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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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noch einen Grund brauchst, der Dicke hier macht wirklich einen guten Kaffee.«
    »Okay«, sagte Jake. »Danke. Mach ich.«
    Aber als er ging, überkam ihn eine Gewißheit: Er würde das Manhattan-Restaurant für geistige Nahrung nie wieder betreten.
     
     
    15
     
    Jake ging langsam die Second Avenue entlang und hielt seine Neuerwerbungen in der linken Hand. Zuerst versuchte er, über das Rätsel nachzudenken – was hatte denn ein Bett und konnte doch nicht schlafen? –, aber diese Frage wurde nach und nach von einem zunehmenden Gefühl der Vorahnung verdrängt. Seine Sinne schienen geschärfter als jemals zuvor in seinem Leben; er sah Milliarden tanzende Fünkchen auf dem Gehweg, roch mit jedem Atemzug tausend vermischte Gerüche und schien auch andere Geräusche, heimliche Geräusche, hinter allem wahrzunehmen, was ihm zu Gehör kam. Er fragte sich, ob sich Hunde vor Gewittern oder Erdbeben so fühlten, und war fast sicher, daß es so sein mußte. Aber der Eindruck, daß das bevorstehende Ereignis nicht schlecht war, sondern gut, daß es das schreckliche Erlebnis ausgleichen würde, das ihm vor drei Wochen widerfahren war, nahm weiter zu.
    Und als er sich jetzt der Stelle näherte, wo der Kurs korrigiert werden würde, überkam ihn wieder das Wissen im voraus.
    Ein Penner wird mich nach einer milden Gabe fragen, und ich gebe ihm das Wechselgeld, das mir Mr. Tower gegeben hat. Und dann kommt ein Plattenladen. Die Tür steht offen, damit frische Luft hinein kann, und wenn ich vorbeigehe, höre ich ein Stück der Stones. Und ich werde mein Ebenbild in vielen Spiegeln sehen.
    Der Verkehr auf der Second Avenue war spärlich. Taxis hupten und sprangen von Spur zu Spur, während der Frühlingssonnenschein auf ihren Windschutzscheiben und dem hellgelben Lack funkelte. Während er darauf wartete, daß die Ampel umschaltete, sah Jake den Bettler an der gegenüberliegenden Ecke von Second und Fifty-second. Dieser saß an der Backsteinmauer eines kleinen Restaurants, und als Jake näher kam, konnte er den Namen des Restaurants lesen: Mamas Mampf-Mampf – Chew Chew Mama’s.
    Tschuff-tschuff, dachte Jake. Und das ist die Wahrheit.
    »Hast ‘n paar Cent?« fragte der Penner müde, und Jake warf ihm das Kleingeld aus der Buchhandlung in den Schoß, ohne sich auch nur umzudrehen. Jetzt konnte er pünktlich die Rolling Stones hören:
     
    »I see a red door and I want to paint it black,
    No colours anymore, I want them to turn black…«
     
    Als er vorüberging, sah er – gleichfalls ohne Überraschung –, daß der Name des Schallplattenladen Tower of Power lautete.
    Es schien, als wären Türme heute im Sonderangebot.
    Jake ging weiter, und die Straßenschilder schwebten wie in der Benommenheit eines Traums an ihm vorbei. Zwischen Forty-ninth und Forty-eighth kam er an einem Geschäft mit Namen Reflections of You – Dein Spiegelbild – vorbei. Er drehte den Kopf und erblickte ein Dutzend Jakes in den Spiegeln, wie er es vorhergesehen hatte – ein Dutzend Jungs, die klein für ihr Alter waren, ein Dutzend Jungs in adretten Schuluniformen: blauer Blazer, weißes Hemd, dunkelrote Krawatte, graue Bundfaltenhose; die Piper School besaß keine offizielle Uniform.
    Piper schien jetzt lange her und weit entfernt zu sein.
    Plötzlich wurde Jake klar, wohin er unterwegs war. Dieses Wissen stieg in seinem Verstand empor wie Wasser aus einer unterirdischen Quelle. Es ist ein Delikatessengeschäft, dachte er. Jedenfalls sieht es so aus. In Wirklichkeit ist es etwas anderes – eine Tür zu einer anderen Welt. Der Welt. Seiner Welt. Der richtigen Welt.
    Er fing an zu laufen und sah erwartungsvoll geradeaus. Die Ampel an der Forty-seventh war gegen ihn, aber er schenkte ihr einfach keine Beachtung, sprang vom Bordstein und sauste mit nur einem oberflächlichen Blick nach links über die weißen Streifen des Fußgängerüberwegs. Ein Klempnerlastwagen hielt mit quietschenden Reifen, als Jake vor das Auto lief.
    »He! Wassollndas? Wassollndas?« schrie der Fahrer, aber Jake achtete nicht auf ihn.
    Nur noch ein Block.
    Jetzt fing er regelrecht an zu sprinten. Die Krawatte flatterte über seiner linken Schulter; das Haar wehte ihm aus der Stirn, seine Schulschuhe hämmerten auf den Gehweg. Er achtete nicht auf die Blicke der Passanten – manche amüsiert, manche nur neugierig –, ebenso wie er den erbosten Schrei des Lastwagenfahrers mißachtet hatte.
    Da vorne – da vorne an der Ecke. Neben dem Schreibwarenladen.
    Da kam ein Bote von

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