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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Verbeugung. »Geht in Frieden, Jungs. Und kommt gesund wieder.«
    »Lange Tage und angenehme Nächte, Sai«, sagte Alain.
    »Viel Glück«, sagte Cuthbert.
    »Ich hab dich lieb«, sagte Roland.
    Steven nickte. »Danke-sai – ich dich auch. Meinen Segen, Jungs.« Letzteres sagte er mit lauter Stimme, und die beiden anderen Männer – Robert Allgood und Christopher Johns, der in den Tagen seiner wilden Jugend »Chris der Heißsporn« genannt worden war – fügten ebenfalls ihren Segen hinzu.
    Und so ritten die drei dem für sie bestimmten Ende der Großen Straße entgegen, während um sie herum so atemlos wie ein Seufzer der Sommer herrschte. Roland schaute noch einmal zurück und sah etwas, was ihn den Regenbogen des Zauberers völlig vergessen ließ. Es war seine Mutter, die sich gerade aus dem Schlafzimmerfenster ihres Gemachs lehnte: das Oval ihres Gesichts, vom zeitlosen grauen Stein des Westflügels des Schlosses eingerahmt. Die Tränen liefen ihr die Wangen herab, aber sie lächelte und winkte mit einer Hand. Von den dreien sah nur Roland sie.
    Er winkte nicht zurück.
     
     
    8
     
    »Roland!« Ein Ellbogen wurde ihm so fest in die Rippen gestoßen, dass die Erinnerungen, so leuchtend klar sie auch waren, sofort zerstoben und er in die Gegenwart zurückkehrte. Es war Cuthbert. »Tu etwas, wenn du das vorhast! Bring uns aus diesem Totenhaus, bevor ich mir noch die Haut von den Knochen gezittert habe!«
    Roland ging mit dem Mund dicht an Alains Ohr. »Sei bereit, mir zu helfen.«
    Alain nickte.
    Roland wandte sich an Susan. »Als wir das erste Mal an-tet zusammen waren, bist du zum Bach in dem Wäldchen gegangen.«
    »Aye.«
    »Du hast dir etwas von deinem Haar abgeschnitten.«
    »Aye.« Dieselbe verträumte Stimme. »Das habe ich.«
    »Hättest du es ganz abgeschnitten?«
    »Aye, jede Strähne und Locke.«
    »Weißt du, wer dir befohlen hat, es abzuschneiden?«
    Eine lange Pause. Roland wollte sich schon an Alain wenden, da sagte sie: »Rhea.« Pause. »Sie wollte mir eins auswischen.«
    »Ja, aber was ist später passiert? Was ist passiert, als du an der Tür gestanden hast?«
    »Oh, vorher ist noch etwas passiert.«
    »Was?«
    »Ich habe ihr Holz geholt«, sagte sie, um dann zu verstummen.
    Roland sah Cuthbert an, der die Achseln zuckte. Alain spreizte die Hände. Roland wollte ihn schon bitten, die Befragung zu übernehmen, entschied dann aber, dass es noch nicht an der Zeit war.
    »Vergiss jetzt das Holz«, sagte er, »und alles, was vorher war. Wir reden vielleicht später darüber, aber jetzt nicht. Was ist passiert, als du gegangen bist? Was hat sie über dein Haar zu dir gesagt?«
    »In mein Ohr geflüstert. Und sie hatte einen Jesusmenschen.«
    »Was geflüstert?«
    »Ich weiß es nicht. Der Teil ist rosa.«
    Da war es. Er nickte Alain zu. Alain biss sich auf die Lippen. Er sah ängstlich aus, aber als er Susans Hände in die seinen nahm und mit ihr sprach, klang seine Stimme gelassen und beruhigend.
    »Susan? Ich bin es, Alain Johns. Kennst du mich?«
    »Aye – du warst Richard Stockworth.«
    »Was hat dir Rhea ins Ohr geflüstert?«
    Ein Stirnrunzeln, unscharf wie ein Schatten an einem wolkenverhangenen Tag, huschte über ihr Gesicht. »Ich kann es nicht sehen. Es ist rosa.«
    »Du musst es nicht sehen«, sagte Alain. »Sehen wollen wir im Augenblick nicht. Mach die Augen zu, damit du überhaupt nichts sehen kannst.«
    »Sie sind zu«, sagte sie leicht gereizt. Sie hat Angst, dachte Roland. Er verspürte die Regung, Alain zu sagen, dass er aufhören und sie aufwecken solle, beherrschte sich aber.
    »Die im Inneren«, sagte Alain. »Die Augen, die ins Gedächtnis sehen. Mach die zu, Susan. Mach sie um deines Vaters willen zu, und sag mir nicht, was du siehst, sondern was du hörst . Erzähl mir, was sie gesagt hat.«
    Es kam unerwartet und war beängstigend, dass sie die Augen in ihrem Gesicht aufschlug, als sie die in ihrem Gedächtnis schloss. Sie sah Roland mit den Augen einer uralten Statue an und durch ihn hindurch. Roland unterdrückte einen Schrei.
    »Du warst an der Tür?«, fragte Alain.
    »Aye. Das waren wir beide.«
    »Sei wieder dort.«
    »Aye.« Eine verträumte Stimme. Schwach, aber klar. »Selbst mit geschlossenen Augen kann ich das Mondlicht sehen. Groß wie eine Pampelmuse ist er.«
    Es ist die Pampelmuse, dachte Roland. Soll heißen, es ist die rosa Kugel.
    »Und was hörst du? Was sagt sie?«
    »Nein, ich sage etwas.« Die leicht bockige Stimme eines kleinen Mädchens. »Zuerst

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