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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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mal… Moment mal…« Susannah hatte ihre Tasche aufgemacht und kramte auf eine Weise darin herum, bei der Roland breit grinsen musste, obwohl er mit seinen Gedanken ganz woanders war. Irgendwie war das so typisch Frau. Sie nestelte zerknüllte Papiertaschentücher auseinander und schüttelte sie, um sich zu vergewissern, dass nichts darin steckte, fischte eine Puderdose heraus, sah sie an, warf sie wieder hinein, förderte einen Kamm zutage, warf den wieder hinein…
    Sie war so beschäftigt, dass sie nicht mitbekam, wie Roland an ihr vorbeischlenderte und ihr den Revolver aus dem Schulterhalfter zog, den er unterwegs für sie gebastelt hatte. Er feuerte einen einzigen Schuss ab. Susannah stieß einen kurzen Schrei aus, ließ die Handtasche fallen und griff nach dem leeren Holster unter ihrer linken Brust.
    »Blassbacke, du hast mir einen Heidenschreck eingejagt!«
    »Du solltest besser auf deine Waffe aufpassen, Susannah, sonst könnte es sein, dass das Loch beim nächsten Mal, wenn sie dir einer wegnimmt, zwischen deinen Augen ist, statt… Was ist das, Jake? Eine Art Nachrichtengerät? Oder enthält es Papier?«
    »Beides.« Jake sah erschrocken aus. Oy hatte sich halb den Bahnsteig hinunter verkrochen und sah Roland misstrauisch an. Jake steckte den Finger in die Mitte des Verschlusses des Zeitungskastens. Ein kleines Rauchwölkchen kam daraus hervor.
    »Los doch«, sagte Roland. »Mach es auf.«
    Jake zog am Griff. Er leistete einen Moment Widerstand, dann fiel irgendwo im Innern ein Stück Metall herunter, und die Klappe ging auf. Der Kasten selbst war leer; auf einem Schild an der Rückwand Stand: WENN KEINE ZEITUNG MEHR DA IST , BITTE AUSSTELLUNGSEXEMPLAR nehmen. Jake zog sie aus der Drahthalterung, dann versammelten sich alle darum.
    »Was, in Gottes Namen…?« Susannahs Flüstern klang entsetzt und vorwurfsvoll zugleich. »Was soll das bedeuten? Was, in Gottes Namen, ist hier passiert?«
    Unter dem Titel der Zeitung stand in schreienden schwarzen Buchstaben, die fast die halbe erste Seite einnahmen:
     
    SUPERGRIPPE »CAPTAIN TRIPS«
    GRASSIERT UNGEHINDERT
    FÜHRENDE REGIERUNGSBEAMTE MÖGLICHERWEISE AUS DEM LAND GEFLOHEN
    KRANKENHÄUSER VON TOPEKA ÜBERFÜLLT MIT KRANKEN UND STERBENDEN
    MILLIONEN BETEN UM HEILMITTEL
     
    »Lies es laut vor«, sagte Roland. »Es sind Buchstaben eurer Sprache, die ich nicht alle kenne. Ich würde gern genau wissen, worum es sich bei dieser Geschichte handelt.«
    Jake sah Eddie an, der daraufhin ungeduldig nickte.
    Jake entfaltete die Zeitung und schlug ein stark gerastertes Bild auf (Roland hatte derartige Bilder schon gesehen; man nannte sie »Fottergrafien«), das sie alle schockierte: Es zeigte eine an einem See gelegene Stadt, deren Silhouette in Flammen stand. FEUER IN CLEVELAND WÜTET UNGEHINDERT lautete die Bildunterschrift.
    »Lies, Junge!«, sagte Eddie zu Jake. Susannah schwieg; sie las den Artikel – den einzigen auf der ersten Seite – bereits über seine Schulter hinweg. Jake räusperte sich, als wäre seine Kehle plötzlich trocken geworden, und begann.
     
     

    5
     
    »Die Unterzeile besagte, dass ein gewisser John Corcoran Autor der Story ist, dazu auch noch Beiträge von Mitgliedern der Redaktion und AP-Berichte. Das bedeutet, eine Menge Leute haben daran gearbeitet. Okay. Los geht’s. ›Amerikas größte Krise – und möglicherweise die größte der ganzen Welt – verschärfte sich über Nacht, als die so genannte Supergrippe, die im Mittelwesten als Halswürger und in Kalifornien als Captain Trips bekannt ist, sich weiter ausbreitete.
    Obwohl die Zahl der Todesopfer derzeit nur geschätzt werden kann, behaupten medizinische Fachleute, dass die Krankheit bislang einen Blutzoll gefordert hat, der das menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt: Zwanzig bis dreißig Millionen Tote allein auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten, so die Schätzung, die Dr. Morris Hackford vom St. Francis Hospital und Medical Center in Topeka nannte. Von Los Angeles, Kalifornien, bis Boston, Massachusetts, werden Leichen in Krematorien, Fabriköfen und Gräben im Freien verbrannt.
    Hier in Topeka werden die Hinterbliebenen, die noch gesund und kräftig genug sind, dringend gebeten, ihre Toten zu einer der nachfolgenden drei Sammelstellen zu bringen: die Müllverbrennungsanlage nördlich des Oakland Billard Park; der Boxenbereich an der Rennbahn Heartland Park; die frische Aushebung an der Southeast Sixty-first Street, östlich von Forbes Field. Zufahrt zu dieser Grube

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