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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Küche, weg von der Treppe zum Hauptgebäude hin zu den Vorratsräumen am nördlichen Ende des Erdgeschosses. In der Trockenkammer befahl Olive den beiden zu warten. Sie blieb etwa fünf Minuten weg, aber Susan und Maria kam es wie eine Ewigkeit vor.
    Als sie zurückkam, trug Olive einen grellbunten serape, der ihr viel zu groß war – möglicherweise von ihrem Mann, aber Susan fand, dass er auch für den verstorbenen Bürgermeister zu groß aussah. Olive hatte einen Zipfel davon auf der Seite in ihre Jeans gesteckt, damit sie nicht darüber stolperte. Zwei weitere, kleinere und leichtere, hielt sie wie Decken über den Arm gelegt. »Zieht die an«, sagte sie. »Es wird kalt.«
    Sie verließen die Trockenkammer und gingen einen schmalen Dienstbotenaufgang hinauf zum Innenhof. Dort würde Sheemie mit Reittieren auf sie warten, wenn sie Glück hatten (und wenn Miguel noch besinnungslos war). Olive hoffte von ganzem Herzen, dass sie Glück hätten. Sie wollte Susan wohlbehalten aus Hambry fort haben, bevor die Sonne unterging.
    Und bevor der Mond aufging.
     
     
    10
     
    »Susan ist gefangen genommen worden«, sagte Roland zu den anderen, als sie nach Westen zum Hanging Rock ritten. »Das habe ich als Erstes in der Glaskugel gesehen.«
    Er sagte es so geistesabwesend, dass Cuthbert fast die Zügel gerissen hätte. Das war nicht der besessene Liebhaber der vergangenen Monate. Es war, als hätte Roland einen Traum gefunden, auf dem er in der Kugel durch die rosa Luft geritten war, und ein Teil von ihm ihn immer noch reiten würde. Oder ritt der Traum ihn?, fragte sich Cuthbert.
    »Was?«, fragte Alain. »Susan gefangen genommen? Wie? Von wem? Geht es ihr gut?«
    »Von Jonas. Er hat ihr wehgetan, aber nicht sehr. Sie wird wieder gesund… und sie wird überleben. Ich würde auf der Stelle kehrtmachen, wenn ich glaubte, dass ihr Leben wirklich in Gefahr ist.«
    Vor ihnen tauchte der Hanging Rock auf, der aufblitzte und wieder verschwand wie eine Fata Morgana. Cuthbert konnte sehen, wie das Sonnenlicht dunstig von den Tanks reflektiert wurde, und er konnte Männer sehen. Viele Männer. Und viele Pferde. Er tätschelte seinem Reittier den Hals, dann sah er zu Alain, um sich zu vergewissern, dass er Lengylls Maschinengewehr mitgenommen hatte. Hatte er. Cuthbert griff hinter sich und vergewisserte sich, dass die Schleuder da war. Sie war da. Auch sein Munitionsbeutel aus Hirschleder, der neben Stahlkugeln auch noch ein paar Kanonenschläge enthielt, die Sheemie gestohlen hatte.
    Er muss trotzdem jedes Quäntchen Willenskraft aufbringen, um nicht umzukehren, dachte Cuthbert. Diese Erkenntnis fand er tröstlich – manchmal machte Roland ihm nämlich ziemlich Angst. Etwas in ihm war härter als Stahl. Etwas wie Wahnsinn. Wenn es da war, konnte man froh sein, es auf seiner Seite zu haben… aber häufig wünschte man sich, es wäre überhaupt nicht da. Auf keiner Seite.
    »Wo ist sie?«, fragte Alain.
    »Reynolds hat sie zurück nach Seafront gebracht. Sie ist in der Vorratskammer eingesperrt… oder war dort eingesperrt. Was genau der Fall ist, kann ich nicht sagen, weil…« Roland schwieg, dachte nach. »Die Kugel sieht weit, aber manchmal sieht sie mehr. Manchmal sieht sie eine Zukunft, die bereits stattfindet.«
    »Wie kann eine Zukunft bereits stattfinden?«, fragte Alain.
    »Ich weiß nicht, und ich glaube auch nicht, dass es immer so war. Und ich glaube, das hat mehr mit der Welt zu tun als mit Maerlyns Regenbogen. Das Zeitgefüge ist mittlerweile seltsam geworden. Das wissen wir immerhin, oder nicht? Wie manchmal etwas zu… entgleiten scheint. Fast so, als wäre überall eine Schwachstelle, die alles zerbricht. Aber Susan ist in Sicherheit. Das weiß ich, und es genügt mir. Sheemie wird ihr helfen… hilft ihr gerade. Irgendwie hat Jonas unseren Sheemie übersehen, und er ist Susan den ganzen Weg zurück gefolgt.«
    »Guter Sheemie!«, sagte Alain und streckte die Faust in die Luft. »Hurra!« Dann: »Was ist mit uns? Hast du uns in dieser Zukunft gesehen?«
    »Nein. Dieser Teil wurde schnell übersprungen – ich konnte kaum einen Blick darauf werfen, bevor die Kugel mich weitergeführt hat. Weitergeflogen hat, wie es scheint. Aber… ich habe Rauch am Horizont gesehen. Daran kann ich mich erinnern. Es könnte der Rauch der brennenden Tanks gewesen sein oder das Holz vor dem Eyebolt Canyon. Oder beides. Ich glaube, wir werden es schaffen.«
    Cuthbert sah seinen alten Freund auf eine seltsam nachdenkliche Weise an.

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