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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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fremd und erfreulich zugleich an. »Aber der Wind weht in diese Richtung.« Er drehte sich lächelnd zu ihr um. Wieder machte das sein hartes, gutes Aussehen sanfter; er wirkte nun mehr wie ein Kind, das zu lange aufgeblieben war. »Aber ich glaube nicht, dass wir John Farson heute Nacht sehen werden – Ihr etwa?«
    Sie lächelte zurück. »Wenn dem so wäre, Mr. Dearborn, würdet Ihr mich vor ihm beschützen?«
    »Ohne Zweifel«, sagte er immer noch lächelnd, »aber mir dünkt, ich würde es mit größerer Begeisterung tun, wenn ich Euch mit dem Namen ansprechen dürfte, den Euch Euer Vater gegeben hat.«
    »Dann mögt Ihr dies im Interesse meiner eigenen Sicherheit tun. Und ich denke, im selben Interesse werde ich Euch Will nennen müssen.«
    »Ebenso weise wie hübsch gesprochen«, sagte er, und das Lächeln wurde zu einem breiten und einnehmenden Grinsen. »Ich…« Und da er das Gesicht beim Gehen ihr zugewendet hatte und aufschaute, stolperte Susans neuer Freund in diesem Moment über einen Stein, der aus dem Weg ragte, und wäre beinahe der Länge nach hingefallen. Rusher wieherte durch die Nüstern und scheute etwas. Susan lachte fröhlich. Der Poncho verrutschte und gab ein bloßes Bein frei, aber sie ließ sich einen Augenblick Zeit, bevor sie ihn wieder zurechtrückte. Sie mochte ihn, aye, das tat sie. Und was konnte es schon schaden? Schließlich war er nur ein Knabe. Wenn er lächelte, konnte sie sehen, dass er vor ein oder zwei Jahren noch in Heuhaufen herumgetollt hatte. (Der Gedanke, dass auch sie erst kürzlich damit aufgehört hatte, in Heuhaufen zu hüpfen, war ihr irgendwie entfallen.)
    »Für gewöhnlich bin ich nicht so ungeschickt«, sagte er. »Ich hoffe, ich habe Euch nicht erschreckt.«
    Ganz und gar nicht, Will; Jungs stoßen sich in meiner Gegenwart ständig die Zehen an, seit mir Brüste gewachsen sind.
    »Ganz und gar nicht«, sagte sie und kehrte wieder zum Thema zurück. Es interessierte sie sehr. »Also kommt Ihr und Eure Freunde im Namen des Bundes, um unsere Vorräte zu schätzen, richtig?«
    »Ja. Ich habe jenem Ölfeld dort nur deshalb größere Beachtung geschenkt, weil einer von uns hierher zurückkommen und die noch funktionierenden Bohrtürme zählen muss…«
    »Das kann ich Euch abnehmen. Es sind neunzehn.«
    Er nickte. »Ich stehe in Eurer Schuld. Aber wir müssen auch feststellen – sofern möglich –, wie viel Öl diese neunzehn Pumpen fördern.«
    »Funktionieren in Neu-Kanaan noch so viele ölbetriebene Maschinen, dass derlei von Bedeutung wäre? Und verfügt Ihr über die Alchimie, um den Rohstoff umzuwandeln, den Eure Maschinen brauchen?«
    »In diesem Fall spricht man eher von Raffinerie, nicht von Alchimie – vermute ich jedenfalls –, und ich glaube, eine funktioniert noch. Doch nein, wir haben nicht so viele Maschinen, obschon es noch einige funktionierende Leuchtröhren im Großen Saal von Gilead gibt.«
    »Man stelle sich vor!«, sagte sie entzückt. Sie hatte Bilder von Leuchtröhren und elektrischen Flambeaus gesehen, aber nie die Leuchten selbst. Die letzten in Hambry (in diesem Teil der Welt hatte man sie »Funkenlichter« genannt, aber sie war sich sicher, dass es sich um dieselben handelte) waren vor zwei Generationen ausgebrannt.
    »Ihr habt gesagt, Euer Vater war bis zu seinem Tod Verwalter der Pferde des Bürgermeisters«, sagte Will Dearborn. »War sein Name Patrick Delgado? So lautete er doch, oder nicht?«
    Sie schaute, zutiefst erschrocken und unvermittelt in die Wirklichkeit zurückgeholt, zu ihm hinunter. »Woher wisst Ihr das?«
    »Sein Name steht auf unserer Besuchsliste. Wir sollen Rinder, Schafe, Schweine, Ochsen… und Pferde zählen. Von allem Nutzvieh sind Pferde das Wichtigste. Patrick Delgado sollten wir aus diesem Grund aufsuchen. Es tut mir Leid, hören zu müssen, dass er die Lichtung am Ende des Pfades erreicht hat, Susan. Werdet Ihr mein Beileid akzeptieren?«
    »Aye, mit Dank.«
    »War es ein Unfall?«
    »Aye.« Sie hoffte, ihre Stimme sagte, was sie sagen sollte, nämlich: Lass dieses Thema ruhen, und frag nicht weiter.
    »Ich will ehrlich zu Euch sein«, sagte er, und da glaubte sie zum ersten Mal, einen falschen Unterton zu hören. Vielleicht bildete sie es sich aber auch nur ein. Gewiss wusste sie wenig von der Welt (Tante Cord erinnerte sie fast täglich daran), aber sie hatte eine gewisse Ahnung davon, dass Leute, die ihre Rede mit Ich will ehrlich zu Euch sein anfingen, einem wahrscheinlich, ohne eine Miene zu

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