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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Gedanken.
    »Hier schlagen wir unser Nachtlager auf«, sagte Roland kurz nach der Ausfahrt Big Springs. Voraus konnten sie sehen, wie die Schwachstelle wieder auf den Highway übergriff, aber das war noch Meilen entfernt – im Osten von Kansas konnte man verdammt weit sehen, wie Susannah gerade herausfand. »Wir können Feuerholz sammeln, ohne der Schwachstelle zu nahe zu kommen, und das Geräusch wird auch nicht so schlimm sein. Vielleicht können wir sogar schlafen, ohne Patronen in die Ohren zu stopfen.«
    Eddie und Jake kletterten über die Leitplanke, stiegen die Böschung hinunter und sammelten Holz in einem trockenen Bachbett, wobei sie immer dicht beisammen blieben, so wie Roland es ihnen geraten hatte. Als sie zurückkamen, hatten Wolken die Sonne wieder verschluckt, und ein aschgraues, uninteressantes Zwielicht begann sich über die Welt zu legen.
    Der Revolvermann riss Zweige klein, um Anmachholz zu bekommen, dann schichtete er die Feuerstelle in der gewohnten Weise darum herum auf und baute eine Art Holzkamin auf der Standspur. Während er das tat, schlenderte Eddie zum Mittelstreifen, wo er mit den Händen in den Taschen stehen blieb und nach Osten sah. Wenige Augenblicke später leisteten Jake und Oy ihm Gesellschaft.
    Roland nahm Feuerstein und Stahl zur Hand, schlug Funken in den Schaft seines Kamins, und wenig später brannte das kleine Lagerfeuer.
    »Roland!«, rief Eddie. »Suze! Kommt mal her! Seht euch das an!«
    Susannah begann mit ihrem Stuhl auf Eddie zuzurollen, dann packte Roland – nachdem er einen letzten Blick auf das Feuer geworfen hatte – die Handgriffe und schob sie.
    »Was sollen wir uns ansehen?«, fragte Susannah.
    Eddie hob den Arm. Zuerst konnte Susannah nichts erkennen, obwohl die Straße auch nach dem rund drei Meilen entfernten Punkt, wo die Schwachstelle wieder begann, deutlich zu sehen war. Dann… ja, vielleicht sah sie etwas. Möglicherweise. Eine Art Umriss am äußersten Rand ihres Gesichtsfelds. Wenn die Dämmerung nicht schon eingesetzt hätte…
    »Ist das ein Haus?«, fragte Jake. »Verflixt noch mal, es sieht aus, als wäre es mitten über den Highway gebaut worden!«
    »Was meinst du, Roland?«, fragte Eddie. »Du hast die besten Augen des Universums.«
    Eine Zeit lang sagte der Revolvermann nichts, sondern sah nur mit in den Revolvergurt gehakten Daumen den Mittelstreifen entlang. Schließlich sagte er: »Wenn wir näher dran sind, werden wir es deutlicher sehen.«
    »Ach, komm schon!«, sagte Eddie. »Ich meine, du dicke Scheiße! Weißt du, was das ist, oder nicht?«
    »Wenn wir näher dran sind, werden wir es deutlicher sehen«, wiederholte der Revolvermann… was natürlich überhaupt keine Antwort war. Er schlenderte quer über die nach Osten verlaufenden Fahrspuren zurück, um nach seinem Lagerfeuer zu sehen, und seine Absätze klackten dabei auf dem Asphalt. Susannah sah Jake und Eddie an. Sie zuckte die Achseln. Die anderen ebenfalls… und Jake brach in glockenhelles Gelächter aus. Normalerweise, dachte Susannah, benahm sich der Bengel mehr wie ein Achtzehnjähriger als wie ein Junge von elf Jahren, aber bei diesem Lachen hörte er sich an wie ein Neunjähriger, der gerade einmal auf die zehn zuging, aber das beunruhigte sie nicht im Geringsten.
    Sie schaute zu Oy hinunter, der sie ernst ansah und die Schultern rollte, so als wollte er ebenfalls mit den Achseln zucken.
     
     

    8
     
    Sie aßen die in Blätter gewickelten Köstlichkeiten, die Eddie Revolvermann-Burritos nannte, rückten näher ans Feuer heran und legten auch mehr Holz nach, als es dunkler wurde. Irgendwo im Süden schrie ein Vogel – wahrscheinlich der einsamste Laut, den er in seinem ganzen Leben gehört hatte, überlegte Eddie. Niemand redete viel, und ihm wurde bewusst, dass das um diese Tageszeit eigentlich ja meistens der Fall war. Als wäre die Zeit, wenn die Erde den Tag mit der Nacht vertauschte, etwas Besonderes, eine Zeit, die sie irgendwie von dem mächtigen Bund befreite, den Roland Ka-Tet nannte.
    Jake fütterte Oy kleine Stückchen Dörrfleisch aus seinem letzten Burrito; Susannah saß auf ihrem Schlafsack, hatte die Beine unter ihrem Wildlederrock verschränkt und schaute verträumt ins Feuer; Roland hatte sich auf die Ellbogen gestützt und sah zum Himmel, wo die Wolken allmählich die Sterne freigaben. Eddie, der ebenfalls aufschaute, sah, dass der Alte Stern und die Alte Mutter verschwunden waren; der Polarstern und der Große Wagen waren an ihre Stelle getreten.

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