Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
Doch das alles sah Jake kaum. Dem Mann galt seine ganze Aufmerksamkeit, dem Mann, der an der Konsole saß und ihnen den Rücken zugekehrt hatte. Sein schmutziges, blutverklebtes Haar hing ihm in verfilzten Strähnen bis auf die Schultern. Er trug eine Art Kopfhörer und sprach in ein winziges Mikrofon vor seinem Mund. Da er mit dem Rücken zu ihnen saß, bemerkte er zunächst gar nicht, dass Oy ihn aufgespürt und sein Versteck entlarvt hatte.
    »GEHT!«, donnerte die Stimme aus den Röhren… Aber nun sah Jake, woher sie wirklich kam. »KOMMT MORGEN WIEDER, WENN IHR WOLLT, ABER JETZT GEHT! ICH WARNE EUCH!«
    »Es ist Jonas, Roland scheint ihn doch nicht getötet zu haben«, flüsterte Eddie, aber Jake wusste es besser. Er hatte die Stimme erkannt. Obwohl sie durch die Verstärkung der bunten Röhren verzerrt wurde, hatte er die Stimme erkannt. Wie hatte er nur jemals glauben können, dass es die Stimme von Blaine war?
    »ICH WARNE EUCH, WENN IHR EUCH WEIGERT…«
    Oy bellte; es war ein scharfer und irgendwie bedrohlicher Laut. Der Mann in der Nische drehte sich langsam um.
    Zuerst, Freundchen, hatte, wie sich Jake erinnerte, der Inhaber dieser Stimme gesagt, bevor er die zweifelhafte Attraktion von Verstärkern entdeckt hatte, sag mir, was du von dipolaren Computern und Transitivkreisen weißt. Dann bekommst du etwas zu trinken.
    Es war weder Jonas noch der Zauberer von Irgendwas. Es war David Quicks Enkel. Es war der Ticktackmann.
     
     
    7
     
    Jake sah ihn entsetzt an. Die listige, gefährliche Kreatur, die mit ihren Kumpanen – Gasher und Hoots und Brandon und Tilly – unter Lud gelebt hatte, war nicht mehr. Das hier vor ihnen hätte der verweste Vater… oder Großvater… dieses Ungeheuers sein können. Sein linkes Auge – das Oy in Lud mit seinen Klauen durchbohrt hatte – quoll weiß und missgestaltet heraus, halb in der Höhle und halb auf der unrasierten Wange. Die rechte Seite des Kopfes sah fast wie skalpiert aus; unter einem langen, dreieckigen Streifen konnte man die Schädelknochen erkennen. Jake konnte eine von Panik verdunkelte Erinnerung heraufbeschwören, wie ein Hautlappen Ticktack ins Gesicht fiel, aber da war er schon am Rande eines hysterischen Anfalls gewesen… so wie jetzt auch wieder.
    Oy hatte den Mann, der ihn hatte umbringen wollen, ebenfalls wiedererkannt und bellte hysterisch mit gesenktem Kopf, gefletschten Zähnen und gekrümmtem Rücken. Ticktack sah ihn mit großen, fassungslosen Augen an.
    »Beachtet den Mann hinter dem Vorhang gar nicht«, sagte auf einmal jemand hinter ihnen und kicherte. »Mein Freund Andrew hat wieder einen seiner vielen schlechten Tage. Armer Junge. Ich schätze, es war schlicht falsch, ihn aus Lud herauszuholen, aber er sah einfach so hilflos aus…« Die Stimme kicherte wieder.
    Jake fuhr herum und sah, dass jetzt ein Mann mit lässig übereinander geschlagenen Beinen mitten auf dem großen Thron saß. Er trug Jeans, eine dunkle Jacke, die an der Taille gegürtet war, und alte, abgewetzte Cowboystiefel. An seiner Jacke hatte er ein Abzeichen, auf dem ein Schweinekopf mit einem Einschussloch zwischen den Augen zu sehen war. Auf dem Schoß hatte der Neuankömmling einen Beutel liegen. Er stand auf, stellte sich auf den Sitz des Throns wie ein Kind auf Daddys Stuhl, und das Lächeln fiel von seinem Gesicht ab wie lose Haut. Nun blitzten seine Augen, und er öffnete die Lippen über riesigen, gierigen Zähnen.
    »Schnapp sie dir, Andrew! Schnapp sie dir! Töte sie! Jeden einzelnen von diesen Schwesternfickern!«
    »Mein Leben für dich!«, schrie der Mann in der Nische, und nun sah Jake zum ersten Mal die Maschinenpistole in der Ecke stehen. Ticktack sprang hin und riss sie hoch. »Mein Leben für dich!«
    Er drehte sich um, und da kam Oy wieder über ihn, sprang an ihm hoch und vergrub die Zähne tief in Ticktacks Oberschenkel unmittelbar unter dem Schritt.
    Eddie und Susannah zogen gleichzeitig, rissen beide einen von Rolands großen Revolvern hoch. Sie feuerten in völligem Einklang, das Geräusch ihrer Schüsse überlappte sich nicht im Geringsten. Eine Kugel riss die obere Hälfte von Ticktacks Mitleid erregendem Kopf weg, bohrte sich in die Ausrüstung und erzeugte ein lautes, aber erfreulich kurzes Rückkopplungspfeifen. Die andere traf ihn im Hals.
    Er stolperte erst einen Schritt vorwärts, dann einen zweiten. Oy ließ sich auf den Boden fallen und wich fauchend vor ihm zurück. Ein dritter Schritt führte Ticktack aus der Nische heraus in den

Weitere Kostenlose Bücher