Der Dunkle Turm 3 - Tot
aber sie konnten die Heckflosse des Flugzeugs jedesmal sehen, wenn sie sich an diesem Nachmittag umdrehten; sie ragte aus dem hohen Gras heraus wie der Gedenkstein auf dem Grabmal von Lord Perth.
2
An diesem Abend war Jake mit Feuermachen an der Reihe. Als das Holz zur Zufriedenheit des Revolvermanns aufgeschichtet war, gab er Jake Stahl und Feuerstein. »Mal sehen, wie du das machst.«
Eddie und Susannah saßen auf der Seite und hatten einander verliebt die Arme um die Taillen geschlungen. Gegen Ende des Tages hatte Eddie eine hellgelbe Blume am Wegesrand gefunden und für sie gepflückt. Heute abend trug Susannah sie im Haar, und jedesmal, wenn sie Eddie ansah, verzog sie die Lippen zu einem unmerklichen Lächeln, und ihre Augen leuchteten. Roland entging es nicht, und es freute ihn. Ihre Liebe wuchs, wurde stärker. Das war gut. Sie mußte wahrlich stark und unerschütterlich sein, wenn sie die vor ihnen liegenden Monate und Jahre überleben wollte.
Jake schlug einen Funken, doch dieser fuhr Zentimeter am Anfeuerholz vorbei.
»Geh näher mit dem Feuerstein hin«, sagte Roland, »und halt ihn ruhig. Und schlag nicht mit dem Stahl darauf, Jake; kratz daran.«
Jake versuchte es noch einmal, und nun stob der Funke direkt ins Feuerholz. Ein wenig Rauch kräuselte sich hoch, aber keine Flamme.
»Ich glaube, darin bin ich nicht sehr gut.«
»Du kommst schon dahinter. Derweil denk über folgendes nach: Was wird bekleidet, wenn die Nacht hereinbricht, und entkleidet, wenn der Tag beginnt?«
»Hm?«
Roland schob Jakes Hände noch näher zu der kleinen Feuerstelle. »Ich glaube, das steht nicht in deinem Buch.«
»Oh, es ist ein Rätsel!« Jake schlug wieder einen Funken. Diesmal züngelte eine kleine Flamme im Anfeuerholz, die allerdings wieder erlosch. »Kennst du auch ein paar?«
Roland nickte. »Nicht nur ein paar – viele. Als Junge muß ich tausend gekannt haben. Sie gehörten zu meiner Ausbildung.«
»Echt? Warum sollte jemand Rätsel lernen?«
»Vannay, mein Lehrer, hat gesagt, ein Junge, der Rätsel lösen kann, kann um die Ecke denken. Wir führten jeden Freitagnachmittag einen Rätselwettbewerb durch, und der Junge oder das Mädchen, das siegte, durfte die Schule früher verlassen.«
»Hast du oft früher gehen dürfen, Roland?« fragte Susannah.
Er schüttelte den Kopf und lächelte ein wenig. »Ich hatte Spaß an den Rätseln, aber ich war nie sehr gut. Vannay hat gesagt, das läge daran, daß ich zuviel nachdachte. Mein Vater sagte, ich hätte zu wenig Fantasie. Ich glaube, sie hatten beide recht… aber ich finde, mein Vater ist der Wahrheit ein wenig nähergekommen. Ich konnte die Waffe immer schneller ziehen als meine Klassenkameraden, und genauer schießen, aber um Ecken denken konnte ich nie besonders gut.«
Susannah, die genau beobachtet hatte, wie der Revolvermann sich mit den alten Leutchen in River Crossing abgegeben hatte, war der Meinung, daß er sich selbst erniedrigte, sagte aber nichts.
»An Winterabenden fanden manchmal Rätselwettbewerbe im Großen Saal statt. Wenn es nur die Jungmannen waren, hat stets Alain gewonnen. Wenn die Erwachsenen auch mitspielten, war es immer Cort. Er hatte mehr Rätsel vergessen, als wir anderen je kannten, und nach dem Rätselwettbewerb am Jahrmarktstag trug immer Cort die Gans nach Hause. Rätsel besitzen große Macht, und jeder kennt eines oder zwei.«
»Sogar ich«, sagte Eddie. »Zum Beispiel: Warum konnte das tote Baby die Straße überqueren?«
»Das ist dumm, Eddie«, sagte Susannah, aber sie lächelte.
»Weil es auf ein Huhn geschnallt war«, kreischte Eddie und grinste, als Jake zu lachen anfing und das Anfeuerholz verstreute. »Hiarr, hiarr, hiarr, davon kenne ich eine Million, Leute!«
Aber Roland lachte nicht. Er sah sogar ein wenig erbost drein. »Nimm mir nicht übel, wenn ich das sage, Eddie, aber das ist wirklich dumm.«
»Herrgott, Roland, es tut mir leid«, sagte Eddie. Er lächelte immer noch, hörte sich aber ein wenig zerknirscht an. »Ich vergesse immer wieder, daß dein Humor beim Kinderkreuzzug oder wobei auch immer totgeschossen worden ist.«
»Es ist nur so, daß ich Rätsel sehr ernst nehme. Man hat mir beigebracht, die Fähigkeit, sie zu lösen, spricht für einen gesunden und vernünftigen Verstand.«
»Nun, die Werke Shakespeares oder die pythagoreischen Gleichungen werden sie nie ersetzen«, sagte Eddie. »Ich meine, wir wollen es nicht übertreiben.«
Jake sah Roland nachdenklich an. »In meinem
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