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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Freunde Kühe und Gewehre und Speere und Boote und wer weiß was noch alles zählen würdet«, sagte sie, »aber nicht, dass Er auch die Befürworter des Bundes zählen würde.«
    Sie sah seinen überraschten Gesichtsausdruck und ein verhaltenes Lächeln an seinen Mundwinkeln. Diesmal machte ihn das Lächeln älter, als er sein konnte. Susan dachte darüber nach, was sie gerade gesagt hatte, begriff, was ihm aufgestoßen sein musste, und stieß ein verlegenes Lachen aus. »Meine Tante hat die Angewohnheit, immer wieder in Er und Sie zu verfallen. Mein Vater hat das auch gemacht. Es geht auf eine Sekte des Alten Volkes zurück, die sich Freunde nannte.«
    »Ich weiß. In meinem Teil der Welt existiert das Freundliche Volk noch.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja… oder aye, wenn dir das besser gefällt; ich gewöhne mich daran. Und ich mag, wie die Freunde reden. Es hört sich so reizend an.«
    »Nicht, wenn meine Tante es tut«, sagte Susan und dachte an den Streit wegen des Hemdes zurück. »Um deine Frage zu beantworten – aye, ich bin für den Bund, denke ich. Weil mein Da’ es war. Wenn du mich fragst, ob ich sehr für den Bund bin, dann vermutlich eher nicht. Heutzutage sehen und hören wir wenig von ihm. Hauptsächlich Gerüchte und Geschichten, die Streuner und weit gereiste Handlungsreisende erzählen. Jetzt, wo es keine Eisenbahn mehr gibt…« Sie zuckte die Achseln.
    »Die meisten kleinen Leute, mit denen ich gesprochen habe, scheinen ähnlich zu denken. Aber dein Bürgermeister Thorin…«
    »Er ist nicht mein Bürgermeister Thorin«, sagte sie schärfer als beabsichtigt.
    »Nun ja, der Bürgermeister der Baronie hat uns jede Hilfe zuteil werden lassen, um die wir gebeten hatten, und auch welche, um die wir nicht gebeten hatten. Ich muss nur mit den Fingern schnippen, und schon steht Kimba Rimer vor mir.«
    »Dann schnipp eben nicht damit«, sagte sie und sah sich unwillkürlich um. Sie versuchte zu lächeln, um zu zeigen, dass es ein Scherz gewesen war, aber es gelang ihr nicht besonders gut.
    »Das Stadtvolk, die Fischersleute, die Farmer, die Cowboys… alle sprechen nur gut über den Bund, wenn auch distanziert. Der Bürgermeister jedoch, sein Kanzler und die Mitglieder des Pferdezüchterverbands, Lengyll und Garber und diese Bande…«
    »Ich kenne sie«, sagte sie knapp.
    »Sie sind ausgesprochen zuvorkommend in ihrer Unterstützung. Wenn man den Bund gegenüber Sheriff Avery auch nur erwähnt, springt er bereits im Viereck. Und es scheint, als würde man uns in der guten Stube jeder Ranch ein Getränk aus einem Eld-Gedächtnispokal servieren.«
    »Was für ein Getränk?«, fragte sie leicht spitzbübisch. »Bier? Ale? Graf?«
    »Außerdem Wein, Whiskey und Pettibone«, sagte er, ohne auf ihr Lächeln zu reagieren. »Es sieht fast so aus, als wollten sie alle, dass wir unser Gelübde brechen. Kommt dir das nicht auch seltsam vor?«
    »Aye, ein wenig; vielleicht liegt es aber auch nur an der Gastfreundschaft Hambrys. Wenn in dieser Gegend jemand – zumal ein junger Mann – sagt, dass er einen Eid geschworen hat, halten ihn die Leute für bescheiden und denken nicht, dass er es ernst meint.«
    »Und diese freudige Unterstützung des Bundes bei den Machern und Mächtigen? Wie kommt dir das vor?«
    »Komisch.«
    Und das stimmte auch. Pat Delgados Arbeit hatte ihn fast täglich in Kontakt mit diesen Landbesitzern und Pferdezüchtern gebracht, und eben darum war Susan, die hinter ihrem Da’ hergetapst war, wann immer er sie ließ, jenen auch öfter begegnet. Im Großen und Ganzen hatte sie sie für einen eiskalten Haufen gehalten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass John Croydon oder Jake White einen Steinkrug mit dem Konterfei Arthur Elds zu einem sentimentalen Trinkspruch erhob… schon gar nicht am helllichten Tag, wenn Vieh auf den Markt getrieben und verkauft werden musste.
    Will hatte die Augen unverwandt auf sie gerichtet, als wollte er ihre Gedanken lesen.
    »Aber du siehst die wichtigen Männer wahrscheinlich nicht mehr so oft wie früher«, sagte er. »Als dein Vater noch lebte, meine ich.«
    »Vielleicht nicht… aber lernen Bumbler, rückwärts zu sprechen?«
    Diesmal kein zurückhaltendes Lächeln, diesmal grinste er unverhohlen. Und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Götter, wie hübsch er war! »Ich vermute nicht. Ebenso wenig, wie Katzen ihre Flecken wechseln, wie man bei uns sagt. Und Bürgermeister Thorin spricht nicht über unseresgleichen – mich und meine Freunde – zu dir,

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