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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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lange an einem Ort oder in den Händen eines einzelnen, und selbst verzaubertes Glas bricht in gewisser Weise. Aber es könnte sein, dass noch immer drei oder vier Farben des Regenbogens durch unsere traurige Welt rollen. Blau sogar mit ziemlicher Sicherheit. Ein Wüstenstamm Langsamer Mutanten – die Totalen Schweine haben sie sich genannt – besaß sie vor weniger als fünfzig Jahren, aber seitdem ist sie wieder verschwunden. Die grüne und die orange befinden sich angeblich in Lud beziehungsweise Dis. Und dann ist da noch, möglicherweise, die rosa.«
    »Was genau machen sie?«, fragte Roland. »Wozu sind sie gut?«
    »Um zu sehen. Manche Farben vom Regenbogen des Zauberers können angeblich in die Zukunft sehen. Andere sehen in andere Welten – dorthin, wo die Dämonen leben, dorthin, wohin das Alte Volk angeblich verschwunden ist, als es unsere Welt verlassen hat. Diese zeigen möglicherweise auch die verborgenen Türen zwischen den Welten. Andere Farben, heißt es, können tief in unsere Welt hineinschauen und Dinge zeigen, die die Menschen lieber geheim halten würden. Sie sehen niemals das Gute; immer nur das Böse. Niemand weiß mit Sicherheit, wie viel davon Wahrheit ist und wie viel Legende.«
    Er sah sie an, und sein Lächeln verschwand.
    »Aber eines wissen wir: John Farson besitzt angeblich einen Talisman, etwas, das spät nachts in seinem Zelt leuchtet… manchmal vor Schlachten, manchmal vor großen Verlegungen von Truppen und Pferdetransporten, manchmal bevor gewichtige Entscheidungen verkündet werden. Und er leuchtet rosa.«
    »Vielleicht besitzt er elektrisches Licht und hängt nur einen rosa Schal darüber, wenn er betet«, sagte Cuthbert. Er drehte sich, wie um sich zu rechtfertigen, zu seinen Freunden um. »Das soll kein Witz sein; es gibt Leute, die machen so was.«
    »Vielleicht«, sagte Rolands Vater. »Vielleicht ist es nur das, oder etwas Ähnliches. Aber vielleicht ist es auch viel mehr. Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, dass er uns immer wieder besiegt, dass er uns immer wieder entkommt, dass er immer wieder auftaucht, wo man ihn am wenigsten erwartet. Wenn der Zauber in ihm ist und nicht in einem Talisman, den er besitzt, dann mögen die Götter dem Bund gnädig sein.«
    »Wir werden die Augen offen halten, wenn du willst«, sagte Roland, »aber Farson ist im Norden oder Westen. Wir gehen nach Osten.« Als hätte sein Vater das nicht gewusst.
    »Wenn es eine Farbe des Regenbogens ist«, antwortete Steven, »könnte sie überall sein – Osten und Süden sind ebenso wahrscheinlich wie Westen. Er kann sie nämlich nicht die ganze Zeit bei sich haben. Sosehr es ihn auch beruhigen würde. Niemand kann das.«
    »Warum nicht?«
    »Weil solche Kugeln lebendig und sehr hungrig sind«, sagte Steven. »Am Anfang benutzt man sie; am Ende wird man von ihnen benutzt. Falls Farson ein Stück des Regenbogens besitzt, wird er es zuzeiten weggeben müssen, um es nur dann zurückzuholen, wenn er es braucht. Er kennt die Gefahr, es dadurch zu verlieren, aber auch die Gefahr, es zu lange zu behalten.«
    Es gab eine Frage, die Cuthbert und Alain, den Geboten der Höflichkeit folgend, nicht stellen konnten. Roland konnte es, und er stellte sie auch. »Das ist wirklich dein Ernst, Dad, richtig? Du ziehst uns nicht nur auf, oder?«
    »Ich schicke euch in einem Alter fort, in dem viele Jungen immer noch nicht gut schlafen können, wenn ihre Mütter ihnen keinen Gutenachtkuss gegeben haben«, sagte Steven. »Ich gehe davon aus, dass ich euch alle lebend und gesund wiedersehe – Mejis ist ein reizender, stiller Ort, jedenfalls war es das in meiner Jugend –, aber ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. So wie die Dinge in diesen Tagen stehen, kann man gar nichts mehr mit Gewissheit sagen. Ich würde euch nicht mit einem Witz auf den Lippen wegschicken. Mich überrascht, dass du das denkst.«
    »Erflehe deine Verzeihung«, sagte Roland. Ein unbehaglicher Friede herrschte zwischen ihm und seinem Vater, und er wollte ihn nicht brechen. Dennoch brannte er darauf, endlich loszureiten. Rusher tänzelte unter ihm, als erginge es ihm nicht anders.
    »Ich gehe nicht davon aus, dass ihr Jungs Maerlyns Glas zu Gesicht bekommen werdet… aber ich hatte auch nicht erwartet, euch im Alter von vierzehn Jahren mit in eurem Bettzeug versteckten Revolvern wegzuschicken. Hier ist Ka am Werk, und wo Ka am Werk ist, ist alles möglich.«
    Steven nahm ganz bedächtig den Hut ab, trat einen Schritt zurück und machte eine

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