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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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dass Joe sie geschickt habe. Sie beugte sich nach vorn und las das Schild, das an einem der kreisrunden Türgriffe hing. GLOCKE DEFEKT , BITTE KLOPFEN stand darauf.
    »Lass gut sein«, sagte sie zu Roland, der schon die Faust geballt hatte, um das zu tun, wozu das Schild einen aufforderte. »Das ist aus der Geschichte, mehr nicht.«
    Eddie schob ihren Stuhl etwas zurück, trat dann davor und packte einen der runden Griffe. Die Tür ließ sich mühelos öffnen, wobei die Scharniere sich lautlos drehten. Er ging einen Schritt in die schattige grüne Grotte, legte die Hände an den Mund und rief: »He!«
    Der Ruf seiner Stimme rollte dahin und kam dann verändert zurück… leise, hallend, verloren. Sterbend, hätte man fast denken können.
    »Herrgott«, sagte Eddie. »Müssen wir das machen?«
    »Wahrscheinlich ja, wenn wir zum Balken zurückkommen wollen.« Roland sah jetzt blasser aus denn je, führte sie aber unverdrossen hinein. Jake half Eddie, Susannahs Rollstuhl über die Schwelle (ein milchiger Klotz jadefarbenen Glases) ins Innere zu heben. Oys winzige Schuhe glänzten trübe rot auf dem Glasboden. Sie waren erst zehn Schritte weit gekommen, als die Tür hinter ihnen mit einem entschiedenen Dröhnen ins Schloss fiel, einem Dröhnen, das über sie hinwegrollte und in den Tiefen des Grünen Palastes verhallte.
     
     
    3
     
    Es gab keinen Empfangsraum, nur einen gewölbten, höhlenartigen Korridor, der kein Ende zu nehmen schien. Ein schwaches grünes Leuchten erhellte die Wände. Das ist wie der Flur in dem Film, dachte Jake, wo der feige Löwe solche Angst bekam, dass er sich selbst auf den Schwanz getreten ist.
    Und Eddie sah sich veranlasst, ein weiteres Mosaiksteinchen der Filmwirklichkeit hinzuzufügen, auf das Jake gern hätte verzichten können, und sagte mit einer zitternden (und mehr als passablen) Bert-Lahr-Imitation: »Moment mal, Freunde, ich hab gerade nachgedacht – so sehr will ich den Zauberer jetzt auch wieder nicht sehen. Ich warte lieber draußen auf euch!«
    »Hör auf!«, sagte Jake schroff.
    »Örauf!«, stimmte Oy zu. Er lief direkt zu Jake und sah dabei wachsam von einer Seite zur anderen. Jake konnte außer ihren Schritten kein anderes Geräusch hören… und doch spürte er etwas: ein Geräusch, das nicht da war. Es war, dachte er, als würde man ein Windklangspiel ansehen, das nur auf den Hauch einer Brise wartete, um zu erklingen.
    »Tut mir Leid«, sagte Eddie. »Wirklich.« Er zeigte auf etwas. »Guck, da vorn.«
    Etwa vierzig Schritte vor ihnen mündete der Flur in eine schmale, erstaunlich hohe grüne Tür – rund zehn Meter vom Boden bis zur Spitze des Torbogens. Und nun konnte Jake ein konstantes Summen von dahinter vernehmen. Als sie näher kamen und das Geräusch lauter wurde, wuchs auch seine Angst. Er musste sich geradezu zwingen, das letzte Dutzend Schritte bis zur Tür zurückzulegen. Er kannte dieses Geräusch; kannte es von seiner Hetze mit Gasher unter der Stadt Lud und von der Fahrt, die er und seine Freunde mit Blaine dem Mono unternommen hatten. Es war das konstante Tap-tap-tap von Slo-Trans-Motoren.
    »Wie in einem Albtraum«, sagte er mit einer kläglichen, tränenerstickten Stimme. »Wir sind wieder genau da, wo wir angefangen haben.«
    »Nein, Jake«, sagte der Revolvermann und strich ihm über das Haar. »Das darfst du nicht denken. Was du empfindest, ist eine Illusion. Sei standhaft und wahrhaftig.«
    Das Schild an dieser Tür stammte nicht aus dem Film, und nur Susan wusste, dass der Text von Dante war. LASST ALLE HOFFNUNG FAHREN , DIE IHR HIER EINTRETET , stand darauf.
    Roland streckte die rechte Hand mit ihren drei Fingern aus und zog die zehn Meter hohe Tür auf.
     
     
    4
     
    Was hinter der Tür lag, präsentierte sich Jake, Susannah und Eddie als unheimliche Mischung aus Der Zauberer von Oz und Blaine dem Mono. Ein dicker Teppichboden (hellblau, wie der im Baronswagen) lag auf dem Boden. Der Saal wirkte wie ein Kirchenschiff und ragte in unvorstellbare schwarzgrüne Höhen hinauf. Die Säulen, die die leuchtenden Wände trugen, waren große Glasrippen aus wechselweise grünem und rosa Licht; das Rosa hatte genau dieselbe Farbe wie Blaines Rumpf. Jake sah, dass eine Milliarde verschiedener Bilder in diese tragenden Säulen graviert worden waren, und kein einziges davon war tröstlich; sie beleidigten das Auge und wirkten zutiefst beunruhigend. Schreiende Gesichter schienen vorherrschend zu sein.
    Vor ihnen befand sich das einzige Möbelstück des

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