Der Dunkle Turm 4 - Glas
bald wiedersehen, mein Liebster…so bald ich kann.
»Warum reiten wir nach Norden?«, fragte sie, nachdem sie eine halbe Stunde schweigend geritten waren.
»Weil die Küstenstraße am besten ist.«
»Aber…«
»Pst! Sie werden feststellen, dass du fort bist, und zuerst das Haus durchsuchen… das heißt, wenn es nicht niedergebrannt ist. Wenn sie dich dort nicht finden, werden sie nach Westen ausschwärmen, auf der Großen Straße.« Sie sah Susan mit einem Blick an, der nicht viel mit der zaghaften, etwas geschwätzigen Olive Thorin gemein hatte, die die Leute von Hambry kannten… oder zu kennen glaubten. »Wenn ich weiß, dass du diese Richtung einschlagen würdest, werden es auch andere wissen, denen wir aber lieber aus dem Weg gehen sollten.«
Susan schwieg. Sie war zu verwirrt, um zu sprechen, aber Olive schien zu wissen, was sie tat, und dafür war Susan dankbar.
»Bis sie so weit sind, im Westen herumzuschnüffeln, wird es dunkel sein. Heute Nacht verstecken wir uns in einer der Höhlen in den Meeresklippen, etwa fünf Meilen von hier. Ich bin als Tochter eines Fischers aufgewachsen und kenne alle Höhlen, niemand kennt sie besser als ich.« Der Gedanke an die Höhlen, in denen sie als Mädchen gespielt hatte, schien sie aufzumuntern. »Morgen ziehen wir dann nach Westen, wenn du möchtest. Du wirst allerdings leider eine Zeit lang eine dickliche alte Witwe als Anstandsdame haben. Gewöhn dich lieber an den Gedanken.«
»Ihr seid so gut«, sagte Susan. »Ihr solltet Sheemie und mich allein weiterschicken, Sai.«
»Und wohin soll ich zurückkehren? Ich kann nicht einmal zwei zum Küchendienst eingeteilte alte Kuhhirten dazu bringen, meinen Anweisungen zu folgen. Fran Lengyll hat jetzt das Kommando über die Schießerei, und ich brenne nicht darauf, abzuwarten und zu sehen, wie er seine Aufgabe erfüllt. Auch nicht, ob er beschließt, dass er besser dran wäre, wenn er mich für verrückt erklären und in einer haci mit Gittern vor den Fenstern einsperren ließe. Oder soll ich bleiben und abwarten, wie sich Hash Renfrew als Bürgermeister macht, mit den Stiefeln auf meinen Tischen?« Olive lachte wahrhaftig.
»Sai, es tut mir Leid.«
»Uns allen wird später noch eine Menge Leid tun«, sagte Olive, die sich bemerkenswert fröhlich anhörte. »Im Augenblick ist es das Wichtigste, unbemerkt zu diesen Höhlen zu gelangen. Es muss so aussehen, als hätten wir uns in Luft aufgelöst. Halt mal kurz an.«
Olive zügelte ihr Pferd, stellte sich in den Steigbügeln auf, sah nach allen Seiten, um sich ihres Standorts zu versichern, nickte und drehte sich im Sattel herum, damit sie mit Sheemie sprechen konnte.
»Junger Mann, es wird Zeit, dass du deinen getreuen Esel besteigst und zurück nach Seafront reitest. Wenn uns Reiter verfolgen, musst du sie mit ein paar wohlüberlegten Worten von unserer Spur abbringen. Schaffst du das?«
Sheemie sah bestürzt aus. »Ich habe keine wohlüberlegten Wörter, Sai Thorin, wirklich nicht. Ich habe fast überhaupt keine Wörter.«
»Unsinn«, sagte Olive und küsste Sheemie auf die Stirn. »Reite in einem anständigen Trab zurück. Wenn du keine Verfolger siehst, bis die Sonne die Hügel berührt, reitest du wieder nach Norden und folgst uns. Wir werden am Hinweisschild auf dich warten. Weißt du, welches ich meine?«
Sheemie dachte, dass er es wusste, aber es war die äußerste nördliche Grenze seines kleinen kartografierten Stück Lands. »Das rote? Mit dem sombrero drauf und dem Pfeil, der in Richtung Stadt zeigt?«
»Genau das. Vor Einbruch der Dunkelheit wirst du nicht so weit kommen, aber heute Nacht scheint der Mond ziemlich hell. Wenn du nicht gleich kommst, warten wir. Aber du musst zurückkehren und alle Männer, die uns verfolgen, von unserer Spur abbringen. Verstehst du das?«
Sheemie verstand. Er glitt von Olives Pferd, befahl Caprichoso mit einem Zungenschnalzen zu sich und stieg auf, wobei er das Gesicht verzog, als er mit der Stelle den Eselsrücken berührte, wo ihn das Tier gebissen hatte. »So soll es sein, Olive-Sai.«
»Gut, Sheemie. Gut. Dann ab mit dir.«
»Sheemie?«, sagte Susan. »Bitte komm noch einmal kurz zu mir.«
Er gehorchte, drückte den Hut an die Brust und sah mit dem Ausdruck glühender Verehrung zu ihr auf. Susan bückte sich und küsste ihn, nicht auf die Stirn, sondern fest auf den Mund. Sheemie schien einer Ohnmacht nahe zu sein.
»Danke-sai«, sagte Susan. »Für alles.«
Sheemie nickte. Als er sprach, brachte er nicht
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