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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Empfang doch mit Freude erfüllt.« Er nahm ihre Hand, hob sie ohne eine Spur von Berechnung zu den Lippen und deutete einen Kuss an. Über ihr entzücktes Lachen daraufhin musste er lächeln. Er mochte Olive Thorin auf den ersten Blick, und wahrscheinlich war es auch gut, dass er so jemanden gleich zu Anfang kennen lernte; mit der problematischen Ausnahme von Susan Delgado nämlich sollte er den ganzen Abend über niemanden kennen lernen, den er mochte oder dem er vertraute.
     
     
    6
     
    Es war trotz der Brise vom Meer recht warm, und der Aufseher über Mäntel und Jacken im Foyer sah aus, als hätte er wenig bis gar keinen Zulauf. Roland stellte nicht sonderlich überrascht fest, dass es sich um Hilfssheriff Dave handelte, der seine verbliebenen Haarsträhnen mit einer Art von glänzender Pomade zurückgekämmt hatte und dessen Monokel nun auf der schneeweißen Brust einer Hausdienerjacke lag. Roland nickte ihm zu. Dave, der die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte, erwiderte das Nicken.
    Zwei Männer – Sheriff Avery und ein älterer Herr, der so hager aussah wie der alte Doktor Tod in gewissen Karikaturen – kamen auf sie zu. Hinter ihnen, jenseits einer Doppeltür, deren Flügel nun weit offen standen, wartete ein ganzer Raum voller Menschen, die Punschgläser aus Kristall in Händen hielten, lachten und sich von den Tabletts, die herumgetragen wurden, mit Speisen bedienten.
    Roland hatte gerade noch Zeit, einen verkniffenen Blick auf Cuthbert zu werfen: Alles. Jeder Name, jedes Gesicht… jede Nuance. Besonders diese.
    Cuthbert zog eine Braue hoch – seine diskrete Version eines Nickens –, und dann wurde Roland, ob er wollte oder nicht, in den Abend hineingezogen, sein erster echter Abenddienst als arbeitender Revolvermann. Und er hatte selten härter gearbeitet.
    Der alte Doktor Tod entpuppte sich als Kimba Rimer, Thorins Kanzler und Inventarminister (Roland vermutete, dass letzterer Titel eigens für ihren Besuch erfunden worden war). Er war fast eine Handbreit größer als Roland, der in Gilead schon als groß galt, und seine Haut war so blass wie Kerzenwachs. Kein ungesundes Aussehen; nur blass. Eisengraue Haarsträhnen, fein wie Sommerfäden, umwehten rechts und links den Kopf. Der Schädel war vollständig kahl. Auf seinem Pickel von einer Nase balancierte ein Kneifer.
    »Meine Jungs!«, sagte er, nachdem sie einander vorgestellt worden waren. Er hatte die glatte, traurig aufrichtige Stimme eines Politikers oder Bestattungsunternehmers. »Willkommen in Mejis! In Hambry! Und auf Seafront, unserem bescheidenen Bürgermeisterhaus!«
    »Wenn das bescheiden ist, möchte ich gern den Palast sehen, den Eure Leute bauen würden«, sagte Roland. Es war eine zurückhaltende Bemerkung, mehr höflich als geistreich (normalerweise überließ er geistreiche Bemerkungen Bert), aber Kanzler Rimer lachte lauthals. Ebenso Sheriff Avery.
    »Kommt, Jungs!«, sagte Rimer, als er der Meinung schien, dass er genug Amüsement gezeigt hatte. »Sicherlich erwartet euch der Bürgermeister schon ungeduldig.«
    »Aye«, sagte eine schüchterne Stimme hinter ihnen. Coral, die magere Schwägerin, hatte sich zurückgezogen, aber Olive Thorin stand noch da und hielt die Hände dekorativ vor der Körperregion verschränkt, die einmal ihre Taille gewesen sein mochte. Sie lächelte immer noch ihr hoffnungsvolles, freundliches Lächeln. »Sehr erpicht darauf, euch kennen zu lernen, das ist Hart, wahrlich sehr erpicht. Soll ich sie hinbringen, Kimba, oder…«
    »Nay, nay, du brauchst dir da keine Mühe zu machen, wo du dich doch um so viele andere Gäste kümmern musst«, sagte Rimer.
    »Ich schätze, du hast Recht.« Sie vollführte einen letzten Hofknicks vor Roland und seinen Gefährten, und auch wenn sie dabei immer noch lächelte und Roland dieses Lächeln auch völlig aufrichtig vorkam, dachte er: Sie ist dennoch wegen irgendetwas unglücklich. Irgendwie verzweifelt unglücklich.
    »Meine Herren?«, sagte Rimer. Beim Lächeln entblößte er fast beängstigend große Zähne. »Kommt ihr mit?«
    Er führte sie am grinsenden Sheriff vorbei in den Empfangssaal.
     
     
    7
     
    Roland war eher wenig überwältigt davon; immerhin war er schon im Großen Saal von Gilead gewesen – dem Saal der Großväter, wie er manchmal auch genannt wurde – und hatte sogar einmal auf die große Ballgesellschaft hinabgespäht, die alljährlich dort stattfand, dem so genannten Tanz von Osterling, der das Ende von Weiter Erde und den Beginn

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