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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Der junge Mann, der so verliebt gewesen war, dass er ihn auf dem Vorhof der Bar K in den Staub hatte niederstrecken müssen, um ihn an seine Verantwortung zu erinnern… wo genau war dieser junge Mann jetzt? Was hatte ihn verändert und ihm zu diesen beunruhigenden Strähnen weißen Haars verholfen?
    »Wenn wir überleben, was vor uns liegt«, sagte Cuthbert und sah den Revolvermann durchdringend an, »wird sie auf der Straße zu uns stoßen. Oder nicht, Roland?«
    Er sah die Qual in Rolands Gesicht, und da begriff er: Der Liebhaber war da, aber die Kugel hatte ihm die Freude genommen und nur Kummer zurückgelassen. Das, und ein neues Ziel – ja, Cuthbert spürte es genau –, das erst noch benannt werden musste.
    »Ich weiß nicht«, sagte Roland. »Ich hoffe fast nicht, weil wir nie wieder so sein können, wie wir waren.«
    »Was?« Diesmal zügelte Cuthbert sein Pferd tatsächlich.
    Roland sah ihn gelassen an, aber jetzt hatte er Tränen in den Augen.
    »Wir sind Narren des Ka«, sagte der Revolvermann. »Ka ist wie der Wind, sagt Susan.« Er sah zuerst Cuthbert auf seiner linken Seite an, dann Alain auf seiner rechten. »Der Turm ist unser Ka, besonders meines. Aber er ist nicht ihres; und sie nicht meines. So wenig, wie John Farson unser Ka ist. Wir reiten nicht zu seinen Männern, um ihn zu besiegen, sondern nur, weil sie uns im Weg sind.« Er hob die Hände und ließ sie wieder sinken, so als wollte er sagen: Was soll ich euch noch mehr erzählen?
    »Es gibt keinen Turm, Roland«, sagte Cuthbert geduldig. »Ich weiß nicht, was du in dieser Glaskugel gesehen hast, aber es gibt keinen Turm. Na ja, möglicherweise als Symbol – so, wie Arthurs Kelch oder das Kreuz des Jesusmenschen –, aber nicht als etwas Wirkliches, als wirkliches Gebäude…«
    »Doch«, sagte Roland. »Er ist wirklich.«
    Sie schauten ihn unsicher an, sahen aber keinen Zweifel in seinem Gesicht.
    »Er ist wirklich, und unsere Väter wissen es. Jenseits des dunklen Landes – ich kann mich nicht mehr an seinen Namen erinnern, auch so eines der Dinge, die ich vergessen habe – liegt Endwelt, und in Endwelt steht der Dunkle Turm. Seine Existenz ist das große Geheimnis, das unsere Väter bewahren; das hat sie in all den Jahren des Niedergangs der Welt als Ka-Tet zusammengehalten. Wenn wir nach Gilead zurückkehren – falls wir zurückkehren, aber davon bin ich jetzt überzeugt –, werde ich ihnen sagen, was ich gesehen habe, und sie werden meine Worte bestätigen.«
    »Das alles hast du in der Glaskugel gesehen?«, fragte Alain mit vor Ehrfurcht flüsternder Stimme.
    »Ich habe viel gesehen.«
    »Aber nicht Susan Delgado«, sagte Cuthbert.
    »Nein. Wenn wir mit jenen Männern dort fertig sind, und Susan mit Mejis, dann ist ihre Rolle in unserem Ka-Tet zu Ende. In der Kugel hatte ich eine Wahl: Susan und mein Leben als ihr Mann und Vater des Kindes, das sie unter dem Herzen trägt… oder der Turm.« Roland wischte sich das Gesicht mit einer zitternden Hand ab. »Ich hätte mich sofort für Susan entschieden, wenn eines nicht wäre: Der Turm zerfällt, und wenn er einstürzt, wird alles hinweggefegt, was wir kennen. Ein Chaos wird anbrechen, das unsere Vorstellungskraft übersteigt. Wir müssen gehen… und wir werden gehen.« Über seinen jugendlichen, faltenlosen Wangen, unter seiner jugendlichen, faltenlosen Stirn befanden sich die uralten Mörderaugen, die Eddie Dean zuerst im Spiegel der Toilette eines Flugzeugs sehen sollte. Aber nun verschleierten kindliche Tränen sie.
    Seine Stimme jedoch hatte ganz und gar nichts Kindliches.
    »Ich habe mich für den Turm entschieden. Das musste ich. Soll sie ein gutes und langes Leben mit einem anderen leben – das wird sie, mit der Zeit. Was mich betrifft, ich entscheide mich für den Turm.«
     
     
    11
     
    Susan schwang sich auf Pylons Rücken; Sheemie hatte das Pferd schnell zum hinteren Innenhof gebracht, nachdem er die Vorhänge im großen Salon in Brand gesteckt hatte. Olive Thorin ritt einen der Wallache der Baronie, Sheemie saß hinter ihr und hielt Capis Strick in der Hand. Maria machte das hintere Tor auf, wünschte ihnen Glück, und die drei trabten hinaus. Die Sonne neigte sich bereits gen Westen, aber der Wind hatte den Rauch, der zuvor aufgestiegen war, weitgehend verweht. Was immer in der Wüste geschehen sein mochte, jetzt war es vorbei… oder spielte sich auf einer anderen Schicht derselben gegenwärtigen Zeit ab.
    Roland, möge es Ihm gut gehen, dachte Susan. Ich werde Ihn

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