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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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tat das schwerste. Er wartete.
    Oy kam nicht einmal drei Minuten später zurück. Roland nahm ihn aus dem Schacht und setzte ihn auf den Boden. Oy streckte den langen Hals und sah zu ihm auf. »Wie viele, Oy?« fragte Roland. »Wie viele hast du gesehen?«
    Eine Zeitlang dachte Roland, der Bumbler würde ihn nur weiter auf seine ängstliche Weise ansehen. Dann hob er die rechte Pfote zaghaft in die Luft, fuhr die Krallen aus und sah drein, als versuchte er, sich an etwas ungeheuer Kompliziertes zu erinnern. Schließlich klopfte er auf den Stahlboden.
    Eins… zwei… drei… vier. Eine Pause. Dann noch zweimal, rasche und behutsame Laute der ausgefahrenen Krallen auf dem Stahl: fünf, sechs. Oy machte noch eine Pause, senkte den Kopf und sah wie ein Kind aus, das sich einer gewaltigen geistigen Herausforderung gegenüber sieht. Dann klopfte er noch einmal mit der Pfote auf den Stahl und sah dabei zu Roland auf. »Ake!«
    Sechs Graue… und Jake.
    Roland hob Oy hoch und streichelte ihn. »Gut!« murmelte er in Oys Ohr. In Wahrheit war er fast überwältigt vor Überraschung und Dankbarkeit. Er hatte sich etwas davon versprochen, aber diese sorgfältige Antwort war überwältigend. Und er zweifelte nicht, daß Oy genau gezählt hatte. »Guter Boy!«
    »Oy! Ake!«
    Ja, Jake. Das war das Problem. Jake, dem er ein Versprechen gegeben hatte, das er einhalten wollte.
    Der Revolvermann dachte angestrengt auf seine seltsame Weise nach – die Verbindung von trockenem Pragmatismus und wilder Intuition, die er wahrscheinlich von seiner seltsamen Großmutter, Deidre der Irren, bekommen und die ihn all die Jahre am Leben erhalten hatte, während seine Gefährten gestorben waren. Jetzt mußte sie auch Jake das Leben retten.
    Er hob Oy wieder hoch. Er wußte, Jake konnte – konnte – überleben, aber der Bumbler würde mit ziemlicher Sicherheit sterben. Er flüsterte mehrere einfache Worte in Oys gespitztes Ohr, die er immerzu wiederholte. Schließlich verstummte er und setzte ihn in den Luftschacht. »Guter Junge«, flüsterte er. »Geh jetzt. Mach es gut. Mein Herz ist mit dir.«
    »Oy! Erz! Ake!« flüsterte der Bumbler, dann wuselte er wieder in die Dunkelheit.
    Roland wartete darauf, daß die Hölle losbrechen würde.
     
     
    30
     
    Stell mir eine Frage, Eddie Dean von New York. Und es sollte besser eine gute sein… Denn wenn sie nicht gut ist, wirst du mit deiner Frau sterben, woher ihr auch gekommen sein mögt.
    Großer Gott, was sollte man denn auf so etwas antworten?
    Das dunkelrote Licht war ausgegangen; jetzt leuchtete das rosafarbene wieder auf. »Rasch«, drängte die Flüsterstimme des kleinen Blaine. »Er ist schlimmer als jemals zuvor… beeilt euch, sonst tötet er euch!«
    Eddie bekam am Rande mit, daß der Schwarm aufgeschreckter Tauben immer noch durch die Krippe flatterte und einige Kopf voran gegen die Säulen geprallt und tot heruntergefallen waren.
    »Was will er?« flüsterte Susannah dem Lautsprecher und der Stimme des kleinen Blaine zu, die irgendwo dahinter steckte. »Um Himmels willen, was will er?«
    Keine Antwort. Und Eddie konnte spüren, wie der barmherzige Aufschub, der ihnen zuteil geworden war, sich langsam verbrauchte. Er drückte SPRECHEN/HÖREN und sprach hektisch, während ihm der Schweiß an Wangen und Hals hinabfloß.
    Stell mir eine Frage.
    »Also – Blaine! Was hast du denn in den letzten paar Jahren so getrieben? Schätze, du hast die Südostroute mal links liegenlassen, hm? Irgendwelche Gründe? Ist dir nicht nach Fahren zumute gewesen?«
    Kein Laut, abgesehen vom Rascheln und Flattern der Tauben. Im Geiste sah Eddie Ardis schreien, während seine Wangen schmolzen und die Zunge Feuer fing. Eddie spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufrichteten. Angst? Oder zunehmende Elektrizität?
    Rasch… er ist schlimmer als jemals zuvor.
    »Wer hat dich eigentlich gebaut?« fragte Eddie panisch und dachte: Wenn ich nur wüßte, was das Scheißding will! »Möchtest du darüber reden? Waren es die Grauen? Nee… wahrscheinlich die Großen Alten, richtig? Oder…«
    Er verstummte. Jetzt konnte er Blaines Schweigen wie eine Last auf der Haut spüren, wie fleischige, tastende Hände.
    »Was willst du eigentlich?« brüllte er. »Verdammt noch mal, was genau willst du eigentlich hören?«
    Keine Antwort – aber die Knöpfe des Kästchens glommen wieder gefährlich dunkelrot, und Eddie wußte, ihre Zeit war fast abgelaufen. Er konnte in der Nähe ein leises Summen hören – wie von einem

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