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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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aber am Ende hatte er doch beides getan. Weder die dummen Witze noch die Gefühle an der Oberfläche entsprachen nämlich dem wahren Cuthbert Allgood.
    Als Roland die Mulde in der Mitte des Wäldchens erreichte, trat eine dunkle Gestalt hinter einem der Bäume hervor, wo sie Wache gestanden hatte. Auf halbem Weg über die Lichtung wurde sie zu einem großen Jungen mit schmalen Hüften, der unterhalb der Jeans barfüßig und oberhalb barbrüstig war. In einer Hand hielt er einen riesigen antiken Revolver – einen Typ, der aufgrund der Größe der Trommel manchmal Bierfass genannt wurde.
    »Pfui«, wiederholte Cuthbert, als gefiele ihm der Klang dieses Wortes, das nur in vergessenen Hinterländern wie Mejis nicht archaisch klang. »Eine schöne Art, die Dienst habende Wache zu behandeln, den armen schmalgesichtigen Burschen halb bis zur nächsten Bergkette zu schlagen!«
    »Wenn ich eine Waffe getragen hätte, dann hätte ich ihn wahrscheinlich in Stücke geschossen und dadurch das halbe Land aufgeweckt.«
    »Ich wusste, dass du nicht gegürtet herumlaufen würdest«, antwortete Cuthbert nachsichtig. »Du siehst bemerkenswert schlecht aus, Roland, Sohn des Steven, aber du lässt dich von niemandem zum Narren halten, auch wenn du dich schon dem biblischen Alter von fünfzehn Jahren näherst.«
    »Ich dachte, wir wären uns einig gewesen, die Namen zu benutzen, unter denen wir reisen. Auch unter uns.«
    Cuthbert streckte den Fuß aus, drückte die bloße Ferse in den Sand und verbeugte sich mit ausgestreckten Armen und an den Gelenken übertrieben geneigten Händen – eine begnadete Imitation des Typs Mann, der für eine Karriere am Hof bestimmt war. Außerdem hatte er frappante Ähnlichkeit mit einem Reiher, der in einer Marsch stand, und Roland konnte ein schnaubendes Lachen nicht unterdrücken. Dann legte er die Innenseite seines linken Handgelenks an die Stirn, um zu sehen, ob er Fieber hatte. In seinem Kopf fühlte er sich fiebrig genug, das wussten die Götter, aber die Haut oberhalb seiner Augen fühlte sich kühl an.
    »Ich erflehe deine Verzeihung, Revolvermann«, sagte Cuthbert, der Hände und Augen immer noch demütig abwärts gerichtet hielt.
    Rolands Lächeln erlosch. »Und nenn mich nie wieder so, Cuthbert. Bitte. Hier nicht, und anderswo auch nicht. Nicht, wenn dir etwas an mir liegt.«
    Cuthbert gab die Haltung unverzüglich auf und kam eilig zu der Stelle gelaufen, wo Roland zu Pferde saß. Er sah aufrichtig zerknirscht aus.
    »Roland – Will – es tut mir Leid.«
    Roland schlug ihm auf die Schulter. »Nichts passiert. Vergiss es nur von jetzt an nicht. Mejis mag am Ende der Welt liegen… aber es ist eben Teil der Welt. Wo ist Alain?«
    »Du meinst Dick? Was glaubst du denn?« Cuthbert zeigte über die Lichtung, wo ein dunkler Umriss entweder schnarchte oder gerade langsam am Ersticken war.
    »Der«, sagte Cuthbert, »würde glatt ein Erdbeben verschlafen.«
    »Aber du hast mich kommen hören und bist aufgewacht.«
    »Ja«, sagte Cuthbert. Er sah Roland ins Gesicht und betrachtete es so durchdringend, dass es Roland ein wenig unbehaglich wurde. »Ist dir etwas geschehen? Du siehst verändert aus.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Erregt. Irgendwie außer Atem.«
    Wenn er Cuthbert von Susan erzählen wollte, wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt. Er beschloss, ohne recht darüber nachzudenken (seine meisten Entscheidungen, gewiss aber die besten, traf er auf diese Weise), es ihm nicht zu erzählen. Wenn er sie im Haus des Bürgermeisters traf, würde es auch für Cuthbert und Alain das erste Mal sein. Was konnte es schaden?
    »Ich bin auch außer Atem, das stimmt«, sagte er, stieg ab und bückte sich, um den Sattelgurt zu öffnen. »Und ich habe ein paar interessante Sachen gesehen.«
    »Ach ja? Sprich, Gefährte des teuersten Bewohners meines Busens.«
    »Ich werde lieber bis morgen warten, wenn jener winterschlafende Bär endlich erwacht ist. Dann muss ich es nur einmal erzählen. Außerdem bin ich müde. Aber eines kann ich dir sagen: Es gibt zu viele Pferde in dieser Gegend, selbst für eine Baronie, die für ihr Pferdefleisch berühmt ist. Viel zu viele.«
    Bevor Cuthbert irgendwelche Fragen stellen konnte, zog Roland den Sattel von Rushers Rücken und legte ihn neben drei kleinen Weidenkörben ab, die mit Wildlederschnüren zusammengebunden waren, womit sie zu einem Behältnis wurden, das man auf den Rücken eines Pferdes schnallen konnte. Im Inneren gurrten drei Tauben mit weißen Ringen um den Hals

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