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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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bezeugen, wenn ich sie nicht für immer zum Schweigen gebracht hätte. Wenn du mir jemals… jemals, jemals, jemals… wieder von Lord Perth sprichst, reiß ich dir den Schädel auf und verspeise dein Gehirn. Von dieser Unglücksgeschichte will ich in der Krippe der Grauen nichts hören. Hast du mich verstanden?«
    Er schüttelte Jake wie einen Putzlumpen hin und her, und der Junge brach in Tränen aus.
    »Verstanden?«
    »J-j-ja!«
    »Gut.« Er stellte Jake wieder auf die Füße, und dieser schwankte schwindlig hin und her, wischte sich die tränenden Augen ab und hinterließ dunkle Schmutzschlieren auf den Wangen. »Und jetzt, mein kleines Bübchen, spielen wir hier ein Frage-und-Antwort-Spiel. Ich stelle die Fragen, und du gibst die Antworten. Hast du verstanden?«
    Jake antwortete nicht. Er sah zu einem Lüftungsgitter, das rings um die Kammer verlief.
    Der Ticktackmann nahm Jakes Nase zwischen zwei Finger und drückte brutal. »Hast du mich verstanden?«
    »Ja!« schrie Jake. Er sah mit Augen, die nun nicht nur vor Angst, sondern auch vor Schmerzen tränten, wieder ins Gesicht des Ticktackmannes. Er wollte mit aller Verzweiflung wieder zu dem Lüftungsgitter sehen, wollte sich vergewissern, daß das, was er gesehen hatte, nicht einfach ein Streich seines ängstlichen, überlasteten Verstandes war, aber er wagte es nicht. Er hatte Angst, ein anderer – am wahrscheinlichsten Ticktack selbst – könnte seinem Blick folgen und sehen, was er gesehen hatte.
    »Gut.« Ticktack zog Jake an der Nase zu seinem Sessel und legte wieder ein Bein über die Armlehne. »Dann wollen wir mal ein nettes kleines Schwätzchen halten. Wir fangen mit deinem Namen an, ja? Wie heißt du denn genau, Bübchen?«
    »Jake Chambers.« Mit zugekniffener Nase hörte sich seine Stimme näselnd und nuschelnd an.
    »Und bist du ein Not-Sieh, Jake Chambers?«
    Einen Moment überlegte Jake, ob das eine seltsame Art war, ihn zu fragen, ob er blind war… aber sie konnten doch alle sehen, daß er das nicht war. »Ich verstehe nicht, was…«
    Ticktack schüttelte ihn an der Nase hin und her. »Not-Sieh! Not-Sieh! Hör auf, Spielchen mit mir zu spielen, Junge!«
    »Ich verstehe nicht…«, begann Jake, aber dann sah er das Maschinengewehr, das am Sitz hing, und mußte wieder an die Focke-Wulf denken, die abgestürzt war. Da fügte sich in seinem Verstand alles zusammen. »Nein – ich bin kein Nazi. Ich bin Amerikaner. Das alles war lange, bevor ich geboren wurde, vorbei.«
    Der Ticktackmann ließ Jakes Nase los, aus der sofort das Blut strömte. »Das hättest du mir gleich sagen und dir die Schmerzen ersparen können, Jake Chambers… aber jetzt begreifst du wenigstens, wie wir hier so etwas erledigen, richtig?«
    Jake nickte.
    »Ay. Nun gut! Wir fangen mit den einfachen Fragen an.«
    Jakes Blick wanderte wieder zum Lüftungsgitter. Was er vorhin gesehen hatte, war immer noch da; er hatte es sich nicht nur eingebildet. Zwei Augen mit goldenen Ringen schwebten in der Dunkelheit hinter den Chromlamellen.
    Oy.
    Ticktack schlug ihm ins Gesicht und stieß ihn gegen Schlitzer, der ihn sofort wieder nach vorne schubste. »Wir sind hier in der Schule, Herzblatt«, flüsterte Schlitzer. »Lern deine Lektionen! Und lern sie gut!«
    »Sieh mich an, wenn ich mit dir rede«, sagte Ticktack. »Ich erwarte Respekt, Jake Chambers, sonst kostet es dich die Eier.«
    »Gut.«
    Ticktacks grüne Augen funkelten gefährlich. »Gut was?«
    Jake suchte nach der richtigen Antwort und schob das Wirrwarr der Fragen und die plötzliche Hoffnung beiseite, die in seinem Herzen zu dämmern angefangen hatte. Ihm fiel ein, was ihm auch in seiner eigenen Krippe der Pubes – sonst als Piper School bekannt – die besten Dienste geleistet haben würde. »Gut, Sir?«
    Ticktack lächelte. »Kein schlechter Anfang, Junge«, sagte er, beugte sich nach vorne und stützte die Unterarme auf die Oberschenkel. »Und nun… was genau ist ein Amerikaner?«
    Jake fing an zu sprechen und bemühte sich dabei mit aller Gewalt, nicht zu dem Lüftungsgitter zu sehen.
     
     
    29
     
    Roland steckte den Revolver ein, legte beide Hände auf das Ventilrad und versuchte, es zu drehen. Es bewegte sich nicht. Das überraschte ihn nicht besonders, schuf aber ernsthafte Probleme.
    Oy stand an seinem linken Fuß, sah ängstlich auf und wartete, daß Roland die Tür öffnete, damit sie ihre Suche nach Jake fortsetzen konnten. Doch es nützte dem Revolvermann nichts, einfach hier draußen zu stehen und zu

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