick nur stumm dastehen, ihm fiel kein Gegenargument ein. Natürlich hätten sie ihn gehört. Als sie die erste Katze heulen gehört hatten, mußte diese gut fünfzehn, möglicherweise zwanzig Meilen entfernt gewesen sein. Ein Pistolenschuß… Er sah Roland mit plötzlicher Verschlagenheit an. »Vielleicht hast du es«, sagte er. »Vielleicht hast du einen Pistolenschuß gehört, während ich geschlafen habe.«
»Er hätte dich geweckt.«
»Nicht so müde, wie ich war, Mann. Wenn ich schlafe, dann ist es, als wäre ich…«
»Tot«, sagte der Revolvermann im selben behutsamen Tonfall. »Ich kenne das Gefühl.«
»Dann wirst du verstehen…«
»Aber es ist nicht der Tod. Gestern nacht warst du genauso weggetreten, aber als eine dieser Katzen schrie, warst du innerhalb von Sekunden wach und auf den Beinen. Weil du dir um sie Sorgen machst. Da war kein Pistolenschuß, das weißt du ganz genau, Eddie. Du hättest ihn gehört. Weil du dir um sie Sorgen machst.«
»Vielleicht hat sie sie mit einem Stein erschlagen!« brüllte Eddie. »Wie, zum Teufel, soll ich das je herausfinden, wenn ich hier stehe und mit dir streite, anstatt die Möglichkeiten zu überprüfen? Ich meine, sie könnte irgendwo da oben verletzt liegen, Mann! Verletzt oder verblutend! Wie würde es dir gefallen, wenn ich mit dir durch diese Tür gehe und sie stirbt, während wir drüben sind? Wie würde es dir gefallen, wenn du dich umdrehst, und die Tür ist da, und im nächsten Augenblick ist sie nicht mehr da, weil sie nicht mehr ist? Dann wärst du in meiner Welt gefangen, und nicht umgekehrt!« Er stand
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