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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Building, und das wollte schon etwas heißen.
    Je näher sie kamen, desto schwerer fiel es ihr, woanders hinzusehen. Es war, als würde man eine grandiose Illusion sehen, wenn man die Schäfchenwolken beobachtete, die über die himmelblauen Glaszinnen und Mauern des Glasschlosses dahinzogen… und trotzdem machte es zugleich einen soliden Eindruck. Einen unbestreitbaren Eindruck. Teilweise lag das sicher nur an dem Schatten, den es erzeugte – Trugbilder warfen, soweit sie wusste, keine Schatten –, aber nicht nur. Es war einfach da. Sie hatte keine Ahnung, was etwas derart Wunderbares hier draußen im Land von Stuckeys und Hardee’s zu suchen hatte (ganz zu schweigen von Boing Boing Burgers), aber es war da. Sie ging davon aus, dass die Zeit den Rest offenbaren würde.
     
     

    13
     
    Sie schlugen schweigend ihr Lager auf, sahen schweigend Roland zu, wie er den Holzkamin aufschichtete, der ihr Lagerfeuer werden würde, und danach saßen sie schweigend davor und beobachteten, wie der Sonnenuntergang das riesige Glasgebilde vor ihnen in ein Schloss aus Feuer verwandelte. Die Türme und Zinnen leuchteten zuerst blutrot, dann orange, dann in einem Goldton, der rasch zu Ocker abkühlte, als der Alte Stern am Firmament über ihnen auftauchte…
    Nein, dachte sie mit Dettas Stimme. Das is er nich, Mädel. Überhaupt nich. Das is der Nordstern. Derselbe, den du zu Hause gesehen hast, als du auf dem Schoß von deinem Daddy gesessen hast.
    Aber sie stellte fest, dass sie sich den Alten Stern wünschte; den Alten Stern und die Alte Mutter. Zu ihrem Erstaunen verspürte sie Heimweh nach Rolands Welt, und dann fragte sie sich, warum sie das überraschen sollte. Immerhin war das eine Welt, wo niemand sie eine Niggerhure genannt hatte (jedenfalls bislang noch nicht); eine Welt, wo sie ihren Liebsten gefunden hatte… und gute Freunde obendrein. Bei dem Gedanken wurde ihr leicht nach Weinen zumute, und sie drückte Jake an sich. Er ließ sich lächelnd und mit halb geschlossenen Augen drücken. In der Ferne heulte die Schwachstelle vernehmlich, aber auch ohne Ohrstöpsel erträglich ihr Klagelied.
    Als die letzten Reste Gelb auf dem Schloss an der Straße verblassten, ließ Roland die Gefährten auf der Überholspur des Highways sitzen, kehrte zu seinem Lagerfeuer zurück, bereitete wieder das in Blätter gewickelte Hirschfleisch zu und reichte es ihnen bald darauf. Sie aßen schweigend (Roland so gut wie nichts, wie Susannah bemerkte). Als sie damit fertig waren, konnten sie die Milchstraße auf den Wänden des Schlosses vor ihnen sehen; grelle Spiegelungen von Lichtpünktchen, die wie Feuer in stehendem Gewässer funkelten.
    Eddie war derjenige, der das Schweigen schließlich brach. »Du musst nicht«, sagte er. »Du bist entschuldigt. Oder losgesprochen. Oder was zum Teufel erforderlich ist, damit dieser Ausdruck von deinem Gesicht verschwindet.«
    Roland beachtete ihn nicht. Er trank, wobei er den Wasserschlauch auf den Ellbogen stützte wie ein Hinterwäldler, der Selbstgebrannten aus einem Krug trank, den Kopf zurücklegte und zu den Sternen sah. Den letzten Mund voll spie er auf die Straße.
    »Leben für deine Saat«, sagte Eddie. Er lächelte dabei nicht.
    Roland sagte nichts, aber seine Wangen wurden blass, als hätte er ein Gespenst gesehen. Oder gehört.
     
     

    14
     
    Der Revolvermann drehte sich zu Jake um, der ihn ernst ansah. »Ich habe die Mannbarkeitsprüfung im Alter von vierzehn Jahren abgelegt, der jüngste meines Ka-Tel – meiner Klasse, würdest du wohl sagen – und vielleicht der jüngste überhaupt. Davon habe ich dir bereits erzählt, Jake. Erinnerst du dich noch?«
    Davon hast du uns allen erzählt, dachte Susannah, hielt aber den Mund und ermahnte Eddie mit Blicken, es ebenfalls zu tun. Roland war nicht bei sich gewesen, als Roland es erzählt hatte; Jake war tot und lebendig zugleich in seinem Kopf gewesen, und der Mann hatte gegen den Wahnsinn gekämpft.
    »Du meinst, als wir Walter gejagt haben«, sagte Jake. »Nach der Zwischenstation, aber vor meinem… Sturz.«
    »Ganz recht.«
    »Ich erinnere mich dunkel, aber das ist auch alles. So wie man sich an das erinnert, wovon man träumt.«
    Roland nickte. »Dann hör zu. Ich werde dir diesmal mehr erzählen, weil du älter bist, Jake. Das sind wir wohl alle.«
    Susannah faszinierte die Geschichte beim zweiten Mal nicht weniger; wie der Knabe Roland zufällig Marten, den Berater seines Vaters (den Hofzauberer seines Vaters), in den Gemächern

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