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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Wenn wir noch zwei Leute mehr wären, würde ich Jake in eine Sänfte setzen und auf beiden Seiten von Schützen bewachen lassen. Da wir aber nur zu viert sind, gehen wir in einer Reihe. Ich voraus, Jake wird Susannahs Rollstuhl schieben, und du bildest die Nachhut.«
    »Wieviel Ärger? Eine Vermutung.«
    »Nein.«
    »Ich glaube, doch. Du kennst die Stadt nicht, aber du weißt, wie sich die Menschen in deiner Welt verhalten, seit alles langsam auseinanderfällt. Wieviel Ärger?«
    Roland drehte sich zum konstanten Trommeln um und dachte nach. »Vielleicht nicht allzuviel. Ich denke mir, die Kämpfer, die noch dort sind, sind alt und demoralisiert. Vielleicht hast du mit deinen Hoffnungen recht und manche bieten uns sogar ihre Hilfe an, wie die Ka-tet von River Crossing. Vielleicht bekommen wir sie überhaupt nicht zu Gesicht – sie werden uns sehen und feststellen, daß wir Schußwaffen tragen, und dann ducken sie sich vielleicht einfach und lassen uns des Weges ziehen. Wenn das nicht eintrifft, laufen sie hoffentlich wie Ratten fort, wenn wir ein paar niederschießen.«
    »Und wenn sie sich zur Gegenwehr entschließen?«
    Roland lächelte grimmig. »Dann, Eddie, werden wir uns alle an die Gesichter unserer Väter erinnern.«
    Eddies Augen leuchteten in der Dunkelheit, und erneut wurde Roland nachdrücklich an Cuthbert erinnert – Cuthbert, der einmal gesagt hatte, er würde an Geister glauben, wenn er einen mit den Zähnen erwischen konnte; Cuthbert, mit dem er einst Brotkrumen unter dem Galgenbaum ausgestreut hatte.
    »Habe ich alle deine Fragen beantwortet?«
    »Nee – aber ich glaube, diesmal bist du aufrichtig zu mir gewesen.«
    »Dann gute Nacht, Eddie.«
    »Gute Nacht.«
    Eddie drehte sich um und ging weg. Roland sah ihm nach. Jetzt lauschte er, und er konnte ihn hören… aber gerade so. Er wollte selbst zurückgehen, doch dann drehte er sich zur Dunkelheit um, wo Lud lag.
    Er ist das, was die alte Frau einen Pube genannt hat. Sie hat gesagt, daß beide Seiten ihn haben wollen.
    Wirst du ihn diesmal wieder fallenlassen?
    Nein. Diesmal nicht, nie mehr.
    Aber er wußte etwas, das die anderen alle nicht wußten. Nach dem Gespräch, das er gerade mit Eddie geführt hatte, sollte er es ihnen vielleicht sagen… doch er beschloß, das Wissen noch eine Weile für sich zu behalten.
    In der alten Sprache, die einstmals die lingua franca seiner Welt gewesen war, hatten die meisten Worte, wie Khef und Ka, viele Bedeutungen. Das Wort Char jedoch – Char wie in Charlie Tschuff-Tschuff – hatte nur eine.
    Char bedeutete Tod.

V.
Brücke und Stadt
     
    1
     
    Drei Tage später fanden sie das abgestürzte Flugzeug.
    Jake wies am Vormittag als erster darauf hin – ein Aufblitzen von Licht etwa zehn Meilen entfernt, als läge ein Spiegel im Gras. Als sie näher kamen, sahen sie ein großes, dunkles Ding am Straßenrand.
    »Sieht wie ein toter Vogel aus«, sagte Roland. »Ein großer.«
    »Das ist kein Vogel«, sagte Eddie. »Das ist ein Flugzeug. Ich bin ziemlich sicher; das Sonnenlicht spiegelt sich im Cockpit.«
    Eine Stunde später standen sie stumm am Straßenrand und betrachteten das uralte Wrack. Drei fette Krähen standen auf der aufgerissenen Haut des Rumpfes und betrachteten die Neuankömmlinge dreist. Jake klaubte einen Stein vom Straßenrand und warf nach ihnen. Die Krähen stoben davon und krähten beleidigt.
    Eine Tragfläche war bei der Bruchlandung abgebrochen und lag dreißig Meter entfernt – ein Schatten wie ein Sprungbrett im hohen Gras. Der Rest des Flugzeugs war weitgehend unversehrt. Die Cockpitscheibe wies dort einen sternförmigen Sprung auf, wo der Kopf des Piloten dagegengeschleudert worden war. Dort befand sich auch ein großer, rostfarbener Fleck.
    Oy trottete zu der Stelle, wo drei rostige Propellerblätter aus dem Gras ragten, schnupperte daran und kehrte hastig zu Jake zurück.
    Der Mann im Cockpit war eine staubtrockene Mumie in gepolsterter Lederjacke und einem Helm mit einer Spitze obenauf. Seine Lippen existierten nicht mehr, die Zähne waren zu einer letzten Grimasse der Verzweiflung entblößt. Finger, die einmal so dick wie Würste gewesen waren, inzwischen aber nur noch aus Haut und Knochen bestanden, umklammerten den Steuerknüppel. Sein Schädel war eingedrückt, wo er gegen die Scheibe geprallt war, und Roland vermutete, daß die graugrünen Schuppen, die an der linken Gesichtshälfte klebten, die letzten Überreste seines Gehirns waren. Der Kopf des toten Mannes hatte sich nach

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