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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Die hiesige mochte vielleicht nicht ganz seine Welt sein – Automobile von Takuro, die Kansas City Monarchs und eine Imbisskette namens Boing Boing Burgers deuteten alle darauf hin –, aber Eddie machte die Ähnlichkeit dennoch nervös. Möglicherweise, dachte er, ist es die Welt gleich nebenan.
    Als der Vogel in der Ferne wieder rief, rappelte Eddie sich auf und sah Roland an. »Du wolltest uns etwas erzählen«, sagte er. »Eine aufregende Geschichte aus deiner Jugend, glaube ich. Susan – das war ihr Name, oder nicht?«
    Der Revolvermann sah noch einen Moment zum Himmel – nun war es Roland, der sich unter fremden Sternbildern zurechtfinden musste, überlegte Eddie –, und dann richtete er seinen Blick auf seine Freunde. Er sah auf seltsame Weise so aus, als müsste er sich rechtfertigen und würde sich dabei in seiner Haut nicht ganz wohl fühlen. »Würdet ihr annehmen, ich wolle Zeit schinden«, sagte er, »wenn ich euch um noch einen Tag bäte, um über diese Dinge nachzudenken? Oder vielleicht will ich in Wirklichkeit auch nur eine Nacht, um von ihnen träumen zu können. Es sind alte Dinge… möglicherweise tote Dinge, aber ich…« Er hob die Hände zu einer Art zerstreuter Geste. »Manche Dinge finden keine Ruhe, nicht einmal, wenn sie tot sind. Ihre Gebeine schreien aus der Erde.«
    »Es gibt Geister«, sagte Jake, und Eddie sah in seinen Augen einen Schatten des Grauens, das der Junge in jenem Haus in Dutch Hill verspürt haben musste. Des Schreckens, den er empfunden haben musste, als der Türsteher aus der Wand gekommen war, um ihn zu packen. »Manchmal gibt es Geister, und manchmal kommen sie wieder.«
    »Ja«, sagte Roland. »Manchmal gibt es sie, und manchmal kommen sie wieder.«
    »Vielleicht ist es besser, nicht darüber nachzugrübeln«, sagte Susannah. »Manchmal ist es besser, wenn man einfach nur das Pferd besteigt und losreitet – besonders wenn man weiß, dass es eine Sache ist, die einem nicht leicht fallen wird.«
    Roland dachte gründlich darüber nach, dann sah er ihr in die Augen. »Morgen Abend am Lagerfeuer werde ich euch von Susan erzählen«, sagte er. »Das verspreche ich euch beim Namen meines Vaters.«
    »Müssen wir das Ganze überhaupt hören?«, fragte Eddie unvermittelt. Es erstaunte ihn fast selbst, diese Frage aus seinem Mund zu hören; niemand war neugieriger auf die Vergangenheit des Revolvermanns gewesen als Eddie. »Das heißt, wenn es wirklich wehtut, Roland… richtig schlimm wehtut… vielleicht…«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ihr es hören müsst, aber ich glaube, ich muss es erzählen. Unsere Zukunft ist der Turm, und damit ich mit ganzem Herzen zu ihm gehen kann, muss ich meine Vergangenheit, so gut ich kann, zur Ruhe betten. Ich kann euch unmöglich alles erzählen – in meiner Welt ist selbst die Vergangenheit in Bewegung und ordnet sich in vielen entscheidenden Dingen neu –, aber diese eine Geschichte mag stellvertretend für alle anderen stehen.«
    »Ist es ein Western?«, fragte Jake plötzlich.
    Roland sah ihn verwirrt an. »Ich verstehe nicht, was du meinst, Jake. Gilead ist eine Baronie der westlichen Welt, ja, und Mejis ebenfalls, aber…«
    »Es wird ein Western«, sagte Eddie. »Rolands Geschichten sind alle Western, wenn man es recht bedenkt.« Er lehnte sich zurück und zog die Decke über sich. Aus Osten wie Westen konnte er schwach das Heulen der Schwachstelle hören. Er suchte in den Taschen nach den Patronen, die Roland ihm gegeben hatte, und nickte zufrieden, als er sie berührte. Er nahm an, dass er heute Nacht ohne sie schlafen konnte, aber morgen würde er sie wieder brauchen. Sie hatten ihr Highwaysurfen noch nicht beendet.
    Susannah beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Fertig für heute, Süßer?«
    »Jawoll«, sagte Eddie und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Es kommt nicht alle Tage vor, dass ich mit dem schnellsten Zug der Welt fahre, den klügsten Computer der Welt vernichte und dann herausfinde, dass alle von der Grippe gekillt worden sind. Und das alles vor dem Abendessen. So eine Scheiße macht einen Mann schon müde.« Eddie lächelte und schloss die Augen. Er lächelte immer noch, als der Schlaf ihn übermannte.
     
     

    9
     
    In seinem Traum standen sie alle an der Ecke Second Avenue und Forty-sixth Street und sahen über den niederen Bretterzaun auf das Brachgrundstück dahinter. Sie trugen ihre Kleidung von Mittwelt – eine geflickschusterte Kombination von Wildleder und

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