Der Dunkle Turm 4 - Glas
dass Susan lachen musste. Sie konnte nicht anders. Dann machte sie einen tiefen Hofknicks vor den beiden und breitete die Arme aus, als würde sie einen Rock spreizen, den sie nicht trug. »Mögen sie euch doppelt vergönnt sein, Gentlemen.«
Danach sahen sie einander nur an, drei junge Leute, die sich nicht sicher waren, wie es nun genau weitergehen sollte. Roland half ihnen dabei nicht weiter; er saß auf Rusher und beobachtete alles nur genau.
Susan ging zögernd einen Schritt vor und hörte auf zu lachen. Sie hatte noch Grübchen an den Mundwinkeln, aber ihre Augen blickten ängstlich.
»Ich hoffe, ihr hasst mich nicht«, sagte sie. »Ich würde es verstehen – ich habe eure Pläne durchkreuzt –, aber ich konnte nicht anders.« Sie hatte die Arme immer noch ausgebreitet, jetzt hob sie sie und zeigte Alain und Cuthbert die Handflächen. »Ich liebe ihn.«
»Wir hassen dich nicht«, sagte Alain. »Oder, Bert?«
Cuthbert schwieg einen schrecklichen Augenblick lang, sah über Susans Schulter und schien den zunehmenden Dämonenmond zu betrachten. Sie spürte, wie ihr das Herz stehen blieb. Dann fiel sein Blick wieder auf sie, und er schenkte ihr ein so reizendes Lächeln, dass ihr ein verwirrter, aber glasklarer Gedanke (Wenn ich den als Ersten getroffen hätte, begann er) wie ein Komet durch den Kopf schoss.
»Rolands Liebe ist auch meine Liebe«, sagte Cuthbert. Er nahm ihre Hände und zog sie näher, sodass sie wie eine Schwester mit ihren zwei Brüdern zwischen ihm und Alain stand. »Wir sind nämlich Freunde, seit wir Windeln getragen haben, und wir werden Freunde sein, bis einer von uns den Pfad verlässt, um die Lichtung zu betreten.« Dann grinste er wie ein kleines Kind. »So, wie es aussieht, könnte es sein, dass wir das Ende des Pfades alle gemeinsam finden.«
»Und zwar bald«, fügte Alain hinzu.
»Hauptsache«, sagte Susan Delgado abschließend, »meine Tante Cordelia kommt nicht als unsere Anstandsdame mit.«
4
»Wir sind ka-tet«, sagte Roland. »Wir sind eins aus vielen.«
Er sah jeden der Reihe nach an und konnte keinen Widerspruch in ihren Augen lesen. Sie hatten sich in das Mausoleum zurückgezogen, wo ihr Atem aus Mund und Nase Dampfwölkchen bildete. Roland hockte auf den Fersen und sah die drei anderen an, die in einer Reihe auf einer Gebetsbank aus Stein saßen, welche von Skelettblumensträußen in Steingutvasen flankiert wurde. Blütenblätter welker Rosen lagen auf dem Boden verstreut. Cuthbert und Alain, die rechts und links von Susan saßen, hatten die Arme arglos um sie gelegt. Wieder musste Roland an eine Schwester mit ihren beiden fürsorglichen Brüdern denken.
»Wir sind jetzt größer, als wir zuvor waren«, sagte Alain. »Das spüre ich ganz deutlich.«
»Ich auch«, sagte Cuthbert. Er schaute sich um. »Und ein schöner Treffpunkt ist das. Besonders für ein Ka-Tet wie unseres.«
Roland lächelte nicht; Schlagfertigkeit war nie seine starke Seite gewesen. »Reden wir darüber, was in Hambry vor sich geht«, sagte er, »und dann darüber, wie es in unmittelbarer Zukunft weitergehen soll.«
»Also, es ist nämlich so, wir wurden gar nicht hierher geschickt, um eine Mission zu erfüllen«, sagte Alain zu Susan. »Wir wurden von unseren Vätern geschickt, damit wir aus dem Weg sind, das ist alles. Roland hat die Feindschaft eines Mannes erregt, der höchstwahrscheinlich gemeinsame Sache mit John Farson…«
›»Die Feindschaft erregt‹«, sagte Cuthbert. »Das ist ein schöner Ausdruck. Hübsch. Ich werde ihn mir einprägen und bei jeder passenden Gelegenheit an den Mann bringen.«
»Reiß dich zusammen«, sagte Roland. »Ich habe nicht den Wunsch, die ganze Nacht hier zu verbringen.«
»Erflehe deine Verzeihung, o Großmächtiger«, sagte Cuthbert, wenngleich seine Augen alles andere als bußfertig wirkten.
»Wir sind mit Brieftauben hergekommen, um Botschaften zu schicken und zu empfangen«, fuhr Alain fort, »obwohl ich inzwischen glaube, dass die Tauben nur dazu dienten, unsere Eltern wissen zu lassen, dass es uns gut geht.«
»Ja«, sagte Cuthbert. »Was Alain damit sagen will, ist nur, dass wir überrascht wurden. Roland und ich hatten… Unstimmigkeiten… über die weitere Vorgehensweise. Er wollte abwarten. Ich nicht. Jetzt glaube ich auch, dass er im Recht war.«
»Aber aus den falschen Gründen«, sagte Roland trocken. »Egal, wir haben unsere Meinungsverschiedenheiten beigelegt.«
Susan sah fast etwas erschrocken zwischen den beiden
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