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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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fragen statt zu befehlen.
    Er drehte sich um und wollte zurückgehen… dann ließ er die Hand auf die Waffe fallen, als er die dunkle Gestalt erblickte, die am Straßenrand stand und ihn ansah. Er zog nicht, aber es war knapp.
    »Ich habe mich gefragt, ob du nach dieser kleinen Vorstellung schlafen kannst«, sagte Eddie. »Die Antwort lautet wohl nein.«
    »Ich habe dich überhaupt nicht gehört, Eddie. Du lernst dazu… aber diesmal hättest du für dein Geschick fast eine Kugel in den Bauch bekommen.«
    »Du hast mich nicht gehört, weil dir zuviel durch den Kopf geht.« Eddie gesellte sich zu ihm, und selbst bei Sternenlicht konnte Roland sehen, daß er Eddie kein bißchen zum Narren gehalten hatte. Sein Respekt für Eddie wuchs weiter. Eddie erinnerte ihn an Cuthbert, aber in vieler Hinsicht hatte er Cuthbert bereits überflügelt.
    Wenn ich ihn unterschätze, dachte Roland, werde ich mir wahrscheinlich eine blutige Pfote holen. Und wenn ich ihn im Stich lasse oder etwas tue, das ihm wie Verrat vorkommt, wird er mich wahrscheinlich töten.
    »Was geht dir durch den Kopf, Eddie?«
    »Du. Wir. Ich möchte etwas wissen. Ich glaube, bis heute bin ich davon ausgegangen, daß du es schon wüßtest. Jetzt bin ich nicht mehr so sicher.«
    »Dann sag es mir.« Er dachte wieder: Wie ähnlich er Cuthbert ist!
    »Wir sind bei dir, weil wir es müssen – das ist unser gottverdammtes Ka. Aber wir sind auch bei dir, weil wir es wollen. Ich weiß, das trifft auf mich und Susannah zu, und ich bin sicher, es gilt auch für Jake. Du hast einen klaren Verstand, mein alter Khef -Kumpel, aber manchmal glaube ich, du hast ihn in einem Luftschutzbunker eingeschlossen, weil man so schwer an ihn rankommt. Ich will ihn sehen, Roland. Ist dir klar, was ich dir sage? Ich will den Dunklen Turm sehen.« Er sah Roland eindringlich ins Gesicht, erblickte offenbar nicht, was er sich erhoffte, und hob verzweifelt die Hände. »Ich will damit sagen, ich möchte, daß du meine Ohren losläßt.«
    »Deine Ohren loslassen?«
    »Ja. Du mußt mich nicht mehr ziehen. Ich komme freiwillig mit. Wir kommen freiwillig mit. Wenn du heute nacht im Schlaf sterben würdest, würden wir dich begraben und allein weiterziehen. Wir würden wahrscheinlich nicht lange durchhalten, aber wir würden auf dem Pfad des Balkens sterben. Verstehst du jetzt?«
    »Ja. Jetzt verstehe ich.«
    »Du sagst, du verstehst mich, und das denke ich auch… aber glaubst du mir auch?«
    Natürlich, dachte er. Wo könntest du sonst hin, Eddie, in dieser dir fremden Welt? Und was könntest du sonst machen? Du würdest einen beschissenen Farmer abgeben.
    Aber das war gemein und ungerecht, und das wußte er auch. Den freien Willen zu schmähen, indem man ihn mit Ka verwechselte, war schlimmer als Blasphemie; es war ermüdend und dumm. »Ja«, sagte er. »Ich glaube dir. Ich glaube dir bei meiner Seele.«
    »Dann hör auf, dich zu benehmen, als wären wir eine Schafherde und du der Schäfer, der hinter uns herspaziert, mit dem Stock winkt und darauf achtet, daß wir nicht dumm von der Straße gehen und in ein Treibsandloch geraten. Öffne dich uns. Wenn wir in der Stadt oder in diesem Zug sterben, dann möchte ich wenigstens mit dem Wissen sterben, daß ich mehr war als nur eine Figur auf deinem Spielbrett.«
    Roland spürte, wie Wut seine Wangen rötete, aber er hatte die Gabe der Selbsttäuschung nie besonders gut beherrscht. Er wußte, er war nicht wütend, weil Eddie sich irrte, sondern weil Eddie ihn durchschaut hatte. Roland hatte gesehen, wie er immer weiter nach vorne gekommen war und dabei sein Gefängnis immer weiter hinter sich gelassen hatte – und Susannah auch, denn sie war ebenfalls eine Gefangene gewesen. Doch er hatte mit dem Herzen nie richtig die Beweise akzeptiert, die ihm seine Sinne zeigten. Sein Herz wollte sie anscheinend immer noch als minderwertige Wesen sehen.
    Roland holte tief Luft. »Revolvermann, ich erflehe deine Verzeihung.«
    Eddie nickte. »Wir laufen in einen ganzen Wirbelsturm von Ärger hinein… das spüre ich, und ich habe Angst. Aber es ist nicht dein Ärger, es ist unser Ärger. Okay?«
    »Ja.«
    »Was meinst du, wie schlimm kann es in der Stadt werden?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nur, wir müssen versuchen, Jake zu beschützen, denn die alte Tante hat gesagt, daß ihn beide Seiten haben wollen. Es kommt ganz darauf an, wie lange wir brauchen, diesen Zug zu finden. Und noch mehr hängt davon ab, was genau passiert, wenn wir ihn gefunden haben.

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