Der Dunkle Turm 3 - Tot
verspürte kein Mitleid mehr im Herzen; nur die Kälte und das Wissen, daß er nicht aufhören würde, nicht aufhören konnte, bis es erledigt war.
Donner hallte über die dämmerige Lichtung und prallte von der karstigen Felswand am breiten Ende ab. Die Stahlschlange schlug zwei Purzelbäume und blieb zuckend im Staub liegen. Der größte Mechanismus – der Eddie an den Tonka-Traktor seiner Kindheit erinnert hatte – versuchte zu fliehen. Eddie pustete seine Radarantenne ins Jenseits, während der ›Traktor‹ seinen torkelnden Lauf außerhalb der Furche begann. Er fiel auf die eckige Schnauze, dünne blaue Flämmchen loderten aus den Stahlhöhlen, in denen seine Glasaugen saßen.
Als einzigen Sensor verfehlte er den der Edelstahlratte; dieser Schuß prallte mit einem hohen, moskitoähnlichen Surren von ihrem Metallrücken ab. Sie sprang aus der Furche, schlug einen Halbkreis um das kästchenförmige Ding, welches der Schlange gefolgt war, und rannte mit erstaunlicher Geschwindigkeit über die Lichtung. Sie gab ein wütendes Krächzen von sich, und als sie näher kam, konnte Eddie sehen, daß sie ein Maul voller messerscharfer, langer Punkte hatte. Sie sahen nicht gerade wie Zähne aus – mehr wie die Nadeln einer Nähmaschine, die auf und ab sausten. Nein, überlegte er endlich, mit Welpen hatten diese Geräte wirklich wenig gemein.
»Nimm du es, Roland!« rief er verzweifelt, aber als er einen raschen Blick riskierte, mußte er feststellen, daß Roland immer noch mit überkreuzten Armen dastand und alles mit einem gelassenen, distanzierten Ausdruck beobachtete. Es sah aus, als würde er über Schachprobleme oder alte Liebesbriefe nachdenken.
Die Antenne auf dem Rücken der Ratte senkte sich plötzlich abwärts. Das Ding änderte die Richtung ein wenig und wuselte direkt auf Susannah zu.
Noch ein Schuß, dachte Eddie. Wenn ich verfehle, reißt es ihr das Gesicht weg.
Anstatt zu schießen, ging er einen Schritt nach vorne und kickte, so fest er konnte, nach der Ratte. Er hatte seine Schuhe gegen ein Paar Hirschledermokassins ausgewechselt und spürte den Aufprall bis ins Knie hinauf. Die Ratte stieß ein rostiges, krächzendes Quietschen aus, überschlug sich im Staub mehrmals und landete auf dem Rücken. Eddie konnte ein Dutzend mechanische Stummelbeinchen sehen, die wie Kolben auf und nieder schossen. Jedes endete in einer scharfen Stahlkralle. Diese Krallen kreisten auf Kugellagern so groß wie die Radiergummis auf Bleistiften.
Ein Stahlstab kam aus dem Mittelteil des Roboters und richtete ihn wieder auf. Eddie senkte Rolands Revolver und achtete nicht auf den vorübergehenden Impuls, diesen mit der freien Hand zu stützen. So brachte man vielleicht den Bullen in seiner Welt das Schießen bei, aber hier lief es anders. Wenn ihr vergeßt, daß die Waffe da ist, wenn ihr meint, ihr schießt mit dem Finger, hatte Roland ihnen gesagt, dann seid ihr auf der richtigen Fährte.
Eddie drückte ab. Die winzige Radarantenne, die wieder angefangen hatte, sich zu drehen, um den Gegner zu finden, verschwand in einem blauen Blitz. Die Ratte gab einen erstickten Laut von sich – Gulp! – und fiel tot auf die Seite.
Eddie drehte sich um, und das Herz hämmerte ihm in der Brust. Er konnte sich nicht erinnern, daß er jemals so wütend gewesen war, seit ihm aufging, daß Roland die Absicht hatte, ihn in dieser Welt zu behalten, bis sie den Turm erobert oder verloren hatten… mit anderen Worten, wahrscheinlich bis sie allesamt Wurmfutter waren.
Er richtete die leere Waffe auf Rolands Herz und sagte mit einer belegten Stimme, die er kaum als seine eigene erkannte: »Wenn noch ein Schuß im Zylinder wäre, müßtest du dir ab jetzt keine Gedanken mehr über deinen Scheißturm machen!«
»Hör auf, Eddie!« sagte Susannah schneidend.
Er sah sie an. »Es wollte dich, Susannah, und es wollte dich zu Hackfleisch verarbeiten.«
»Aber es hat mich nicht erwischt. Du hast es erwischt, Eddie. Du hast es erwischt.«
»Was nicht sein Verdienst ist.« Eddie schickt sich an, die Waffe ins Halfter zu stecken, und erinnerte sich zu seinem weiteren Verdruß, daß er nichts hatte, um sie hineinzustecken. Susannah trug den Halfter. »Er und seine Lektionen. Er und seine verdammten Lektionen.«
Rolands gelinde interessierter Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Sein Blick fiel auf einen Punkt über Eddies linker Schulter.
»RUNTER!« schrie er.
Eddie stellte keine Fragen. Wut und Verwirrung waren sofort aus seinem
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