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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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nichts ändern. Ebenso wenig wie sie. Glaubst du mir das?«
    »Ja«, sagte Alain sofort, und nach einem Augenblick sagte auch Cuthbert, fast zögernd: »Aye, Roland.«
    »Ich bin arrogant und dumm gewesen. Wenn dieser Brief ihre Tante erreicht hätte, hätten sie sie in die Verbannung schicken können.«
    »Und uns zum Teufel, per Henkersstrick«, fügte Cuthbert trocken hinzu. »Aber ich weiß, dass das im Vergleich dazu eine Nebensächlichkeit für dich ist.«
    »Was ist mit der Hexe?«, fragte Alain. »Was sollen wir ihretwegen unternehmen?«
    Roland lächelte ein wenig und wandte sich nach Nordwesten. »Rhea«, sagte er. »Was immer sie sonst noch sein mag, sie ist eine erstklassige Unruhestifterin, was? Und Unruhestifter muss man in ihre Schranken weisen.«
    Er schleppte sich mit gesenktem Kopf zum Schlafhaus zurück. Cuthbert schaute Alain an und sah, dass auch Al Tränen in den Augen hatte. Bert streckte die Hand aus. Einen Augenblick sah Alain sie nur an. Dann nickte er – mehr zu sich selbst als zu Cuthbert, wie es schien – und schüttelte sie.
    »Du hast getan, was du tun musstest«, sagte Alain. »Anfangs hatte ich da meine Zweifel, aber jetzt nicht mehr.«
    Cuthbert atmete seufzend aus. »Und ich habe es so getan, wie ich es tun musste. Wenn ich ihn nicht überrascht hätte…«
    »… hätte er dich grün und blau geschlagen.«
    »In viel mehr Farben«, sagte Cuthbert. »Ich hätte wie ein Regenbogen ausgesehen.«
    »Vielleicht sogar wie des Zauberers Regenbogen«, sagte Alain. »Extrafarben ohne Aufpreis.«
    Darüber musste Cuthbert lachen. Die beiden gingen zum Schlafhaus zurück, wo Roland dabei war, Cuthberts Pferd abzusatteln.
    Cuthbert wollte zu ihm gehen und ihm helfen, aber Alain hielt ihn zurück. »Lass ihn eine Weile allein«, sagte er. »Das ist jetzt das Beste.«
    Sie gingen hinein, und als Roland zehn Minuten später folgte, musste er feststellen, dass Cuthbert mit seinem Blatt spielte. Und gewann.
    »Bert«, sagte er.
    Cuthbert sah auf.
    »Wir haben morgen etwas zu erledigen, du und ich. Oben auf dem Cöos.«
    »Werden wir sie umbringen?«
    Roland dachte lange und gründlich nach. Schließlich sah er auf und biss sich auf die Lippen. »Sollten wir vielleicht.«
    »Aye. Sollten wir. Aber werden wir es tun?«
    »Wahrscheinlich nur dann, wenn es sich nicht vermeiden lässt.« Später sollte er diese Entscheidung – wenn es denn eine Entscheidung war – noch bitter bereuen, aber es kam nie eine Zeit, da er sie nicht verstanden hätte. Er war in jenem Herbst in Mejis ein Junge gewesen, kaum älter als Jake Chambers, und die Entscheidung zu töten fiel nur den wenigsten Jungen leicht. »Nur, wenn sie uns dazu zwingt.«
    »Vielleicht wäre es das Beste, wenn sie es tun würde«, sagte Cuthbert. Das waren harte Revolvermannworte, aber er sah besorgt aus, als er sie aussprach.
    »Ja. Vielleicht. Aber es ist nicht wahrscheinlich, nicht bei jemandem, der so arglistig ist wie sie. Sei bereit, in aller Frühe aufzustehen.«
    »Gut. Willst du dein Blatt zurück?«
    »Wo du im Begriff bist, ihn fertig zu machen? Auf keinen Fall.«
    Roland ging an ihnen vorbei zu seiner Pritsche. Dort saß er da und betrachtete seine im Schoß gefalteten Hände. Möglicherweise betete er; möglicherweise dachte er nur konzentriert nach. Cuthbert sah ihn einen Moment lang an, dann beugte er sich wieder über die Karten.
     
     
    16
     
    Die Sonne stand gerade über dem Horizont, als Roland und Cuthbert am nächsten Morgen aufbrachen. Die Schräge, die noch im Frühtau erstrahlte, schien im ersten Sonnenschein in orangefarbenen Flammen zu stehen. Ihr Atem und der Atem der Pferde bildeten Dunstwölkchen in der frostigen Luft. Es war ein Morgen, den keiner der beiden je vergessen würde. Zum ersten Mal in ihrem Leben ritten sie mit ihren geholsterten Revolvern; zum ersten Mal in ihrem Leben ritten sie als Revolvermänner in die Welt.
    Cuthbert sagte kein Wort – er wusste, wenn er erst einmal anfing, würde er endlos seinen üblichen Unsinn plappern –, und Roland war von Natur aus wortkarg. Es kam nur einmal zu einem Gespräch zwischen ihnen, und das war kurz.
    »Ich habe gesagt, dass ich mindestens einen schweren Fehler gemacht habe«, sagte Roland zu ihm. »Einen, den mir dieser Brief…« Er klopfte sich auf die Brusttasche. »… deutlich gemacht hat. Weißt du, was für ein Fehler das war?«
    »Nicht, dass du sie liebst – das nicht«, sagte Cuthbert. »Du nennst es Ka, und so würde ich es auch nennen.« Es war

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