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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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verziehen, sagen würden, dass Regen nach oben fiel, Geld auf Bäumen wuchs und die Kinder vom Großen Federix gebracht wurden.
    »Aye, Will Dearborn«, sagte sie mit einem nur unmerklich trockenen Ton. »Man sagt, Ehrlichkeit sei das Klügste, so sagt man.«
    Er sah sie leicht zweifelnd an, doch dann erstrahlte sein Lächeln wieder. Dieses Lächeln war gefährlich, fand sie; ein Treibsand-Lächeln, wenn sie je eines zu Gesicht bekommen hatte. Man trat leicht hinein, kam aber nicht so leicht wieder heraus.
    »Der Bund hat heutzutage nicht mehr allzu viele Mitglieder. Das ist einer der Gründe, weshalb Farson sein Spiel so lange treiben konnte; darum ist seine Begierde so sehr gewachsen. Er hat es weit gebracht, seit er als Verwüster und Postkutschenräuber in Garlan und Desoy angefangen hat, und er wird es noch weiter bringen, wenn der Bund nicht wiederbelebt wird. Vielleicht sogar bis nach Mejis.«
    Sie konnte sich nicht vorstellen, was der Gute Mann mit ihrer verschlafenen Stadt in der Baronie anfangen wollte, die am nächsten beim Reinen Meer lag, aber sie schwieg.
    »Wie dem auch sei, in Wahrheit hat uns eigentlich nicht der Bund geschickt«, sagte er. »Nicht den ganzen weiten Weg, um Kühe und Ölbohrtürme und Hektar bestelltes Land zu zählen.«
    Er hielt inne, sah auf die Straße (so als suchte er nach weiteren Steinen, die seinen Stiefeln in die Quere kommen könnten) und streichelte Rushers Nase mit geistesabwesender Zärtlichkeit. Sie glaubte, dass er verlegen war, vielleicht sogar beschämt. »Unsere Väter haben uns geschickt.«
    »Eure…« Dann verstand sie. Böse Jungs, das waren sie, auf eine Mission geschickt, die nicht ganz einer Verbannung gleichkam. Sie dachte, die wahre Aufgabe der Jungen in Hambry könnte sein, ihren guten Ruf wiederherzustellen. Nun, dachte sie, das erklärt immerhin das Treibsand-Lächeln, was? Hüte dich vor diesem Jungen, Susan, er ist einer von denen, die Brücken niederbrennen und Postwagen umstoßen und dann ohne einen Blick zurück fröhlich ihres Weges ziehen. Nicht aus Bosheit, sondern aus schlichter knabenhafter Achtlosigkeit.
    Dabei musste sie wieder an das alte Lied denken, das sie gesungen und das er gepfiffen hatte.
    »Unsere Väter, ja.«
    Susan Delgado hatte zu ihrer Zeit auch die eine oder andere Dummheit begangen (vielleicht waren es auch zwei Dutzend gewesen), daher verspürte sie neben Vorsicht auch Mitgefühl für Will Dearborn. Und Interesse. Böse Jungs konnten amüsant sein… bis zu einem gewissen Punkt. Die Frage war, wie böse waren Will und seine Kumpane gewesen?
    »Auf den Putz gehauen?«, fragte sie.
    »Auf den Putz gehauen«, stimmte er zu und hörte sich immer noch düster an, aber irgendwie nahmen seine Augen und sein Mund einen etwas fröhlicheren Ausdruck an. »Wir wurden gewarnt; ja, eindringlich gewarnt. Es wurde… eine gewisse Menge getrunken.«
    Und es waren ein paar Mädchen dabei, die von den Händen gedrückt wurden, die nicht gerade damit beschäftigt waren, den Bierkrug zu drücken, was? Es war eine Frage, die kein anständiges Mädchen ohne Umschweife stellen konnte, die ihr aber trotzdem sofort in den Sinn kam.
    Nun verschwand das Lächeln, das kurze Zeit seine Mundwinkel umspielt hatte. »Wir sind zu weit gegangen, und der Spaß hörte auf. Das ist bei Narren immer so. Eines Nachts fand ein Rennen statt. In einer mondlosen Nacht. Nach Mitternacht. Wir waren alle betrunken. Eines der Pferde blieb mit dem Huf in einem Rattenloch stecken und brach sich ein Vorderbein. Es musste erschossen werden.«
    Susan verzog das Gesicht. Es war nicht das Schlimmste, was sie sich denken konnte, aber schlimm genug. Als er den Mund wieder aufmachte, wurde es jedoch noch schlimmer.
    »Das Pferd war ein Vollblut, eines von nur dreien, die dem Vater meines Freundes Richard gehörten, der nicht gerade sehr wohlhabend ist. Es kam zu Szenen in unseren Familien, an die ich mich nicht erinnern möchte, geschweige denn darüber reden. Der langen Rede kurzer Sinn, nach langen Beratungen und der Diskussion über viele mögliche Strafen wurden wir hierher geschickt, um unseren Auftrag zu erledigen. Arthurs Vater kam auf die Idee. Ich glaube, Arthurs Da’ ist immer ein wenig enttäuscht von Arthur gewesen. Gewiss kommt Arthurs Tolldreistigkeit nicht von George Heaths Seite.«
    Susan lächelte bei sich und musste an Tante Cordelia denken, wie diese sagte: »Von unserer Seite der Familie hat sie das ganz sicher nicht.« Dann die kalkulierte Pause, gefolgt von:

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