Der Dunkle Turm 4 - Glas
zeigte auf das Datum der Zeitung, dann sah er Jake an. »Du hast einmal etwas zu mir gesagt. Ich bezweifle, ob du dich daran erinnerst, aber ich erinnere mich; es ist eines der wichtigsten Dinge, die jemals jemand zu mir gesagt hat: ›Dann geh, es gibt andere als diese Welten.‹«
»Noch mehr Rätsel«, sagte Eddie finster.
»Ist es nicht eine Tatsache, dass Jake Chambers schon einmal gestorben ist, jetzt aber gesund und munter vor uns steht? Oder zweifelt ihr an meiner Geschichte von seinem Tod unter den Bergen? Dass ihr von Zeit zu Zeit an meiner Ehrlichkeit zweifelt, weiß ich. Und ich nehme an, ihr habt eure Gründe dafür.«
Eddie dachte darüber nach, dann schüttelte er den Kopf. »Du lügst, wenn es deinen Zwecken dient, aber ich glaube, als du uns von Jake erzählt hast, warst du so im Arsch, dass du nur die Wahrheit sagen konntest.«
Roland stellte zu seinem Erstaunen fest, dass ihn das, was Eddie da sagte, irgendwie kränkte – Du lügst, wenn es deinen Zwecken dient –, aber er fuhr fort. Schließlich entsprach es im Grunde der Wahrheit.
»Wir sind zurück zum See der Zeit gegangen«, sagte der Revolvermann, »und haben ihn herausgezogen, bevor er dort ertrinken konnte.«
»Du hast ihn herausgezogen«, verbesserte ihn Eddie.
»Aber ihr habt geholfen«, sagte Roland, »und wenn es nur dadurch war, dass ihr mich am Leben gehalten habt; ihr habt geholfen, doch belassen wir es vorerst dabei. Darauf kommt es nicht an. Wichtiger ist, dass es viele mögliche Welten und eine unendliche Vielzahl von Türen gibt, die zu ihnen führen. Dies ist eine dieser Welten; die Schwachstelle, die wir hören können, ist eine dieser Türen… nur viel größer als die, die wir am Strand gefunden haben.«
»Wie groß denn?«, fragte Eddie. »So groß wie das Tor einer Lagerhalle oder so groß wie die Lagerhalle selbst?«
Roland schüttelte den Kopf und hob die Handflächen zum Himmel – wer weiß?
»Diese Schwachstelle«, sagte Susannah. »Wir sind nicht nur in ihrer Nähe, oder? Wir sind durchgekommen. So sind wir hierher gelangt, in diese Version von Topeka.«
»Möglich«, sagte Roland. »Hat einer von euch etwas Seltsames gespürt? Ein Schwindelgefühl oder eine vorübergehende Übelkeit?«
Sie schüttelten alle den Kopf. Auch Oy, der Jake genau beobachtet hatte, wiegte den Kopf hin und her.
»Nein«, sagte Roland, als hätte er es erwartet. »Aber wir hatten uns ganz auf die Rätsel konzentriert…«
»Wir haben uns darauf konzentriert, nicht getötet zu werden«, grunzte Eddie.
»Ja. Vielleicht sind wir durchgekommen, ohne dass wir es bemerkt haben. So oder so, Schwachstellen kommen nicht natürlich vor – sie sind Schwären auf der Haut der Existenz und können nur existieren, weil irgendetwas schief geht. In allen Welten.«
»Weil beim Dunklen Turm etwas nicht stimmt«, sagte Eddie.
Roland nickte. »Und selbst wenn dieser Ort – dieses Wann und dieses Wo – jetzt nicht das Ka unserer Welt ist, könnte es dieses Ka werden. Diese Seuche – oder andere, noch schlimmere – könnte sich ausbreiten. Genau wie diese Schwachstellen sich ausbreiten und an Größe und Zahl wachsen. In all den Jahren meiner Suche nach dem Turm habe ich vielleicht ein halbes Dutzend davon gesehen, und wohl noch einmal zwei Dutzend gehört. Die erste… die erste habe ich schon gesehen, als ich noch sehr, sehr jung war. In der Nähe einer Stadt namens Hambry.« Er rieb sich wieder mit der Hand die Wange und registrierte ohne Überraschung, dass er Schweiß zwischen den Stoppeln spürte. Schlaf mit mir, Roland. Wenn du mich liebst, dann schlaf mit mir.
»Was auch immer mit uns passiert ist, es hat uns aus unserer Welt hinauskatapultiert, Roland«, sagte Jake. »Wir sind vom Balken heruntergefallen. Schau.« Er deutete zum Himmel. Die Wolken zogen langsam über ihnen dahin, aber nicht mehr in die Richtung, in die Blaines Schnauze zeigte. Südosten war nach wie vor Südosten, aber die Spuren des Balkens, an die sie sich so gewöhnt hatten, waren verschwunden.
»Spielt das eine Rolle?«, fragte Eddie. »Ich meine… der Balken mag verschwunden sein, aber der Turm existiert in allen Welten, oder nicht?«
»Ja«, sagte Roland, »aber möglicherweise ist er nicht von allen Welten aus zugänglich.«
In dem Jahr, bevor Eddie seine wunderbare und erfüllende Karriere als Heroinsüchtiger begonnen hatte, hatte er es kurze Zeit und nicht besonders erfolgreich als Fahrradkurier versucht. Nun erinnerte er sich an bestimmte
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