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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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und Junkies und möglicherweise sogar böswilligen Außerirdischen sicher war, die in unmittelbarer Nähe des Oberdecks herumfliegen mochten – Außerirdische, denen es jeden Augenblick einfallen konnte, mit atombetriebenen Düsenskiern von ihren UFOs herunterzukommen und kleine Jungs wie Eddie Dean zu entführen. Von daher war es falsch, Henry noch nervöser zu machen, als diese schreckliche Verantwortung ihn ohnehin schon gemacht hatte. Falls Eddie doch einmal etwas tat, das Henry noch nervöser machte, hatte Eddie auf der Stelle damit aufzuhören. Das war die Art, wie er es Henry vergelten konnte, daß dieser soviel Zeit geopfert hatte, um auf Eddie AUFZUPASSEN. Wenn man so darüber nachdachte, sah man ein, daß es ziemlich unfair war, etwas besser als Henry zu machen.
    Und dann gab es noch den unterschwelligen Grund. Dieser Grund (die Welt unter der Welt, könnte man sagen), war noch gewichtiger, weil man ihn niemals aussprechen konnte. Eddie konnte nicht zulassen, daß er in etwas besser als Henry war, denn Henry war größtenteils in nichts gut… abgesehen davon natürlich, auf Eddie AUFZUPASSEN.
    Henry lehrte Eddie, wie man Baseball spielt, auf dem Spielplatz bei dem Mietshaus, wo sie wohnten; dieses lag in einem Betonvorort, wo die Türme von Manhattan wie ein Traum am Horizont aufragten und der Unterhaltsscheck der Sozialhilfe König war. Eddie war acht Jahre jünger als Henry und viel kleiner, aber er war auch viel schneller. Er besaß ein natürliches Gefühl für das Spiel; wenn er mit dem Ball in den Händen auf dem rissigen, unebenen Beton des Spielfelds lief, schienen die Bewegungen in seinen Nervenenden zu zischen. Er war schneller, aber das war nicht der große Knüller. Der Knüller war, er war besser als Henry. Hätte er es nicht an den Ergebnissen der Spiele gesehen, an denen sie manchmal teilnahmen, hätte er es Henrys mörderischen Blicken und den brutalen Schlägen auf den Oberarm entnehmen können, die dieser manchmal hinterher auf dem Nachhauseweg austeilte. Diese Schläge waren angeblich Henrys kleine Scherze – »Und noch einen fürs Zusammenzucken!« rief er manchmal fröhlich, und dann wumm-wumm! mit einem ausgestreckten Knöchel auf Henrys Bizeps –, aber sie waren nicht wie Scherze. Sie waren wie Warnungen. Sie schienen Henrys Art zu sein, zu sagen: Du solltest mich lieber nicht austricksen, so daß ich dumm dastehe, wenn du zum Korb läufst, Bruderherz; du solltest lieber nicht vergessen, daß ich AUF DICH AUFPASSE.
    Dasselbe galt für das Lesen… Baseball… Ring-a-Levio… Mathe… sogar Seilhüpfen, und das war ein Mädchenspiel. Daß er in alledem besser war oder besser sein konnte, war ein Geheimnis, das er um jeden Preis hüten mußten. Weil Eddie der kleine Bruder war. Weil Henry auf ihn AUFPASSTE. Aber der wichtigste Teil des unterschwelligen Grundes war zugleich der einfachste: Das alles mußte geheimgehalten werden, weil Henry Eddies großer Bruder war und Eddie ihn abgöttisch bewunderte.
     
     
    4
     
    Vor zwei Tagen, als Susannah ein Kaninchen häutete und Roland anfing, das Essen zuzubereiten, war Eddie südlich vom Lager im Wald gewesen. Er hatte einen komischen Holzsporn aus einem frischen Stumpf herausragen sehen. Ein unheimliches Gefühl – er vermutete, es war das, was die Leute déjà vu nannten – kam über ihn, und er betrachtete den Sporn, der wie ein unzulänglich geformter Türgriff aussah. Er merkte am Rande, daß sein Mund trocken geworden war.
    Nach mehreren Sekunden wurde ihm klar, daß er den Sporn betrachtete, der aus dem Stumpf ragte, aber an den Hof hinter dem Haus dachte, wo er und Henry gewohnt hatten – er dachte daran, wie sich der warme Beton unter seinem Hintern anfühlte, und an den üblen Gestank des Abfalls in der Tonne um die Ecke. In dieser Erinnerung hielt er ein Stück Holz in der linken Hand und ein Tranchiermesser aus der Schublade in der Spüle in der rechten. Der Holzsporn, der aus dem Stumpf ragte, hatte die Erinnerung an jene kurze Zeit heraufbeschworen, als das Schnitzen seine ganze Liebe gewesen war. Diese Erinnerung war lediglich so tief begraben gewesen, daß er anfangs gar nicht gewußt hatte, worum es sich handelte.
    Beim Schnitzen am meisten gefallen hatte ihm das Sehen, das stattfand, bevor man überhaupt anfing. Manchmal sah man ein Auto oder einen Laster. Manchmal einen Hund oder eine Katze. Einmal, fiel ihm ein, war es das Gesicht eines Götzen gewesen – einer der unheimlichen Monolithen der Osterinsel, die er in

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