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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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auf sie herab, wie es seit Anbeginn der Zeit auf junge Männer und Frauen hinabgeschienen hatte, und einmal schaute sie auf und sah eine Sternschnuppe am Himmel verglühen – eine kurze und gleißende orangerote Bahn am Himmelszelt. Susan wollte sich etwas wünschen, doch dann wurde ihr mit einem Gefühl, das an Panik grenzte, bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, was sie sich wünschen sollte. Nicht die geringste.
     
     
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    Sie verharrte im Schweigen, bis sie eine Meile oder so von der Stadt entfernt waren, dann stellte sie die Frage, die ihr durch den Kopf gegangen war. Sie hatte vorgehabt, ihre zu stellen, wenn er mit seinen angefangen hatte, und es verdross sie, dass sie diejenige war, die das Schweigen brach, aber am Ende siegte ihre Neugier.
    »Woher kommt Ihr, Mr. Dearborn, und was führt Euch in unser kleines Eckchen von Mittwelt… wenn Ihr keinen Anstoß an der Frage nehmt?«
    »Keineswegs«, sagte er und sah lächelnd zu ihr auf. »Ich bin froh, dass wir miteinander reden, und hatte nur nach einem Anlass dazu gesucht. Gespräche sind nicht meine starke Seite.« Was dann, Will Dearborn?, fragte sie sich. Aye, das fragte sie sich sehr, als sie sich nämlich auf dem Sattel zurechtgesetzt hatte, da hatte sie die Hand auf die zusammengerollte Decke hinter sich gestützt… und etwas gespürt, das in dieser Decke versteckt war. Etwas, was sich wie eine Waffe anfühlte. Natürlich musste es keine sein, aber sie erinnerte sich auch, wie er unwillkürlich an den Gürtel gegriffen hatte, als sie vor Überraschung aufgeschrien hatte.
    »Ich komme aus der Innerwelt. Ich nehme aber an, das hattet Ihr schon von selbst vermutet. Wir haben unsere eigene Art zu reden.«
    »Aye. Aus welcher Baronie stammt Ihr, wenn ich fragen darf?«
    »Neu-Kanaan.«
    Daraufhin verspürte sie einen Anflug echter Aufregung. Neu-Kanaan! Zentrum des Bundes! Das bedeutete natürlich nicht mehr so viel wie früher, aber dennoch…
    »Nicht Gilead?«, fragte sie und registrierte missfällig die Andeutung mädchenhafter Aufregung in ihrer Stimme. Womöglich mehr als nur eine Andeutung.
    »Nein«, sagte er mit einem Lachen. »Nichts so Grandioses wie Gilead. Nur Hemphill, ein Dorf etwa vierzig Räder westlich von dort. Kleiner als Hambry, dünkt mir.«
    Räder, dachte sie und staunte über den archaischen Ausdruck. Er hat Räder gesagt.
    »Und was führt Euch dann nach Hambry? Dürft Ihr es mir verraten?«
    »Warum nicht, ich bin mit zwei Freunden unterwegs, Mr. Richard Stockworth aus Pennilton, Neu-Kanaan, und Mr. Arthur Heath, ein lustiger junger Mann, der tatsächlich aus Gilead stammt. Wir sind auf Geheiß des Bundes hier und sind als Schätzer unterwegs.«
    »Was sollt Ihr schätzen?«
    »Alles und jedes, was dem Bund in den kommenden Jahren hilfreich sein könnte«, sagte er, und jetzt war das Unbekümmerte aus seiner Stimme verschwunden. »Die Sache mit dem Guten Mann ist ernst geworden.«
    »Tatsächlich? Wir hören so weit südlich und östlich der Nabe wenig wirkliche Neuigkeiten.«
    Er nickte. »Die Distanz der Baronie von der Nabe ist der Hauptgrund, weswegen wir hier sind. Mejis stand dem Bund stets loyal gegenüber, und wenn Nachschub aus diesem Teil der Äußeren Baronien gebraucht wird, wird er geliefert werden. Die Frage, die einer Klärung bedarf, ist die, auf wie viel der Bund zählen kann.«
    »Wie viel wovon?«
    »Ja«, stimmte er zu, als hätte sie eine Feststellung getroffen, und keine Frage gestellt. »Und wie viel wovon.«
    »Ihr sprecht, als wäre der Gute Mann eine echte Bedrohung. Gewiss ist er doch nur ein Bandit, der seine Diebstähle und Morde mit Geschwätz von ›Demokratie‹ und ›Gleichheit‹ beschönigt?«
    Dearborn zuckte die Achseln, und sie glaubte einen Augenblick lang schon, das Ganze wäre sein einziger Kommentar zu dem Thema, aber dann sagte er zögerlich: »Das war vielleicht einmal so. Die Zeiten haben sich geändert. Irgendwann wurde der Bandit zum General, und nun möchte der General ein Herrscher im Namen des Volkes werden.« Er machte eine Pause und fügte dann ernst hinzu: »Die Nördlichen und Westlichen Baronien stehen in Flammen, Lady.«
    »Aber die sind gewiss Tausende Meilen entfernt!« Dieses Gespräch war beunruhigend, und dennoch auch seltsam aufregend. Vor allem schien es exotisch zu sein, nach dem drögen alltäglichen Einerlei von Hambry, wo ein ausgetrockneter Brunnen Gesprächsstoff für drei Tage lieferte.
    »Ja«, sagte er. Nicht aye, sondern ja – für Susan hörte es sich

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