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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Bewegung gerät und die Erde vom Lärm des Erdrutschs erbebt.
    Ein Knabe, ein Kieselstein auf einem Hang, der locker und lawinengefährdet ist.
    Ein Knorren explodierte im Feuer. Irgendwo in diesem Traum von Kansas schrie ein Tier. Susannah sah, wie Funken vor Rolands unglaublich altem Gesicht stoben, und erblickte in diesem Gesicht den schlafenden Knaben jenes Sommermorgens, der in einem Lotterbett lag. Und dann sah sie, wie die Tür krachend aufflog und Gileads letzter gequälter Traum sein Ende fand.
     
     

    15
     
    Der Mann, der hereinkam und mit großen Schritten quer durchs Zimmer zum Bett ging, bevor Roland die Augen aufschlagen konnte (und bevor die Frau neben ihm das Geräusch auch nur registrierte), war groß, schlank und trug verblichene Jeans und ein staubiges Hemd aus blauem Drillich. Auf dem Kopf hatte er einen dunkelgrauen Hut mit einem Band aus Schlangenleder sitzen. An seinen Hüften hingen zwei alte Lederholster. Aus diesen ragten die Sandelholzgriffe der Revolver, die der Junge eines Tages zu Ländern tragen sollte, von denen dieser finstere Mann mit den wütenden blauen Augen nicht einmal träumte.
    Roland war in Bewegung, noch ehe er die verklebten Augen öffnen konnte, rollte sich nach links und tastete unter dem Bett nach dem, was dort lag. Er war schnell, beängstigend schnell, aber – und auch das sah Susannah, sah es ganz deutlich – der Mann in den verblichenen Jeans war noch schneller. Er packte den Jungen an der Schulter, zog und zerrte ihn nackt aus dem Bett auf den Boden. Dort lag der Junge und streckte wieder blitzschnell die Hand nach dem aus, was unter dem Bett lag. Der Mann in den Jeans trat ihm auf die Finger, bevor der Junge es zu fassen bekam.
    »Dreckskerl!«, keuchte der Junge. »Oh, du Drecks…«
    Aber inzwischen waren seine Augen offen, er sah hoch und erkannte, dass der zudringliche Dreckskerl sein Vater war.
    Die Hure hatte sich mit verquollenen Augen und schlaffem und quengeligem Gesicht aufgerichtet. »He!«, rief sie. »Also wirklich! Ihr könnt hier nicht einfach so reinplatzen, das geht nicht! Wenn ich schreien würde…«
    Der Mann beachtete sie nicht, streckte die Hand unter das Bett und zog dort zwei Revolvergurte heraus. Am Ende eines jeden befand sich ein Revolver im Holster. Sie waren groß und wirkten in dieser weitgehend waffenlosen Welt schon ziemlich erstaunlich, aber sie waren nicht so groß wie diejenigen, die Rolands Vater trug, und die Griffe bestanden auch nur aus abgenutztem Metall und wiesen keinerlei Einlegearbeiten auf. Als die Hure die Waffen an den Hüften des Eindringlings und die in seinen Händen sah – diejenigen, welche ihr jugendlicher Freier bis zu dem Augenblick getragen hatte, als sie ihn mit nach oben genommen und aller Waffen beraubt hatte, abgesehen von der einen, mit der sie am besten vertraut war –, verschwand der verschlafen quengelige Ausdruck von ihrem Gesicht. An seine Stelle trat die listige Miene der geborenen Überlebenskünstlerin. Sie sprang aus dem Bett, lief durch das Zimmer und verschwand durch die Tür, bevor ihr blanker Hintern die Gelegenheit hatte, länger als einen kurzen Moment im Licht der Morgensonne aufzuleuchten.
    Weder der Vater, der neben dem Bett stand, noch der Sohn, der zu seinen Füßen nackt auf dem Boden lag, würdigte sie auch nur eines Blickes. Der Mann in den Jeans hielt die Revolvergurte hoch, die Roland am vergangenen Nachmittag mithilfe Corts Schlüssel aus der Waffenkammer unter der Baracke der Lehrlinge geholt hatte. Der Mann schüttelte die Gurte unter Rolands Nase, wie man ein zerrissenes Kleidungsstück vor der Nase des unartigen Welpen schütteln würde, der daran herumgekaut hatte. Er schüttelte sie so heftig, dass eine der Waffen herausfiel. Trotz seiner Benommenheit fing Roland sie im Flug auf.
    »Ich dachte, du wärst im Westen«, sagte Roland. »In Cressia. Hinter Farson und seinen…«
    Der Vater schlug Roland so fest, dass der Junge durch das ganze Zimmer in die Ecke flog und ihm Blut aus einem der Mundwinkel floss. Rolands erster, erschreckender Drang war es, die Waffe zu heben, die er in der Hand hielt.
    Steven Deschain sah ihn an, die Hände in die Hüften gestemmt, und las den Gedanken, noch ehe er vollständig ausformuliert war. Er verzog die Lippen zu einem erbarmungslosen Grinsen, bei dem sämtliche Zähne und der größte Teil des Zahnfleischs zu sehen waren.
    »Erschieß mich, wenn du willst. Warum nicht? Mach diesen Fehlschlag vollständig. Ah, ihr Götter, ich würde

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