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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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verschwand wie Rauch.
    Mia schwieg eine Weile, wie um die Fäden ihrer Erzählung wieder aufzunehmen. Schließlich sagte sie: »Walter hat mich… gesehen. Nicht so wie andere Männer. Sogar die, die ich zu Tode gefickt habe, haben nur gesehen, was sie sehen wollten. Oder was ich sie sehen lassen wollte.« Aus ihrem Lächeln sprachen hässliche Erinnerungen. »Manche habe ich in dem Wahn sterben lassen, sie fickten die eigene Mutter! Du hättest ihre Gesichter sehen sollen!« Das Lächeln verblasste wieder. »Aber Walter, der hat mich gesehen.«
    »Wie hat er selbst ausgesehen?«
    »Schwer zu sagen, Susannah. Er hat eine Kapuze getragen, unter der er hervorgegrinst hat – er war ein großer Grinser, das war er –, und er hat mit mir palavert. Dort.« Sie deutete mit einem leicht zitternden Finger auf den Fedic Good-Time Saloon.
    »Aber da war keine Wunde auf seiner Stirn?«
    »Nay, das weiß ich bestimmt, er ist nämlich keiner von denen, die Pere Callahan die niederen Männer nennt. Ihre Aufgabe sind die Brecher. Die Brecher und sonst nichts.«
    Susannah empfand jetzt allmählich Ärger, bemühte sich aber, sich nichts davon anmerken zu lassen. Mia hatte Zugang zu allen ihren Erinnerungen, also auch zu den innersten Zusammenhängen und Geheimnissen ihres Ka-Tet. Es war, als würde man entdecken, dass man einen Einbrecher im Haus gehabt hat, der nicht nur das Geld gestohlen, sondern auch die Unterwäsche anprobiert und die vertraulichsten Papiere durchwühlt hat.
    Es war abscheulich.
    »Walter ist vermutlich das, was man den Premierminister des Scharlachroten Königs nennen könnte. Er reist oft inkognito und ist in anderen Welten unter anderen Namen bekannt, aber er ist stets ein grinsender, lachender Mann…«
    »Ich habe ihn flüchtig kennen gelernt«, sagte Susannah. »Unter dem Namen Flagg. Ich hoffe aber, ihm eines Tages wieder zu begegnen.«
    »Würdest du ihn wirklich kennen, würdest du dir nichts dergleichen wünschen.«
    »Die Brecher, die du erwähnt hast – wo sind sie?«
    »Nun… in Donnerschlag, weißt du das denn nicht? Im Land der Schatten. Wieso fragst du das?«
    »Ach, nur aus Neugier«, sagte Susannah und schien Eddies Stimme zu hören: Stell jede Frage, die sie zu beantworten bereit ist. Du musst den Tag verplempern. Gib uns Gelegenheit, euch einzuholen. Sie hoffte, dass Mia nicht ihre Gedanken lesen konnte, wenn sie wie jetzt getrennt waren. Sollte sie das dennoch können, saßen sie alle ganz schön in der Scheiße. »Aber jetzt zurück zu Walter. Können wir noch etwas über ihn reden?«
    Mia signalisierte müde Zustimmung, die Susannah ihr nicht ganz abnahm. Wie lange war es her, dass Mia ein williges Ohr für irgendeine Geschichte, die sie vielleicht erzählen wollte, gefunden hatte? Die Antwort, vermutete Susannah, lautete wahrscheinlich: Ewig. Und die Fragen, die Susannah stellte, die Zweifel, die sie äußerte… bestimmt mussten einige davon auch Mia durch den Kopf gegangen sein. Sie würden rasch als die Blasphemien verbannt werden, die sie waren, aber trotzdem, hallo, diese Frau war nicht dumm. Es sei denn, eine Obsession machte dumm. Für diese Ansicht ließen sich vermutlich gute Argumente zusammentragen.
    »Susannah? Hat dir ein Bumbler die Zunge gefressen?«
    »Nein, ich habe mir nur überlegt, was für eine Erleichterung es für dich gewesen sein muss, als Walter zu dir gekommen ist.«
    Mia schien darüber nachzudenken, dann lächelte sie. Das Lächeln veränderte sie, ließ sie mädchenhaft und arglos und schüchtern wirken. Susannah musste sich ins Gedächtnis rufen, dass dies ein Aussehen war, dem sie nicht trauen durfte. »Ja! Es war eine! Natürlich ist es eine gewesen!«
    »Nachdem du deine Bestimmung entdeckt und durch sie hier festgehalten worden bist… nachdem du gesehen hast, wie die Wölfe Vorbereitungen dafür getroffen haben, die Kinder unterzubringen und zu operieren… nach all dem kreuzt Walter hier auf. In Wirklichkeit der Teufel, aber er kann dich zumindest sehen. Kann sich zumindest deine traurige Geschichte anhören. Und er macht dir ein Angebot.«
    »Er hat gesagt, der Scharlachrote König würde mir ein Kind schenken«, sagte Mia und legte die Hände sanft auf die gewaltige Wölbung ihres Bauchs. »Meinen Mordred, dessen Zeit nun endlich gekommen ist.«
     
     
    12
     
    Mia deutete wieder auf die Experimentalstation des Bogens 16, die sie als den Dogan aller Dogans bezeichnet hatte. Auf ihren Lippen lag noch die letzte Spur eines Lächelns, aber aus

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