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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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rumgehen, da waren’s achtundneunzig Flaschen Bier.‹ Darüber hinaus, nada.«
    Diesmal war King mit einem Blick auf die Küchenuhr an der Reihe.
    »Wenn ich nicht bald losfahre, ruft Betty Jones an, um sich zu erkundigen, ob ich etwa vergessen habe, dass ich einen Sohn habe. Und sobald ich Joe abgeholt habe, soll ich noch hundertdreißig Meilen weit nach Norden fahren, das kommt dazu. Was vermutlich einfacher wäre, wenn ich mit dem Bier aufhören würde. Und das wäre wiederum einfacher, wenn ich nicht ein paar bewaffnete Spuke bei mir in der Küche sitzen hätte.«
    Roland nickte. Er griff nach seinem Waffengurt, zog eine Patrone heraus und begann geistesabwesend, sie zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand zu rollen. »Nur noch eine Frage, wenn’s beliebt. Dann ziehen wir unseres Weges und lassen Euch Euren gehen.«
    King nickte ebenfalls. »Fragen Sie also.« Er betrachtete seine dritte Dose Bier, dann leerte er sie mit Bedauern im Blick in den Ausguss.
    »Habt Ihr Der Dunkle Turm geschrieben?«
    Eddie erschien diese Frage unsinnig, aber Kings Augen leuchteten auf, und er lächelte strahlend. »Nein!«, sagte er. »Und falls ich je ein Buch über Schriftstellerei schreibe – und das könnte ich vermutlich, schließlich habe ich das unterrichtet, bevor ich’s aufgegeben habe, um mich selbst der Schreiberei zu widmen –, werde ich das genau so sagen. Nicht diesen Roman, auch keinen der anderen, nicht richtig. Ich weiß, dass es Schriftsteller gibt, die wirklich schreiben, aber zu denen gehöre ich nicht. Wenn ich versuche, die Handlung selbst voranzubringen, weil die Eingebung einmal ausbleibt, wird die Story, an der ich gerade arbeite, meistens echt Scheiße.«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon Sie da reden«, sagte Eddie.
    »Das ist, als ob… he, das ist Klasse!«
    Die Patrone, die zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her gerollt war, war mühelos auf Rolands Fingerrücken gesprungen und schien dort über dessen sich kräuselnde Fingerknöchel zu wandern.
    »Ja«, stimmte Roland zu, »das ist’s, nicht wahr?«
    »So haben Sie Jake an der Zwischenstation hypnotisiert. Damit er sich daran erinnert, wie er umgekommen ist.«
    Und Susan, dachte Eddie. Er hat Susan mit derselben Methode hypnotisiert, nur weißt du das noch nicht, Sai King. Oder vielleicht weißt du’s doch. Vielleicht weißt du irgendwo in deinem Innersten bereits alles.
    »Ich hab’s schon mal mit Hypnose versucht«, sagte King. »Als ich noch ein Junge war, hat mich irgend so ein Kerl auf dem Jahrmarkt in Topham auf die Bühne geholt und wollte mich dazu bringen, wie eine Henne zu gackern. Das hat aber nicht funktioniert. Das war ungefähr zur selben Zeit, als Buddy Holly gestorben ist. Und der Big Bopper. Und Ritchie Valens. Todana! Ach, Discordia!«
    Er schüttelte plötzlich den Kopf, als wollte er ihn klar bekommen, und sah von der tanzenden Patrone zu Rolands Gesicht auf. »Habe ich gerade was gesagt?«
    »Nein, Sai.« Roland sah auf die tanzende Patrone hinunter – sie wanderte vor und zurück, vor und zurück –, und Kings Blick wurde natürlich ebenfalls wieder von ihr angezogen.
    »Was geschieht, wenn Ihr eine Geschichte macht?«, erkundigte Roland sich. »Zum Beispiel meine Geschichte?«
    »Sie kommt einfach«, sagte King. Seine Stimme war leise geworden. Gedankenverloren. »Sie weht in mich hinein – das ist das Gute daran – und kommt dann heraus, wenn ich die Finger bewege. Nie aus dem Kopf. Kommt aus dem Nabel oder irgendwo aus der Bauchgegend. Es hat mal einen Herausgeber gegeben… ich glaube, es war Maxwell Perkins… der gesagt hat, Thomas Wolfe sei…«
    Eddie wusste, was Roland da tat, und wusste auch, dass eine Unterbrechung vielleicht schaden würde, aber er konnte sich nicht zurückhalten. »Eine Rose«, sagte er. »Eine Rose, ein Stein, eine nichtgefundene Tür.«
    Kings Gesicht leuchtete vor Freude auf, aber sein Blick blieb unverwandt auf die Patrone gerichtet, die weiter über die Grate der Fingerknöchel des Revolvermanns tanzte. »Tatsächlich sind’s ein Stein, ein Blatt, eine Tür«, sagte er. »Aber mir gefällt Rose sogar noch besser.«
    Er war völlig eingefangen. Eddie bildete sich ein, fast das Gluckern hören zu können, mit dem das wache Bewusstsein des Mannes ablief. Ihm fiel ein, dass etwas so Prosaisches wie ein in diesem Augenblick klingelndes Telefon den Lauf der gesamten Existenz beeinflussen konnte. Er stand auf, bewegte sich trotz seines steifen schmerzenden Beins

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