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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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draußen auf der Schräge rumgelaufen; heute können es nicht mehr als achtzig sein.«
    Roland nickte. »Also sprechen wir von vierhundertundzwanzig Tieren.«
    »Oh, es sind mehr«, sagte Renfrew mit einem Lachen. Er griff nach seinem Bierglas, stieß mit der Seite einer von Wetter und Arbeit gegerbten Hand dagegen, warf es um, fluchte, hob es auf und fluchte dann auch noch über den Kellner, der zu langsam herbeieilte, um es nachzufüllen.
    »Es sind mehr?«, drängte Roland, als Renfrew endlich zufrieden gestellt war und den Eindruck erweckte, als könnte er fortfahren.
    »Ihr müsst dran denken, Mr. Dearborn, dass das hier eher Pferdeland als Fischereiland ist. Wir ziehen uns gegenseitig auf, wir und die Fischer, aber es gibt ’ne Menge Schuppenkratzer, die ’nen Klepper hinterm Haus stehn haben oder in den Stallungen der Baronie, falls sie selbst kein Dach haben, um das Pferd bei Regen unterzustellen. Ihr armer Da’ hat ’n Auge auf die Baronieställe gehabt.«
    Renfrew deutete mit dem Kopf auf Susan, die drei Stühle weiter oben auf der gegenüberliegenden Seite von Roland saß – nur eine Tischecke vom Bürgermeister entfernt, der natürlich am Kopfende der Tafel saß. Roland fand ihren Platz sonderbar, besonders eingedenk der Tatsache, dass die Gattin des Bürgermeisters fast am anderen Ende des Tisches saß, mit Cuthbert auf einer Seite und einem Rancher, dem sie noch nicht vorgestellt worden waren, auf der anderen.
    Roland dachte sich, dass ein alter Bursche wie Thorin natürlich gern eine hübsche junge Verwandte neben sich hatte, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken oder sein Auge zu erfreuen, aber es schien dennoch seltsam zu sein. Fast eine Beleidigung für die eigene Frau. Wenn er ihrer Konversation überdrüssig war, warum setzte er sie dann nicht ans Kopfende eines anderen Tisches?
    Sie haben ihre eigenen Bräuche, das ist alles, und die Bräuche auf dem Land gehen dich nichts an. Die irre Pferdezählung, die dieser Mann vornimmt, die geht dich etwas an.
    »Wie viele Pferde sonst noch, was würden Sie sagen?«, fragte er Renfrew. »Alles in allem?«
    Renfrew sah ihn listig an. »’ne ehrliche Antwort wird mir nicht zum Schaden gereichen, oder, Junge? Ich bin ein Mann des Bundes – das bin ich, durch und durch Mann des Bundes, wahrscheinlich werden sie mir Excalibur auf den Grabstein schreiben –, aber ich würde es nicht gern sehen, wenn Hambry und Mejis all ihrer Schätze beraubt würden.«
    »Dazu wird es nicht kommen, Sai. Wie könnten wir euch auch zwingen, etwas aufzugeben, das ihr nicht wollt? Unsere Kräfte sind alle im Norden und Westen zusammengezogen, im Einsatz gegen den Guten Mann.«
    Renfrew dachte darüber nach, dann nickte er.
    »Und möchten Sie mich nicht Will nennen?«
    Renfrew strahlte, nickte und streckte zum zweiten Mal die Hand aus. Er grinste breit, als Roland sie diesmal mit beiden Händen schüttelte, der Griff drüber-und-drunter, den Viehtreiber und Cowboys bevorzugten.
    »Wir leben in schlechten Zeiten, Will, und sie haben schlechte Manieren hervorgebracht. Ich schätze, es gibt noch etwa hundertfünfzig Pferde in und um Mejis. Gute Tiere, meine ich.«
    »Hochkaräter-Bestände.«
    Renfrew nickte, schlug Roland auf den Rücken, kippte sich einen kräftigen Schluck Bier hinter die Binde. »Hochkaräter, aye.«
    Vom Kopfende ihres Tisches ertönte eine Lachsalve. Jonas hatte offenbar etwas Komisches gesagt. Susan lachte rückhaltlos, hatte den Kopf nach hinten gelegt und die Hände vor dem Saphiranhänger verschränkt. Cordelia, die das Mädchen zu ihrer Linken und Jonas zu ihrer Rechten hatte, lachte ebenfalls. Thorin wand sich förmlich in Krämpfen, wippte auf dem Stuhl hin und her und wischte sich die Augen mit einer Serviette ab.
    »Das ist ’n reizendes Kind«, sagte Renfrew. Er sagte es fast ehrerbietig. Roland konnte nicht recht beschwören, ob ein gedämpfter Laut – möglicherweise ein damenhaftes Hmmpf – von seiner anderen Seite erklungen war. Er drehte sich dahin um und sah Sai Thorin, die immer noch ihre Suppe bearbeitete. Er sah wieder zum Kopfende der Tafel.
    »Ist der Bürgermeister ihr Onkel oder vielleicht ihr Vetter?«, fragte Roland.
    Was danach geschah, besaß in seiner Erinnerung eine gesteigerte Klarheit, so als hätte jemand sämtliche Farben und Geräusche der Welt höher eingestellt. Die Samtbahnen hinter Susan schienen plötzlich leuchtender rot zu sein; das krächzende Auflachen von Coral Thorin war wie das Geräusch eines

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