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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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in Reichweite stehen hatte.
    »Alles bereit für morgen?«, fragte Depape.
    Avery maß ihn mit einem halb erbosten, halb lächelnden Blick. »Was soll das für eine Frage sein?«
    »Jonas hat mich geschickt, sie zu stellen«, sagte Depape, worauf das seltsame, nervöse Lächeln von Avery etwas nachließ.
    »Aye, wir sind bereit.« Avery ließ einen feisten Arm über die Waffen schwenken. »Seht Ihr das denn nicht?«
    Depape hätte das alte Sprichwort zitieren können, wonach sich die Güte eines Puddings erst beim Essen erweise, aber wozu? Wenn die drei Bengel sich so hatten nasführen lassen, wie Jonas glaubte, würde alles glatt gehen; wenn nicht, würden sie wahrscheinlich Herk Avery seinen fetten Hintern von den Beinen schneiden und an den erstbesten Vielfraß verfüttern. Roy Depape war das so oder so Jacke wie Hose.
    »Jonas hat mich noch gebeten, Sie daran zu erinnern, dass es früh losgeht.«
    »Aye, aye, wir werden früh da sein«, sagte Avery und nickte. »Diese beiden hier, und sechs weitere gute Männer. Fran Lengyll hat auch darum gebeten, mitkommen zu dürfen. Er hat ein Maschinengewehr.« Letzteres sagte Avery so voller Stolz, als hätte er persönlich das Maschinengewehr erfunden. Dann sah er Depape listig an. »Was ist mit Euch, Sargträger? Wollt Ihr nicht mitkommen? Ich könnte Euch im Handumdrehen zum Hilfssheriff ernennen.«
    »Ich habe eine andere Aufgabe. Wie übrigens Reynolds auch.« Depape lächelte. »Wir haben alle genug Arbeit, Sheriff – immerhin ist Ernte.«
     
     
    11
     
    An diesem Nachmittag trafen sich Susan und Roland in der Hütte im Bösen Gras. Sie erzählte ihm von der Kladde mit den herausgerissenen Seiten, und Roland zeigte ihr, was er in der nördlichen Ecke der Hütte unter einem Stapel schimmelnder Häute versteckt hatte.
    Sie sah es mit großen, ängstlichen Augen an, dann ihn. »Was stimmt nicht? Was vermutet Er, stimmt nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. Alles stimmte… jedenfalls auf den ersten Blick. Und doch hatte er den starken Wunsch verspürt, das zu tun, was er getan hatte, zu verstecken, was er versteckt hatte. Er hatte es nicht aufgrund einer Gabe der Fühlungnahme getan, keineswegs, sondern war nur einer Eingebung gefolgt.
    »Ich glaube, es ist alles in Ordnung… so gut es nur sein kann, wenn sich herausstellen könnte, dass sie uns zahlenmäßig fünfzig zu eins überlegen sind. Susan, unsere einzige Chance besteht darin, sie zu überraschen. Das wirst du doch nicht gefährden, oder? Du hast doch nicht vor, zu Lengyll zu gehen, um die Züchterkladde deines Vaters vor ihm zu schwenken?«
    Sie schüttelte den Kopf. Wenn Lengyll getan hatte, was sie vermutete, würde er in zwei Tagen dafür bezahlen. Es würde wahrlich geerntet werden. Viel Arbeit für den Schnitter. Aber das… das machte ihr Angst, und sie sagte es.
    »Hör zu.« Roland nahm ihr Gesicht in die Hände und sah ihr in die Augen. »Ich versuche nur, vorsichtig zu sein. Wenn es schief geht – und die Möglichkeit besteht –, wirst du höchstwahrscheinlich ungeschoren davonkommen. Du und Sheemie. Wenn das passiert, Susan, dann musst du – muss Sie hierher kommen und meine Waffen nehmen. Bringe Sie sie nach Westen, nach Gilead. Suche Sie meinen Vater. Er wird wissen, dass Sie die ist, für die Sie sich ausgibt, wenn er das hier sieht. Erzähle Sie ihm, was hier passiert ist. Das ist alles.«
    »Wenn Ihm etwas geschieht, Roland, werde ich gar nichts tun können. Außer sterben.«
    Er hatte die Hände noch an ihrem Gesicht. Nun drehte er ihr den Kopf damit sacht von einer Seite auf die andere. »Du wirst nicht sterben«, sagte er. Seine Stimme und seine Augen hatten eine Kälte, die sie nicht mit Angst, sondern mit Ehrfurcht erfüllte. Sie dachte an sein Blut – wie alt es sein und wie kalt es manchmal fließen musste. »Nicht, solange diese Aufgabe nicht erledigt ist. Versprich es mir.«
    »Ich… ich verspreche es, Roland. Das tue ich.«
    »Sag mir laut, was du versprichst.«
    »Ich werde hierher kommen. Deine Revolver holen. Sie deinem Da’ bringen. Ihm sagen, was passiert ist.«
    Er nickte und ließ ihr Gesicht los. Die Umrisse seiner Hände hatten sich auf ihren Wangen abgebildet.
    »Du hast mich erschreckt«, sagte Susan, dann schüttelte sie den Kopf. Das war nicht richtig. »Du erschreckst mich.«
    »Ich kann nicht anders sein, als ich bin.«
    »Und ich wollte dich nicht anders haben.« Sie küsste seine linke Wange, seine rechte Wange, seinen Mund. Sie schob eine Hand in sein Hemd und

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