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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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kopfüber von dem Wallach – mit einem schwarzen Loch im orangefarbenen Streifen ihres serape, dem Streifen über ihrem Herzen.
    Susan hörte sich selbst schreien. Der Laut schien wie aus weiter Ferne zu kommen. Sie hätte vielleicht noch eine Weile geschrien, doch da hörte sie Ponyhufe hinter den Männern auf der Straße näher kommen… und wusste es. Noch bevor der Mann mit dem schiefen Auge zur Seite wich und ihr den Blick freigab, wusste sie es, und ihr Schrei verstummte.
    Das erschöpfte Pony das die Hexe nach Hambry gebracht hatte, war durch ein frisches ersetzt worden, aber es war derselbe Karren mit denselben goldenen magischen Symbolen und derselben Fahrerin. Rhea hielt die Zügel in ihren blassen Klauen, drehte den Kopf von einer Seite zur anderen wie ein rostiger alter Roboter und grinste Susan humorlos an. Grinste wie eine Leiche.
    »Hallo, mein kleines Liebchen«, sagte sie und nannte Susan damit genau so wie vor all diesen Wochen und Monaten in jener Nacht, als sie zu der Hexenhütte gekommen war, um ihre Ehrbarkeit unter Beweis zu stellen. In der Nacht, als Susan vor lauter Übermut fast nur gerannt war. Unter dem Licht des Kussmonds war sie gekommen, ihr Blut nach der Anstrengung in Wallung, ihre Haut gerötet; sie hatte »Careless Love« gesungen.
    »Deine Spießgesellen und Fickpartner haben meine Kugel gestohlen, musst du wissen«, sagte Rhea und brachte das Pony mit einem Schnalzen wenige Schritte vor den Reitern zum Stehen. Selbst Reynolds sah nervös auf sie hinab. »Haben mein schönes Zauberding genommen, das haben die bösen Buben getan. Die bösen, bösen Buben. Aber solange ich sie hatte, hat sie mir viel gezeigt, aye. Sie sieht fern, und in mehr als einer Hinsicht. Das meiste habe ich vergessen… aber nicht, welchen Weg du nehmen würdest, mein Liebchen. Nicht, welchen Weg diese alte tote Schlampe, die dort am Wegrand liegt, dich führen würde. Und nun musst du in die Stadt zurück.« Ihr Grinsen wurde breiter, wurde zu etwas Unaussprechlichem. »Es ist Zeit für den Jahrmarkt, wohlgemerkt.«
    »Lasst mich gehen«, sagte Susan. »Lasst mich gehen, wenn Ihr Euch nicht vor Roland von Gilead rechtfertigen wollt.«
    Rhea beachtete sie nicht und wandte sich an Reynolds. »Bindet ihr die Hände vor dem Körper, und schafft sie hinten in den Karren. Es warten Leute, die sie sehen wollen. Sie wollen sie gut sehen können, und genau das werden sie auch bekommen. Wenn ihre Tante ihre Sache gut gemacht hat, werden eine Menge Leute in der Stadt sein. Schafft sie herauf, und macht eure Sache gut.«
     
     
    14
     
    Alain hatte Zeit für einen klaren Gedanken: Wir hätten ihnen aus dem Weg gehen können – wenn es stimmt, was Roland sagt, dann kommt es nur auf das Glas des Zauberers an, und das haben wir ja bereits. Wir hätten ihnen aus dem Weg gehen können.
    Aber natürlich war das unmöglich. Hundert Generationen Revolvermannblut sprachen dagegen. Turm oder kein Turm, man durfte den Dieben ihre Beute nicht überlassen. Nicht, wenn man sie aufhalten konnte.
    Alain beugte sich nach vorn und sprach seinem Pferd ins Ohr. »Ein Zucken oder Aufbäumen, wenn ich schieße, und ich schlag dir den verdammten Schädel ein.«
    Roland führte sie an, weil er mit seinem kräftigeren Pferd der Schnellere war. Die erste Gruppe von Männern – fünf oder sechs zu Pferd; ein weiteres Dutzend zu Fuß war damit beschäftigt, ein Paar Ochsen zu untersuchen, die die Tanks hergezogen hatten – starrte ihn dümmlich an, bis er zu schießen anfing, und dann stoben sie auseinander wie die Wachteln. Er erwischte die Reiter alle ohne Ausnahme; ihre Pferde flohen fächerförmig auseinander und schleiften ihre Zügel nach (und, in einem Fall, einen toten Soldaten). Irgendwo schrie jemand: »Verwüster! Verwüster! Auf die Pferde, ihr Narren!«
    »Alain!«, rief Roland, während sie heranstürmten. Vor den Tankwagen scharten – rotteten – sich etwa zehn Reiter und bewaffnete Männer zu einer behelfsmäßigen Verteidigungslinie zusammen. »Jetzt! Jetzt!«
    Alain hob das Maschinengewehr, stemmte sich den rostigen Metallkolben an die Schulter und rief sich das wenige, was er über automatische Feuerwaffen wusste, ins Gedächtnis: tief halten, schnell und ruhig schwenken.
    Er drückte den Abzug, und das Schnellfeuergewehr bellte in der staubigen Luft, der Rückstoß hämmerte ihm als Folge rascher Stöße gegen die Schulter, und aus dem Ende des perforierten Laufs züngelte grelles Feuer. Alain schwenkte die Waffe von

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