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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Tropfen Regen gefallen.
    »Cuthbert«, sagte er. »Schwefelhölzer.«
    Cuthbert gab ihm ein paar. So breit, wie er grinste, war es ein Wunder, dass sie ihm nicht aus dem Mund gefallen waren. »Wir haben ihnen einen heißen Tag bereitet, was, Roland? Aye!«
    »Das haben wir wahrhaftig«, sagte Roland, der ebenfalls grinste. »Los jetzt. Nach hinten zu dem steilen Pfad.«
    »Lass es mich machen«, sagte Cuthbert. »Bitte, Roland, geh du mit Alain, und lass mich bleiben. Ich bin im Grunde meines Herzens ein Feuerteufel, schon immer gewesen.«
    »Nein«, sagte Roland. »Das ist meine Aufgabe. Widersprich mir nicht. Geh. Und sag Alain, dass er auf die Glaskugel aufpassen soll, egal, was passiert.«
    Cuthbert sah ihn noch einen Moment lang an, dann nickte er. »Warte nicht zu lange.«
    »Nein.«
    »Möge dir das Glück hold sein, Roland.«
    »Und dir zwiefach.«
    Cuthbert lief davon; seine Stiefel knirschten auf dem Geröll am Boden des Canyons. Er erreichte Alain, der Roland mit erhobener Hand grüßte. Roland nickte und duckte sich, als eine Kugel so dicht an seiner Schläfe vorbeizischte, dass seine Hutkrempe bebte.
    Er duckte sich links der Öffnung ins Gestrüpp und spähte hinaus, wobei ihm der Wind frontal ins Gesicht wehte. Latigos Männer kamen schnell näher. Schneller, als er erwartet hatte. Wenn der Wind die Schwefelhölzer ausblies…
    Vergiss die Wenns. Harre aus, Roland… harre aus… warte bis sie da sind…
    Er hielt aus, kauerte dort mit einem Streichholz in jeder Hand und spähte durch das Dickicht der verflochtenen Äste hindurch. Der kräftige Geruch von Mesquite stieg ihm in die Nase. Nicht weit dahinter war der Geruch von brennendem Öl. Das Heulen der Schwachstelle hallte in seinem Kopf wider und machte ihn benommen, sich selbst fremd. Er musste daran denken, wie es in dem rosa Sturm gewesen war, als er durch die Luft flog… wie er von der Vision Susans weggerissen worden war. Den Göttern sei gedankt für den guten Sheemie, dachte er abwesend. Er wird dafür sorgen, dass sie den Tag an einem sicheren Ort verbringt. Aber das gierige Heulen der Schwachstelle schien ihn zu verspotten und zu fragen, ob es nicht noch mehr zu sehen gegeben habe.
    Inzwischen legten Latigo und seine Männer die letzten dreihundert Schritte Entfernung zum Eingang des Canyons in gestrecktem Galopp zurück, und diejenigen, die nachfolgten, holten rasch auf. Für die Ersten würde es schwer sein, plötzlich anzuhalten, ohne niedergetrampelt zu werden.
    Es war an der Zeit. Roland steckte sich eines der Schwefelhölzer zwischen die Zähne und riss es an. Es flammte auf und ließ einen heißen und ätzenden Funken auf das feuchte Bett seiner Zunge regnen. Bevor der Kopf des Schwefelhölzchens abbrennen konnte, hielt Roland es an das Pulver im Graben. Das Pulver fing sofort Feuer, und eine gelbe Spur lief unter dem nördlichen Ende des Gestrüpps hindurch.
    Er sprang auf die andere Seite der Öffnung – die breit genug war, dass zwei Pferde sie Seite an Seite passieren konnten – und hatte das zweite Schwefelholz bereits zwischen den Zähnen. Sobald er etwas windgeschützt stand, riss er es an, ließ es ins Pulver fallen, hörte das sprühende Zischen, drehte sich um und rannte los.
     
     
    20
     
    Mutter und Vater, war Rolands erster, schockierter Gedanke – so tiefe und unerwartete Erinnerungen, dass sie wie ein Schlag ins Gesicht waren. Am Saroni-See.
    Wann waren sie dort gewesen, am malerischen Saroni-See im nördlichen Teil der Baronie Gilead? Daran konnte sich Roland nicht erinnern. Er wusste nur, dass er sehr klein gewesen war und es dort einen wunderschönen Sandstrand gab, wo er spielen konnte, geradezu vollkommen für einen ehrgeizigen jungen Burgenbauer wie ihn. Das hatte er an einem Tag ihrer
    (Ferien? Waren es Ferien? Haben meine Eltern tatsächlich einmal Ferien gemacht?)
    Reise gemacht und aufgeschaut, weil ihn etwas – möglicherweise nur die Schreie der Vögel, die über dem See kreisten – veranlasst hatte aufzuschauen, und da standen seine Mutter und sein Vater, Gabrielle und Steven Deschain, am Ufer, hatten die Arme umeinander gelegt und sahen unter dem blauen Sommerhimmel auf das blaue Wasser hinaus. Das Herz war ihm übergegangen vor Liebe zu ihnen! Unendlich war die Liebe, mit Hoffnung und Erinnerung verflochten wie ein Zopf mit drei kräftigen Strängen, der Helle Turm im Leben jeder Menschenseele.
    Aber jetzt verspürte er keine Liebe, sondern nur Grauen. Die Gestalten, die vor ihm standen, als er

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