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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Susannah schlief immer noch tief und fest an seiner Seite, nur ihr Kopf ragte aus dem gemeinsamen Bettzeug heraus; links neben ihm schnarchte Jake leise und hatte einen Arm, der nicht unter der Decke lag, um Oy geschlungen. Der Bumbler schlief ebenfalls.
    Roland dagegen nicht. Roland saß ruhig auf der anderen Seite des Lagerfeuers, reinigte seine Waffen im Sternenlicht und sah Eddie an.
    »Albträume.« Keine Frage.
    »Yeah.«
    »Ein Besuch von deinem Bruder?«
    Eddie schüttelte den Kopf.
    »Dann der Turm? Das Rosenfeld und der Turm?« Rolands Gesicht blieb gleichgültig, aber Eddie konnte die unterschwellige Begierde hören, die Rolands Stimme stets annahm, wenn es um den Dunklen Turm ging. Eddie hatte den Revolvermann einmal einen Turm-Junkie genannt, und Roland hatte es nicht bestritten.
    »Diesmal nicht.«
    »Was dann?«
    Eddie erschauerte. »Kalt.«
    »Ja. Du solltest deinen Göttern danken, dass es wenigstens nicht regnet. Herbstregen ist ein Übel, dem man nach Möglichkeit aus dem Weg gehen sollte. Wovon handelte dein Traum?«
    Eddie zögerte immer noch. »Du würdest uns nie verraten, Roland, oder?«
    »Das kann kein Mensch mit Sicherheit sagen, Eddie, und ich habe schon mehr als einmal den Verräter gespielt. Zu meiner Schande. Aber… ich glaube, die Zeiten sind vorbei. Wir sind ein Ka-Tet. Wenn ich einen von euch verrate – möglicherweise sogar selbst auch nur Jakes pelzigen Freund –, verrate ich mich selbst. Warum fragst du?«
    »Und du würdest niemals unsere Suche verraten.«
    »Mich von dem Turm abwenden? Nein, Eddie. Das nicht, niemals. Erzähl mir deinen Traum.«
    Eddie gehorchte und ließ dabei auch nichts aus. Als er fertig war, betrachtete Roland stirnrunzelnd seine Waffen. Sie schienen sich wie von selbst wieder zusammengesetzt zu haben, während Eddie geredet hatte.
    »Was hat das zu bedeuten, dass ich dich am Ende die Planierraupe habe fahren sehen? Dass ich dir immer noch nicht traue? Dass ich unbewusst…«
    »Ist das Ologie der Psyche? Die Kabbala, von der ich dich und Susannah sprechen gehört habe?«
    »Ja, könnte man wohl sagen.«
    »Das ist alles Mist«, sagte Roland wegwerfend. »Schlammlöcher des Geistes. Träume bedeuten entweder nichts oder alles – und wenn sie alles bedeuten, dann sind sie fast immer Botschaften von… nun, von anderen Ebenen des Turms.« Er sah Eddie durchtrieben an. »Und nicht alle Botschaften werden von Freunden geschickt.«
    »Etwas oder jemand spielt mit meinem Kopf herum? Willst du das damit sagen?«
    »Ich halte es für möglich. Aber dennoch musst du mich im Auge behalten. Ich werde damit fertig, im Auge behalten zu werden, wie du wohl weißt.«
    »Ich traue dir«, sagte Eddie, und allein die Verlegenheit, mit der er das sagte, verlieh seinen Worten Glaubwürdigkeit. Roland sah gerührt drein, beinahe erschüttert, und Eddie fragte sich, wie er diesen Mann je für einen Roboter ohne Gefühle hatte halten können. Roland fehlte es vielleicht ein bisschen an Phantasie, aber Gefühle hatte er durchaus.
    »Eine Sache an deinem Traum stimmt mich außerordentlich bedenklich, Eddie.«
    »Die Planierraupe?«
    »Die Maschine, ja. Die Gefahr für die Rose.«
    »Jake hat die Rose gesehen, Roland. Sie war unversehrt.«
    Roland nickte. »In seinem Wann, dem Wann jenes speziellen Tages, gedieh die Rose prächtig. Aber das bedeutet nicht, dass es immer so sein wird. Wenn das Schild der Baufirma von Kommendem gesprochen hat… wenn die Planierraupe kommt…«
    »Es gibt andere als diese Welten«, sagte Eddie. »Weißt du nicht mehr?«
    »Manches könnte nur in einer existieren. An einem Wo, in einem Wann.« Roland legte sich hin und sah zu den Sternen hinauf. »Wir müssen diese Rose beschützen«, sagte er. »Wir müssen sie um jeden Preis beschützen.«
    »Du glaubst, dass sie auch eine Tür ist, nicht wahr? Eine, die zum Dunklen Turm führt.«
    Der Revolvermann sah ihn mit Augen an, in denen sich das Sternenlicht spiegelte. »Ich glaube, sie könnte der Turm sein«, sagte er. »Und wenn sie zerstört wird…«
    Ihm fielen die Augen zu. Er sagte nichts mehr.
    Eddie lag noch lange wach.
     
     

    11
     
    Der neue Tag dämmerte klar und strahlend und kalt heran. Im hellen Tageslicht war das Ding, das Eddie am Abend zuvor erblickt hatte, deutlicher zu sehen… aber er konnte immer noch nicht sagen, was es war. Wieder ein Rätsel, und allmählich hatte er sie gründlich satt.
    Er betrachtete es mit zusammengekniffenen Augen, die er vor der Sonne abschirmte,

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