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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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fragte Roland.
    »Ich habe keine Meinung«, sagte Cuthbert strahlend. »Nein, überhaupt keine. Meinung ist Politik, und Politik ist ein Übel, durch das mancher Mann gehängt wurde, als er noch jung und hübsch war.« Er beugte sich nach vorn und klopfte mit den Knöcheln auf den Krähenschädel. »Aber dem Wachposten hat er nicht gefallen. Tut mir Leid, es sagen zu müssen, aber unser getreuer Wachposten hält Sheriff Avery für einen Fettsack voller Eingeweide ohne einen einzigen vertrauenswürdigen Knochen im Leib.«
    Roland drehte sich zu Alain um. »Und Ihr, Master Stockworth?«
    Alain überlegte eine Weile, wie es seine übliche Art war, und kaute dabei auf einem Grashalm herum, den er am Wegesrand gepflückt hatte, indem er sich tief aus dem Sattel gebeugt hatte. Schließlich sagte er: »Ich glaube, wenn er uns brennend auf der Straße sehen würde, würde er nicht mal auf uns pissen, um uns zu löschen.«
    Darüber musste Cuthbert herzlich lachen. »Und du, Will, was sagst du, teurer Hauptmann?«
    »Er interessiert mich nicht besonders… aber etwas, was er gesagt hat, schon. Bedenkt man, dass die Pferdeweide, die sie die Schräge nennen, mindestens dreißig Räder lang ist und sich fünf oder mehr bis zur Staubwüste erstreckt, woher hat Sheriff Avery da wohl gewusst, dass wir uns auf dem Abschnitt aufgehalten haben, der zu Croydons Piano Ranch gehört?«
    Sie sahen ihn zuerst überrascht, dann nachdenklich an. Nach einem Augenblick beugte sich Cuthbert nach vorn und klopfte wieder auf den Krähenschädel. »Wir werden beobachtet, und du hast es nicht gemeldet? Kein Abendessen für Sie, Sir, und die Bastonade, wenn so etwas noch einmal vorkommt!«
    Aber sie waren noch nicht weit gekommen, da wichen Rolands Gedanken über Sheriff Avery den weitaus angenehmeren über Susan Delgado. Er würde sie morgen Abend sehen, dessen war er sich ganz sicher. Er fragte sich, ob sie dann das Haar offen tragen würde.
    Er konnte es kaum erwarten, das herauszufinden.
     
     
    5
     
    Und nun standen sie hier, vor dem Haus des Bürgermeisters. Lasst das Spiel beginnen, dachte Roland, war sich aber, noch während ihm der Gedanke durch den Kopf ging, nicht darüber im Klaren, was es bedeutete, und er dachte gewiss nicht an eine Partie Kastell… da noch nicht.
    Die Stallburschen führten ihre Pferde weg, und die drei blieben noch kurz am unteren Ende der Treppe stehen – ziemlich dicht zusammengedrängt, so wie Pferde bei einem Unwetter –, wo das Licht der Fackeln auf ihren Gesichtern spielte. Von innen erklangen Gitarren, Stimmen schwollen zu einer neuerlichen Lachsalve an.
    »Klopfen wir?«, fragte Cuthbert. »Oder machen wir einfach auf und marschieren rein?«
    Roland blieb die Antwort erspart. Die Haupttür der haci wurde aufgerissen, und zwei Frauen kamen heraus, beide in langen Kleidern mit weißen Kragen, die die Jungs an die Kleider erinnerten, welche auch die Viehzüchterfrauen in ihrem Teil der Welt trugen. Sie hatten das Haar mit Netzen zurückgebunden, in denen helle Glasperlen wie Diamanten im Fackellicht funkelten.
    Die untersetztere der beiden kam nach vorn, lächelte und machte einen tiefen Hofknicks. Ihre Ohrringe, die wie quadratisch geschnittene Feuerjuwelen aussahen, blitzten und hüpften auf und ab. »Ihr seid die jungen Männer vom Bund, das seid ihr, und ihr seid willkommen. Guten Abend, junge Herren, und mögen eure Tage auf Erden lang sein!«
    Die Jungen verbeugten sich alle gleichzeitig mit vorgestreckten Stiefeln, und dankten ihr in einem unabsichtlichen Chor, bei dem sie lachte und in die Hände klatschte. Die hoch gewachsene Frau neben ihnen schenkte ihnen ein Lächeln, das so schmal war wie ihre Gestalt.
    »Ich bin Olive Thorin«, sagte die untersetzte Frau, »die Gattin des Bürgermeisters. Und das hier ist Coral, meine Schwägerin.«
    Coral Thorin, die immer noch dieses schmale Lächeln zur Schau trug (sie verzog dabei kaum die Lippen, und ihre Augen waren überhaupt nicht davon betroffen), machte einen angedeuteten Hofknicks. Roland, Cuthbert und Alain verbeugten sich wieder über ihren ausgestreckten Beinen.
    »Ich heiße euch auf Seafront willkommen«, sagte Olive Thorin, und ihr ungezwungenes Lächeln sowie ihr unverhohlenes Staunen über die Ankunft ihrer jungen Besucher aus Innerwelt steigerten ihre Würde und verliehen ihr etwas Freundliches. »Betretet unser Haus mit Freuden. Das sage ich aus vollem Herzen, das tue ich.«
    »Und das werden wir, Madam«, sagte Roland, »haben uns Euer

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