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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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links nach rechts und ließ das Visier über die schreienden, auseinander stiebenden Verteidiger und über die hohen Stahlwandungen der Tanks gleiten.
    Der dritte Tank explodierte tatsächlich von selbst. Das Geräusch, das er von sich gab, glich keiner Explosion, die Alain je gehört hatte: ein kehliges, muskulöses Ratschen, von einem gleißenden Blitz orangeroten Feuers begleitet. Der Stahlmantel schoss in zwei Teilen empor. Einer wirbelte dreißig Meter hoch durch die Luft und landete dann als lodernd brennender Klumpen auf dem Wüstenboden; der andere schoss auf einer fettigen schwarzen Rauchsäule kerzengerade in den Himmel. Ein brennendes Holzrad wirbelte durch die Luft wie ein Teller und fiel, Funken und brennende Splitter versprühend, wieder herab.
    Männer flohen schreiend – manche zu Fuß, andere drückten sich, Panik in den weit aufgerissenen Augen, flach an die Hälse ihrer Gäule.
    Als Alain das Ende der Tankwagenreihe erreichte, ließ er die Mündung der Waffe in umgekehrter Richtung zurückwandern. Das Maschinengewehr lag jetzt heiß in seinen Händen, aber er presste den Finger weiter auf den Abzug. In dieser Welt musste man benutzen, was einem zur Verfügung stand, solange es funktionierte. Sein Pferd lief unter ihm weiter, als hätte es jedes Wort verstanden, das Alain ihm ins Ohr geflüstert hatte.
    Noch einer! Ich will noch einen!
    Aber bevor er einen weiteren Tankwagen hochjagen konnte, hörte das Gewehr auf zu knattern – vielleicht blockiert, wahrscheinlich leer geschossen. Alain warf es weg und zog den Revolver. Neben ihm ertönte das Schwupp von Cuthberts Schleuder, das man trotz der schreienden Männer, trampelnden Pferde und dem Wusch des brennenden Tanks hören konnte. Alain sah einen brennenden Kanonenschlag durch die Luft sausen und genau dort landen, wohin Cuthbert gezielt hatte: in der Öllache unter den Holzrädern eines Tanks mit der Aufschrift SUNOCO. Einen Augenblick lang konnte Alain deutlich die Reihe von neun oder gar einem Dutzend Löchern in der Stahlwand des Tanks sehen – Löcher, die er mit Sai Lengylls Schnellfeuergewehr hineingeschossen hatte –, und dann ertönte ein Knall, und ein Blitz leuchtete auf, als der Kanonenschlag explodierte. Einen Augenblick später leuchteten die Löcher in der polierten Wand des Tanks. Das Öl darunter hatte Feuer gefangen.
    »Nichts wie weg!«, schrie ein Mann, der eine ausgebleichte Feldmütze aufhatte. »Er wird explodiern! Sie werdn alle ex…«
    Alain erschoss ihn, riss dem Mann dabei eine Seite des Gesichts auf und hämmerte ihn aus einem alten, rissigen Stiefel. Einen Moment später ging der zweite Tank hoch. Ein brennendes Stück Stahlblech flog davon, landete in der wachsenden Rohölpfütze unter einem dritten Tank, und dann explodierte auch dieser. Schwarzer Rauch stieg zum Himmel wie der Qualm eines Scheiterhaufens; er verdunkelte den Tag und zog einen öligen Schleier vor die Sonne.
     
     
    15
     
    Die sechs Obristen von Farson waren Roland – wie allen vierzehn Revolvermännern in Ausbildung – sorgfältig beschrieben worden, daher erkannte er den Mann, der zur remuda lief, auf der Stelle: George Latigo. Roland hätte ihn auf der Flucht erschießen können, aber das hätte ihnen ironischerweise eine Möglichkeit zur Flucht eröffnet, die sauberer war, als er es wollte.
    Stattdessen erschoss er den Mann, der Latigo entgegenlief.
    Latigo wirbelte auf dem Absatz herum und sah Roland mit blitzenden, hasserfüllten Augen an. Dann rannte er weiter, rief einem anderen Mann etwas zu und brüllte nach den Reitern, die sich außerhalb des Brandherds drängten.
    Zwei weitere Tanks explodierten, schlugen mit stumpfen eisernen Fäusten auf Rolands Trommelfelle ein und schienen ihm die Luft aus der Lunge zu saugen wie durch einen Rippstrom. Der Plan hatte vorgesehen, dass Alain die Tanks durchlöchern und Cuthbert danach einen Kanonenschlag nach dem andern verschießen sollte, um das auslaufende Öl anzuzünden. Der eine Kanonenschlag, den er tatsächlich abschoss, schien zu bestätigen, dass der Plan wirkungsvoll gewesen wäre, aber es war der letzte Schuss mit der Schleuder, den Cuthbert an diesem Tag abgab. Die Leichtigkeit, mit der die Revolvermänner die Postenkette des Feindes überwinden konnten, und die Verwirrung, die auf ihren ersten Angriff folgte, hätte man der Unerfahrenheit und Erschöpfung von Latigos Leuten zuschreiben können, aber die Platzierung der Tankwagen war dessen ureigener Fehler gewesen. Er hatte sie

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