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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Cuthbert. »Nicht, weil der Bürgermeister ihr Bruder ist; ich traue der alten Schlampe einfach nur nicht.«
    »Ich kann euch einen besseren Grund als Hart nennen, ihr nicht zu trauen«, sagte Susan. »Meine Tante behauptet, dass die Gute sich mit Eldred Jonas eingelassen hat. Arme Tante Cord! Sie hatte den schlimmsten Sommer ihres Lebens. Und mir dünkt, der Herbst wird auch nicht besser werden. Die Leute werden sie die Tante einer Verräterin schimpfen.«
    »Manche werden es aber auch besser wissen«, sagte Alain. »Das ist immer so.«
    »Schon möglich, aber meine Tante Cordelia gehört zu den Leuten, die nie den guten Klatsch hören. So wenig, wie sie selbst solchen weitergibt. Sie hat sich nämlich auch Hoffnungen auf Jonas gemacht.«
    Cuthbert war wie vom Schlag getroffen. »Hoffnungen auf Jonas! Bei allen fiedelnden Göttern! Kann man sich das vorstellen! Wenn sie Leute wegen schlechten Geschmacks in Liebesdingen aufhängen würden, dann wäre dein Tantchen als eine der Ersten dran, was?«
    Susan kicherte, schlang die Arme um die Knie und nickte.
    »Es wird Zeit, dass wir aufbrechen«, sagte Roland. »Sollte sich etwas ergeben, was Susan umgehend wissen muss, greifen wir auf den roten Stein im Green Heart zurück.«
    »Gut«, sagte Cuthbert. »Gehen wir. Die Kälte hier geht mir sowieso durch Mark und Bein.«
    Roland stand auf und streckte die eingeschlafenen Beine. »Wichtig ist, dass sie beschlossen haben, uns frei herumlaufen zu lassen, während sie ihre Vorbereitungen treffen. Das ist unser Vorteil, und er ist gut. Und jetzt…«
    Alains ruhige Stimme unterbrach ihn. »Da ist noch etwas. Was sehr Wichtiges.«
    Roland ging wieder in die Hocke und sah Alain neugierig an.
    »Die Hexe.«
    Susan zuckte zusammen, aber Roland bellte nur ein ungeduldiges Lachen. »Sie hat nichts mit unserer Sache zu tun, Al – ich sehe nicht, wie das angehen sollte. Ich glaube nicht, dass sie zu Jonas’ Verschwörung gehört…«
    »Ich auch nicht«, sagte Alain.
    »… und Cuthbert und ich haben sie davon überzeugt, über Susan und mich zu schweigen. Wenn nicht, wäre Susans Tante schon längst in die Luft gegangen.«
    »Aber begreifst du denn nicht?«, sagte Alain. »Wem Rhea es gesagt haben könnte, darum geht es nicht. Die Frage ist, wie sie es überhaupt herausgefunden hat.«
    »Es ist rosa«, sagte Susan unvermittelt. Sie berührte mit der Hand ihr Haar, die Stelle, wo die abgeschnittene Strähne langsam nachwuchs.
    »Was ist rosa?«, fragte Alain.
    »Der Mond«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wovon ich rede. Hirnlos wie Kasper und Grete, das bin ich… Roland? Was ist los? Was ficht Ihn an?«
    Roland kauerte nicht mehr auf den Fersen; er hatte sich in eine sitzende Haltung auf dem blütenübersäten Boden fallen lassen. Er sah aus wie ein junger Mann, der sich Mühe gab, nicht ohnmächtig zu werden. Vor dem Mausoleum war das dürre Rascheln von herbstlichem Laub zu hören, und der Ruf einer Nachtschwalbe ertönte.
    »Große Götter«, sagte er mit leiser Stimme. »Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht wahr sein.« Er sah Cuthbert in die Augen.
    Das Gesicht des jungen Mannes hatte jede Spur von Heiterkeit verloren und ein unbarmherziges und berechnendes Urgestein hinterlassen, das selbst seine Mutter nicht wiedererkannt hätte oder nicht hätte wiedererkennen wollen.
    »Rosa«, sagte Cuthbert. »Ist das nicht interessant – dasselbe Wort, das dein Vater kurz vor unserer Abreise erwähnt hat, oder nicht? Er hat uns vor der rosa Kugel gewarnt. Und wir haben es irgendwie für einen Witz gehalten!«
    »Oh!« Alain riss die Augen weit auf. »Oh, du dicke Scheiße!«, stieß er hervor. Ihm wurde klar, was er da gesagt hatte, während er Bein an Bein mit der Liebsten seines besten Freundes saß, und schlug sofort die Hände vor den Mund. Seine Wangen wurden knallrot.
    Susan bemerkte es kaum. Sie sah Roland mit wachsender Furcht und Verwirrung an. »Was?«, fragte sie. »Was wisst ihr? Sagt es mir! Sagt es mir!«
    »Ich würde dich gern noch mal hypnotisieren, wie damals im Weidenwäldchen«, sagte Roland. »Ich will es jetzt gleich tun, bevor wir uns weiter darüber unterhalten und dadurch nur deine Erinnerung trüben.«
    Während er mit ihr sprach, hatte Roland schon eine Hand in die Tasche gesteckt. Nun holte er eine Patrone heraus und ließ sie über den Handrücken tanzen. Sie sah sofort hin, wie Stahl, der von einem Magneten angezogen wurde.
    »Darf ich?«, fragte er.

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