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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Weise: Henry hatte geweint und diese unfehlbare, unwiderlegbare Entschuldigung vorgebracht, die in totaler Unterwerfung, totaler Kapitulation bestand: Eddie habe recht, er verdiene es nicht zu leben, verdiene es nicht, auch nur Abfall aus dem Rinnstein zu essen. Er würde gehen. Eddie dürfe ihn nie wiedersehen. Er hoffe nur, er würde sich an all die Jahre erinnern…
    Es verblaßte zu einem Dröhnen, das sich nicht sehr vom kiesigen Geräusch der brechenden Wellen unterschied. Roland kannte die Geschichte und sagte nichts. Eddie war es, der die Geschichte nicht kannte, ein Eddie, der zum erstenmal seit etwa zehn Jahren einen klaren Kopf hatte. Eddie erzählte die Geschichte nicht Roland; Eddie erzählte die Geschichte endlich sich selbst.
    Das war gut so. Soweit der Revolvermann sehen konnte, hatten sie Zeit im Überfluß. Mit Reden konnte man sie auf eine Weise ausfüllen.
    Eddie sagte, Henrys Knie hätte ihn verfolgt, das Narbengewebe an seinem Bein (das war natürlich selbstverständlich inzwischen alles verheilt, Henry hinkte kaum noch… es sei denn, er und Eddie stritten; dann schien das Hinken immer schlimmer zu werden); alles, was Henry für ihn aufgegeben hatte, verfolgte ihn, und etwas ungleich Pragmatischeres verfolgte ihn auch: Henry hätte keine Chance auf der Straße. Er wäre wie ein Kaninchen, das man in einem Dschungel voller Tiger aussetzt. Auf sich allein gestellt, würde Henry vor Ablauf einer Woche im Gefängnis oder im Bellevue landen.
    Daher flehte er ihn an, und schließlich tat Henry ihm den Gefallen, sich zurückzuhalten, und sechs Monate später hatte Eddie auch einen goldenen Arm. Von diesem Augenblick an ging es stetig und unausweichlich bergab, bis Eddie auf die Bahamas geflogen war und Roland so unvermutet in sein Leben eingegriffen hatte.
    Ein anderer Mann, der weniger pragmatisch und introspektiver als Roland gewesen wäre, hätte sich vielleicht gefragt (sich selbst, wenn nicht direkt laut): Warum dieser? Warum dieser Mann als erster? Warum ein Mann, der Schwäche oder Seltsamkeit oder regelrechten Untergang zu versprechen scheint?
    Der Revolvermann stellte diese Frage nicht nur nie; sie formulierte sich überhaupt nie in seinem Denken. Cuthbert würde gefragt haben; Cuthbert hatte immer und alles gefragt, Cuthbert war von Fragen vergiftet gewesen, war mit einer auf den Lippen gestorben. Jetzt waren sie dahin, allesamt dahin. Corts letzte Revolvermänner, die dreizehn Überlebenden einer Anfängerklasse, die sechsundfünfzig gezählt hatte, waren alle tot. Alle tot, außer Roland. Er war der letzte Revolvermann, der in einer Welt, die schal und steril und leer geworden war, unablässig weitermachte.
    Dreizehn, erinnerte er sich, hatte Cort am Tag vor der Einweihungszeremonie gesagt. Das ist eine böse Zahl. Und am nächsten Tag war Cort zum erstenmal seit dreißig Jahren nicht bei den Feierlichkeiten dabeigewesen. Seine letzten Schüler waren zu seiner Hütte gegangen, um vor ihm niederzuknien und ihm die schutzlosen Hälse darzubieten und dann aufzustehen und den beglückwünschenden Kuß entgegenzunehmen und ihm zu gestatten, ihre Waffen das erstemal eigenhändig zu laden. Neun Wochen später war Cort tot gewesen. Gift, sagten manche. Zwei Jahre nach seinem Tod hatte der letzte blutige Bürgerkrieg angefangen. Das rote Gemetzel hatte die letzte Bastion von Zivilisation, Licht und Vernunft erreicht und alles, was sie für stark gehalten hatten, mit der Beiläufigkeit einer Welle fortgespült, die die Sandburg eines Kindes vernichtet.
    Er war der letzte, und vielleicht hatte er überlebt, weil die dunkle Romantik in seiner Natur von seinem praktischen Wesen und seiner Schlichtheit übertroffen wurde. Ihm war klar, daß nur drei Dinge zählten: Sterblichkeit, Ka und der Turm.
    Es war ausreichend, darüber nachzudenken.
    Gegen vier Uhr am dritten Tag ihrer Reise nach Norden den konturlosen Strand entlang beendete Eddie seine Geschichte. Das Ufer selbst schien sich nie zu verändern. Wollte man sich vergewissern, daß man überhaupt voran kam, konnte man nur nach links sehen, nach Osten. Dort waren die scharfen Klüfte der Berge weicher und versunkener geworden. Wenn sie weit genug nach Norden gingen, würden die Berge vielleicht zu flachen Hügeln werden.
    Nachdem er seine Geschichte erzählt hatte, verfiel Eddie in Schweigen, und sie gingen eine halbe Stunde oder länger, ohne zu sprechen, weiter. Eddie warf ihm verstohlene Blicke zu. Roland wußte, Eddie merkte nicht, daß er diese

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