Der Dunkle Turm 4 - Glas
fremden Metalls im Granit seiner Sachlichkeit begraben war. Er nahm Liebe eher wie eine Tatsache, nicht wie eine zarte Pflanze, und das machte ihre freundliche Geringschätzung, was sie beide betraf, wirkungslos.
»Ich erflehe deine Verzeihung«, wiederholte er. Er hatte eine Art dickfelliger Sturheit an sich. Das ärgerte sie, amüsierte sie und stieß sie ab, alles gleichzeitig. »Ich bitte dich nicht, meine Liebe zu erwidern, darum habe ich es nicht gesagt. Du hast mir erzählt, deine Angelegenheiten seien kompliziert…« Nun nahm er den Blick von ihr und sah zur Schräge. Er lachte sogar ein bisschen. »Ich habe ihn einen Narren genannt, oder nicht? Dir ins Gesicht. Und wer ist jetzt der Narr?«
Sie lächelte; konnte nicht anders. »Ihr habt auch gesagt, dass er starke Getränke und junge Mädchen liebt.«
Roland schlug sich mit dem Handballen gegen die Stirn. Wenn sein Freund Arthur Heath das gemacht hätte, dann hätte sie es für eine absichtliche, komische Geste gehalten. Aber nicht so bei Will. Sie hatte da so eine Ahnung, als hielte er nicht viel von Komödien.
Wieder herrschte Schweigen zwischen ihnen, diesmal jedoch kein peinliches. Die beiden Pferde, Rusher und Pylon, grasten zufrieden nebeneinander. Wenn wir Pferde wären, wäre das alles viel einfacher, dachte sie und hätte um ein Haar gekichert.
»Mr. Dearborn, Euch ist klar, dass ich einem Arrangement zugestimmt habe?«
»Aye.« Er lächelte, als sie überrascht die Brauen hochzog. »Es ist kein Nachäffen, sondern liegt am Dialekt. Er schleicht sich… einfach ein.«
»Wer hat Euch von meinen Angelegenheiten erzählt?«
»Die Schwester des Bürgermeisters.«
»Coral.« Sie rümpfte die Nase und kam zum Ergebnis, dass sie das eigentlich nicht überraschte. Und sie vermutete, dass es welche gab, die ihre Situation noch derber hätten schildern können. Eldred Jonas, zum Beispiel. Oder Rhea vom Cöos. Am besten ließ sie es dabei bewenden. »Wenn Ihr also versteht, und wenn Ihr mich nicht bittet, Eure… was immer Ihr zu empfinden glaubt, zu erwidern… warum reden wir dann miteinander? Warum habt Ihr mich ausfindig gemacht? Ich dächte doch, es erfüllte Euch mit Unbehagen…«
»Ja«, sagte er, und dann, als würde er eine simple Tatsache feststellen: »Es erfüllt mich mit Unbehagen. Ich kann dich kaum ansehen und dabei einen klaren Kopf bewahren.«
»Dann ist es vielleicht am besten, nicht zu sehen, nicht zu sprechen, nicht zu denken!« Ihre Stimme klang schneidend und ein wenig zitternd zugleich. Wie konnte er den Mut aufbringen, so etwas zu sagen, es einfach, ohne eine Miene zu verziehen, offen auszusprechen? »Warum habt Ihr mir den Blumenstrauß und die Nachricht geschickt? Ist Euch nicht klar, in welche Schwierigkeiten Ihr mich hättet bringen können? Wenn Ihr meine Tante kennen würdet…! Sie hat mich schon nach Euch gefragt, und wenn sie von der Nachricht wüsste… oder uns hier draußen zusammen sehen würde…«
Sie schaute sich um und vergewisserte sich, dass sie immer noch unbeobachtet waren. Sie waren es, jedenfalls soweit sie das feststellen konnte. Er streckte die Hand aus und berührte sie an der Schulter. Als sie ihn wieder ansah, da zog er die Finger zurück, als hätte er etwas Heißes berührt.
»Ich habe gesagt, was ich gesagt habe, damit du es verstehst«, sagte er. »Das ist alles. Ich fühle das, was ich fühle, und du bist nicht dafür verantwortlich.«
Doch, das bin ich, dachte sie. Ich habe dich geküsst. Ich glaube, ich bin mehr als nur ein bisschen dafür verantwortlich, wie wir beide fühlen, Will.
»Was ich beim Tanzen gesagt habe, bedaure ich von ganzem Herzen. Kannst du mir nicht verzeihen?«
»Aye«, sagte sie, und wenn er sie in diesem Augenblick in die Arme genommen hätte, hätte sie es zugelassen, zum Teufel mit den möglichen Folgen. Aber er nahm nur den Hut ab und machte vor ihr eine reizende knappe Verbeugung, und der Wind im Inneren erstarb.
»Danke, Sai.«
»Nenn mich nicht so. Ich hasse es. Mein Name ist Susan.«
»Wirst du mich Will nennen?«
Sie nickte.
»Gut. Susan, ich möchte dich etwas fragen – nicht als der Bursche, der dich beleidigt und gekränkt hat, weil er eifersüchtig war. Es geht um etwas völlig anderes. Darf ich?«
»Aye, ich denke schon«, sagte sie argwöhnisch.
»Bist du für den Bund?«
Sie sah ihn entgeistert an. Mit dieser Frage hatte sie als Allerletztes auf der Welt gerechnet… aber er sah sie ernst an.
»Ich hatte erwartet, dass Ihr und Eure
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