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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Eddie.
    »Er sagte mir, dass ich nicht in den Palast zurückkehren könne. Falls doch, wäre ich bei Einbruch der Nacht tot. Er sagte: ›Du bist trotz allem, was Marten anrichten konnte, für dein Schicksal geboren; aber er hat geschworen, dich zu töten, bevor du ihm Sorgen bereiten kannst. Es scheint so, als müsstest du, obwohl als Sieger aus der Prüfung hervorgegangen, Gilead verlassen, doch wirst du nach Osten statt nach Westen gehen. Aber ich schicke dich nicht allein und ohne Grund dorthin.‹ Dann fügte er fast wie einen verspäteten Einfall hinzu: ›Und auch nicht mit einem Paar armseliger Lehrlingsrevolver.‹«
    »Was für ein Grund?«, fragte Jake. Die Geschichte hatte ihn eindeutig gefesselt; seine Augen leuchteten fast so hell wie die von Oy. »Und was für Begleiter?«
    »Das alles sollt ihr nun hören«, sagte Roland, »und wie ihr über mich urteilt, wird die Zeit erweisen.«
    Er seufzte – das tiefe Seufzen eines Mannes, dem eine schwierige Aufgabe bevorstand –, und dann warf er frisches Holz auf das Feuer. Als die Flammen emporloderten und die Schatten etwas zurücktrieben, fing er an zu reden. Er redete die ganze, merkwürdig lange Nacht hindurch, und er beendete die Geschichte von Susan Delgado erst, als die Sonne im Osten aufging und das Schloss aus Glas dort drüben mit den leuchtenden Farben eines neuen Tages bemalte – und mit einem seltsam grünlichen Licht, das seine wahre Farbe war.

 
     
     
     
     
     

    Z WEITER T EIL
    S USAN

Kapitel 1

    U NTER DEM K USSMOND
     

    1
     
    Eine kreisrunde silberne Scheibe – der Kussmond, wie er in der Vollen Erde genannt wurde – schwebte über dem zerklüfteten Hügel fünf Meilen östlich von Hambry und zehn Meilen südlich des Eyebolt Canyon. Unterhalb des Hügels hielt sich die Spätsommerhitze auch zwei Stunden nach Sonnenuntergang noch drückend, aber auf dem Cöos war es, als wäre der Monat Ernte mit seinen heftigen Winden und der frostkalten Luft bereits gekommen. Für die Frau, die mit einer Schlange und einer alten Mutie-Katze als einziger Gesellschaft hier oben lebte, sollte es eine lange Nacht werden.
    Aber das spielt keine Rolle; spielt keine Rolle, meine Liebe. Fleißige Hände sind glückliche Hände. Das sind sie.
    Sie wartete, bis der Hufschlag von den Pferden ihrer Besucher verklungen war, und saß leise am Fenster im großen Zimmer der Hütte (es gab nur noch ein anderes, ein Schlafzimmer, wenig größer als ein Schrank). Musty, die sechsbeinige Katze, saß ihr auf der Schulter. Mondlicht schien auf ihren Schoß.
    Drei Pferde, die drei Männer trugen. Die Großen Sargjäger, so nannten sie sich selbst.
    Sie schnaubte. Männer waren komisch, aye, das waren sie, und das Amüsanteste an ihnen war, wie wenig sie davon wussten. Männer, mit den großspurigen, wichtigtuerischen Namen, die sie sich gaben. Männer, so stolz auf ihre Muskeln, ihr Trinkvermögen, ihr Essvermögen; so immer während stolz auf ihre Pimmel. Ja, selbst in diesen Zeiten, wo so viele nichts als einen seltsamen, verkümmerten Samen verschießen konnten, der Kinder hervorbrachte, die nur dazu taugten, dass man sie im nächsten Brunnen ertränkte. Ach, aber es war niemals ihre Schuld, oder, meine Liebe? Nein, es war immer die Frau – ihr Schoß, ihre Schuld. Männer waren solche Feiglinge. Solche grinsenden Feiglinge. Diese drei hatten sich in nichts vom üblichen Schlag unterschieden. Der hinkende Alte, den sollte man vielleicht im Auge behalten – aye, das sollte man, ein klares und über die Maßen neugieriges Paar Augen hatte sie aus seinem Schädel angeschaut –, aber sie sah nichts in ihnen, womit sie nicht fertig werden würde, sollte es darauf ankommen.
    Männer! Sie konnte nicht verstehen, weshalb so viele Frauen jene fürchteten. Hatten die Götter sie nicht so geschaffen, dass der empfindlichste Teil ihrer Eingeweide einfach aus ihren Leibern heraushing wie ein falsch platziertes Stück Darm? Tritt sie dorthin, und sie rollen sich zusammen wie die Schnecken. Liebkose sie dort, und ihr Verstand schmilzt dahin. Wer an dieser zweiten Weisheit zweifelte, musste sich nur ihre zweite Aufgabe in dieser Nacht ansehen, die, die noch vor ihr lag. Thorin! Bürgermeister von Hambry! Oberaufseher der Baronie! Kein größerer Narr als ein alter Narr!
    Doch keiner dieser Gedanken hatte echte Macht über sie oder war von echter Bosheit erfüllt, jedenfalls noch nicht; die drei Männer, die sich die Großen Sargjäger nannten, hatten ihr ein Wunder gebracht,

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