Der Dunkle Turm 3 - Tot
Welt wandern wollte, wo sie drei die einzigen lebenden Menschen zu sein schienen, daß er sich mehr als alles andere wünschte, an der Ecke Broadway und Forty-second Street zu sein, mit den Fingern zu schnippen, einen Chili-Hot-dog zu mampfen und Creedence Clearwater Revival aus den Kopfhörern des Walkman dröhnen zu lassen, während er den Mädchen zusah, die vorübergingen, den unvorstellbar heißen New Yorker Mädchen mit ihren Scher-dich-zum-Teufel-Schmollmündchen und langen Beinen in Miniröcken. Das alles konnte er sagen, bis er blau im Gesicht wurde, aber sein Herz wußte es besser. Es wußte, es hatte ihm gefallen, diese elektronische Menagerie ins Himmelreich zu pusten, jedenfalls so lange das Spiel andauerte und Rolands Revolver sein eigenes Gewitter war, das er in der Hand hielt. Es hatte ihm gefallen, der Roboterratte einen Tritt zu verpassen, auch wenn ihm der Fuß weh tat und er eine Scheißangst gehabt hatte. Auf eine unheimliche Weise schien dieser Teil – Angst zu haben – das Vergnügen noch zu steigern.
Das alles war schlimm genug, aber im Grunde seines Herzens wußte er etwas noch Schlimmeres: Wenn in diesem Augenblick eine Tür vor ihm aufgetaucht wäre, die nach New York zurückführen würde, würde er vielleicht nicht hindurchgehen. Zumindest nicht, bis er den Dunklen Turm mit eigenen Augen gesehen hatte. Er glaubte allmählich, daß Rolands Krankheit ansteckend war.
Während er Susannahs Rollstuhl durch das Dickicht von jungen Erlen schob und die Zweige verfluchte, die ihm ins Gesicht schlugen und versuchten, ihm die Augen auszustechen, konnte sich Eddie zumindest einiges davon selbst eingestehen, und dieses Eingeständnis kühlte sein Blut ein wenig ab. Ich möchte wissen, ob er so aussieht wie in meinem Traum, dachte er. So etwas zu sehen… das wäre wirklich fantastisch.
Aber eine andere Stimme in seinem Inneren meldete sich zu Wort: Ich wette, seine anderen Freunde – die allesamt Namen hatten, als würden sie direkt von der Tafelrunde am Hofe König Artus’ kommen –, ich wette, die haben genau so gedacht, Eddie. Und die sind alle tot. Jeder einzelne.
Er kannte diese Stimme, ob es ihm gefiel oder nicht. Es war die Stimme von Henry, und das machte es schwer, diese Stimme nicht zu hören.
28
Roland balancierte Susannah auf der rechten Hüfte, während er vor dem Metallkubus stand, der wie ein U-Bahn-Eingang aussah, welcher nachts geschlossen war. Eddie ließ den Rollstuhl am Rand der Lichtung stehen und ging hin. Dabei wurden das konstante Brummen und die Vibration unter seinen Füßen immer lauter. Die Maschinen, die dieses Geräusch erzeugten, wurde ihm klar, befanden sich entweder in dem Häuschen oder darunter. Es schien, als hörte er es nicht mit den Ohren, sondern irgendwo tief in seinem Kopf und in den Höhlen der Eingeweide.
»Das ist also eines der zwölf Portale, Roland. Und wohin führt es, nach Disney World?«
Roland schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wohin es führt. Vielleicht nirgendwohin… oder überall. Es gibt vieles in meiner Welt, worüber ich nichts weiß – wie ihr sicher beide schon bemerkt habt. Und manches wußte ich, das sich in der Zwischenzeit verändert hat.«
»Weil die Welt sich weitergedreht hat?«
»Ja.« Roland sah ihn an. »Das ist keine Redensart. Die Welt dreht sich wirklich weiter, und das passiert immer schneller. Gleichzeitig läuft alles ab… alles nutzt sich ab… fällt auseinander…« Er kickte gegen den Kadaver des mechanischen Kästchens, um das zu unterstreichen.
Eddie dachte an das ungelenke Diagramm der Portale, das Roland auf den Boden gemalt hatte. »Ist dies der Rand der Welt?« fragte er fast schüchtern. »Ich meine, es sieht nicht anders aus als sonstwo.« Er lachte ein wenig. »Wenn es hier einen Abgrund gibt, sehe ich ihn nicht.«
Roland schüttelte den Kopf. »So ein Rand ist das nicht. Es ist der Ort, wo ein Balken anfängt. Jedenfalls hat man mir das beigebracht.«
»Balken?« fragte Susannah. »Was für ein Balken?«
»Die Großen Alten haben die Welt nicht geschaffen, aber sie haben sie neu geschaffen. Einige Geschichtenerzähler behaupten, die Balken haben sie gerettet; andere sagen, sie sind der Keim der Zerstörung der Welt. Die Großen Alten haben die Balken geschaffen. Sie sind irgendwie geartete Linien… Linien, die binden … und halten… «
»Sprichst du von Magnetismus?« fragte Susannah vorsichtig.
Sein ganzes Gesicht leuchtete auf und verwandelte die schroffen Furchen
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