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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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wäre ich eine Schulmeisterin oder seine tatterige alte Großtante, ziehe ich diese alberne Schürze aus und schlage sie ihm um die Ohren. »Mich hat etwas Temperament bei einem Pferd, das friedlich genug ist, einen Sattel zu tragen, nie gestört. Bis zu seinem Tod war mein Vater für des Bürgermeisters Pferde zuständig… und der Bürgermeister ist in dieser Gegend gleichzeitig Oberaufseher der Baronie. Ich bin mein Leben lang geritten.«
    Sie dachte, er würde sich vielleicht entschuldigen, möglicherweise sogar ins Stottern geraten, aber er nickte nur mit einer ruhigen Bedächtigkeit, die ihr gefiel. »Dann tretet auf den Steigbügel, meine Lady. Ich werde an Eurer Seite gehen und Euch nicht mit meiner Unterhaltung behelligen, so Ihr sie nicht wünscht. Es ist spät, und Gespräche verlieren nach Monduntergang ihren Reiz, wie manche sagen.«
    Sie schüttelte den Kopf und milderte ihre Ablehnung mit einem Lächeln. »Nay. Ich danke Euch für Eure Güte, aber vielleicht wäre es nicht gut für mich, sähe man mich um elf Uhr auf dem Pferd eines fremden jungen Mannes. Mit Zitronensaft lässt sich der Ruf einer Dame nicht reinwaschen wie ein Unterhemd, wisst Ihr.«
    »Niemand hier draußen wird Euch sehen«, sagte der junge Mann mit einer vernünftigen Stimme, die einen rasend machen konnte. »Und dass Ihr müde seid, kann ich sehen. Kommt, Sai…«
    »Bitte nennt mich nicht so. Dabei fühle ich mich so alt wie eine…« Sie zögerte einen Sekundenbruchteil und dachte noch einmal über das Wort nach
    (Hexe)
    das ihr als Erstes in den Sinn kam. »… wie eine alte Frau.«
    »Dann Miss Delgado. Seid Ihr Euch wirklich sicher, dass Ihr nicht reiten wollt?«
    »Ganz sicher. Ich würde in einem Kleid ohnehin nicht auf einem Herrensattel reiten, Mr. Dearborn – nicht einmal wenn Ihr mein Bruder wärt. Es schickt sich nicht.«
    Er stieg nun selbst in den Steigbügel, griff über den Sattel (Rusher stand unterdessen gelassen da und zuckte nur mit den Ohren, mit denen Susan selbst nur zu gern gezuckt hätte, wäre sie an Rushers Stelle gewesen – so schön waren sie) und kam mit einem zusammengerollten Kleidungsstück in der Hand wieder herunter. Es war mit einer Wildlederschnur zusammengebunden. Sie hielt es für einen Poncho.
    »Ihr mögt das wie einen Staubmantel über euren Schoß und die Beine breiten«, sagte er. »Es reicht aus, der Schicklichkeit Genüge zu tun – er gehörte meinem Vater, der größer ist als ich.« Er blickte zu den Hügeln im Westen, und sie sah, dass er auf eine harte Art stattlich war, die nicht zu seiner Jugend passen wollte. Sie verspürte ein kurzes Erschauern in ihrem Inneren und wünschte sich zum tausendsten Mal, die widerliche alte Frau hätte sich mit ihren Händen ausschließlich auf das Notwendige beschränkt, so unangenehm dieses Notwendige auch sein mochte. Susan wollte diesen stattlichen Fremden nicht ansehen und sich dabei an Rheas Berührung erinnern.
    »Nay«, sagte sie sanft. »Nochmals danke schön, ich weiß Eure Freundlichkeit zu schätzen, muss aber ablehnen.«
    »Dann werde ich an Eurer Seite gehen, und Rusher wird unsere Anstandsdame sein«, sagte er fröhlich. »Zumindest bis zum Stadtrand wird niemand uns sehen und Schlechtes über eine vollkommen anständige junge Dame und einen mehr oder weniger anständigen jungen Mann denken können. Und sobald wir dort angelangt sind, werde ich den Hut ziehen und Euch eine gute Nacht wünschen.«
    »Ich wünschte, Ihr würdet es lassen. Wirklich.« Sie strich sich mit der Hand über die Stirn. »Ihr könnt leicht sagen, dass niemand uns sehen kann, aber manchmal gibt es Augen, wo keine sein sollten. Und meine Stellung ist im Augenblick… ein wenig delikat.«
    »Ich werde Euch dennoch begleiten«, wiederholte er, aber nun wirkte sein Gesicht ernst. »Es sind keine guten Zeiten, Miss Delgado. Hier in Mejis seid Ihr weitab von den schlimmsten Unruhen, aber manchmal breitet sich ein Unruheherd schnell aus.«
    Sie machte den Mund auf – um erneut Einwände vorzubringen, vermutete sie, vielleicht um ihm zu sagen, dass Pat Delgados Tochter auf sich selbst aufpassen könne –, aber dann dachte sie an die neuen Männer des Bürgermeisters und die kalten Blicke, mit denen diese sie betrachtet hatten, als Thorins Augenmerk einmal kurz von ihr abgelenkt war. Sie hatte diese drei auch genau an diesem heutigen Abend gesehen, als sie zur Hütte der Hexe aufgebrochen war. Diese drei hatte sie allerdings näher kommen hören, und zwar

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