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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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kennen meinen Namen; ich wüsste gern den Ihren.«
    »Nenn mich Walter«, sagte der Mann in Schwarz, und plötzlich verschwand das Lächeln von seinen Lippen. »Der gute alte Walter, das bin ich. Und nun lass uns sehen, wo wir sind und wohin wir gehen. Lass uns, kurz gesagt, palavern.«
     
     
    14
     
    Als Cuthbert in das Schlafhaus zurückkehrte, war die Nacht bereits hereingebrochen. Roland und Alain spielten Karten. Sie hatten das Zimmer aufgeräumt, sodass es fast wie vorher aussah (dank dem Terpentin, das sie in einem Schrank im alten Büro des Aufsehers gefunden hatten, waren die Parolen an den Wänden nur noch rosa Gespenster ihrer selbst), und waren eifrig mit einer Partie Casa Fuerte beschäftigt, oder Heißer Fleck, wie es in ihrem Teil der Welt genannt wurde. Wie auch immer, es handelte sich im Grunde genommen um eine für zwei Spieler ausgelegte Variante von Watch Me, dem Kartenspiel, das in Saloons und Gesindehäusern und an Lagerfeuern gespielt wurde, seit die Welt jung war.
    Roland schaute sofort auf und versuchte, Berts Stimmungswetterlage zu erkunden. Äußerlich war Roland so gleichgültig wie eh und je, er hatte Alain sogar bei einer Partie über vier komplizierte Spiele hinweg ein Patt abgetrotzt, aber innerlich befand er sich in einem Durcheinander von Schmerz und Unentschlossenheit. Alain hatte ihm gesagt, was Cuthbert ihm aufgetragen hatte, als die beiden draußen im Hof gestanden und sich unterhalten hatten, und es waren schreckliche Vorwürfe von einem Freund, auch wenn man sie aus zweiter Hand erfuhr. Am meisten quälte ihn jedoch, was Bert unmittelbar vor seinem Aufbruch gesagt hatte: Du hast deine Unbedachtheit Liebe genannt und Verantwortungslosigkeit zur Tugend erhoben. Bestand auch nur die Möglichkeit, dass er das getan hatte? Er sagte sich immer wieder Nein – dass die Vorgehensweise, die er ihnen befohlen hatte, zwar hart, aber sinnvoll war, die einzig sinnvolle Vorgehensweise. Cuthbert ließ mit seinem Gebrüll nur den Dampf seiner Nervosität ab… und seiner Wut, dass ihr Heim so schändlich entweiht worden war. Und doch…
    Sag ihm, er hat aus den falschen Gründen Recht, und damit läge er durch und durch falsch.
    Das konnte nicht sein.
    Oder doch?
    Cuthbert lächelte und hatte Farbe im Gesicht, als wäre er den größten Teil des Rückwegs galoppiert. Er sah jung, stattlich und lebenssprühend aus. Tatsächlich sah er sogar glücklich aus, so wie der alte Cuthbert – der einem Vogelschädel unaufhörlich fröhlichen Unsinn erzählen konnte, bis ihm jemand sagte, dass er bitte, bitte den Mund halten solle.
    Aber Roland traute dem, was er sah, nicht. Etwas an dem Lächeln stimmte nicht, die Farbe von Berts Wangen konnte Wut statt Gesundheit bedeuten, und das Funkeln in dessen Augen sah mehr nach Fieber als nach Heiterkeit aus. Roland ließ sich im Gesicht nichts anmerken, aber seine Hoffnung schwand. Er hatte gehofft, mit der Zeit würde der Sturm sich von selbst legen, aber das schien nicht passiert zu sein. Er warf Alain einen Blick zu und sah, dass Alain genauso dachte.
    Cuthbert, in drei Wochen wird es vorbei sein. Wenn ich dir das nur sagen könnte.
    Der Gedanke, der als Antwort kam, war verblüffend in seiner Einfachheit: Warum kannst du es nicht?
    Ihm wurde klar, dass er es nicht wusste. Warum hatte er geschwiegen und seine Gedanken für sich behalten? Zu welchem Zweck? War er verblendet gewesen? Götter, war er es gewesen?
    »Hallo, Bert«, sagte er. »Hast du einen angenehmen R…«
    »Ja, sehr angenehm, einen sehr angenehmen Ritt, einen lehrreichen Ritt. Komm mit raus. Ich will dir etwas zeigen.«
    Roland gefiel die dünne Glasur der Ausgelassenheit auf Berts Augen immer weniger, aber er legte seine Karten als fein säuberlichen Fächer verkehrt herum auf die Tischplatte und stand auf.
    Alain zog ihn am Ärmel. »Nein!« Seine leise Stimme klang leicht panisch. »Siehst du denn nicht, wie er aussieht?«
    »Ich sehe es«, sagte Roland. Und verspürte Unbehagen bis ins Innerste.
    Als er auf seinen Freund zuging, der nicht mehr wie ein Freund aussah, überlegte sich Roland zum ersten Mal, dass er Entscheidungen in einem Zustand getroffen hatte, der Trunkenheit gleichkam. Hatte er überhaupt Entscheidungen getroffen? Er war sich da nicht mehr so sicher.
    »Was möchtest du mir zeigen, Bert?«
    »Etwas Wunderbares«, sagte Bert und lachte. Hass klang in dem Lachen mit. Vielleicht sogar Mordlust. »Du wirst dir das genau ansehen wollen. Ich bin mir ganz sicher, dass du das

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