Der Dunkle Turm 6 - Susannah
Stephen?«, fragte Roland.
»Aye.«
»Geh tiefer.«
»Wird gemacht.«
»Ich zähle bis drei. Bei drei gehst du so tief hinunter, wie du nur kannst.«
»Wird gemacht.«
»Eins… zwei… drei.« Bei drei sank Kings Kopf nach vorn. Das Kinn ruhte auf der Brust. Ein silbriger Speichelfaden hing ihm aus dem Mundwinkel und schwang wie ein Pendel hin und her.
»Jetzt wissen wir also etwas«, sagte Roland zu Eddie. »Vielleicht etwas entscheidend Wichtiges. Er ist vom Scharlachroten König berührt worden, als er noch ein kleiner Junge war, aber wir haben ihn anscheinend auf unsere Seite gezogen. Oder vielmehr hast du das getan, Eddie. Du und mein Jugendfreund Bert. Jedenfalls macht ihn das zu etwas ziemlich Besonderem.«
»Mir wäre bei meinem Heldentum wohler, wenn ich mich daran erinnern könnte«, sagte Eddie. Dann: »Ist dir eigentlich klar, dass ich noch gar nicht auf der Welt war, als dieser Kerl sieben war?«
Roland lächelte. »Ka ist ein Rad. Du hast dich seit langer Zeit unter verschiedenen Namen darauf gedreht. Cuthbert scheint nur einer davon zu sein.«
»Was soll das mit dem Scharlachroten König, der ›im Turm gefangen‹ ist?«
»Dafür weiß ich keine Erklärung.«
Roland wandte sich wieder an Stephen King. »Wie viele Male, glaubt Ihr, hat der Herrscher von Discordia schon versucht, Euch zu ermorden, Stephen? Euch zu töten, um Euch so die Feder aus der Hand zu schlagen? Euer lästiges Mundwerk zum Schweigen zu bringen? Seit jenem ersten Mal in der Scheune Eures Onkels und Eurer Tante?«
King schien angestrengt zu zählen, schüttelte dann aber den Kopf. »Delah«, sagte er. Viele Male.
Eddie und Roland wechselten einen Blick.
»Und greift immer jemand ein, um Euch zu retten?«, fragte Roland.
»Nay, Sai, das dürfen Sie nicht glauben. Ich bin nicht hilflos. Manchmal trete ich einfach zur Seite.«
Darüber lachte Roland – ein trockener Laut, so als zerbräche jemand einen Stock über dem Knie. »Wisst Ihr, was Ihr seid?«
King schüttelte den Kopf. Die Unterlippe hatte er jetzt vorgestreckt wie die eines schmollenden Kindes.
»Wisst Ihr, was Ihr seid?«
»Erstens der Vater. Zweitens der Ehemann. Drittens der Schriftsteller. Dann der Bruder. Nach dem Brudersein schweige ich. Okay?«
»Nein. Nicht oh-kay. Wisst Ihr, was Ihr seid?«
Eine lange Pause. »Nein. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Hören Sie auf, mich zu bedrängen.«
»Ich höre auf, sobald Ihr wahrhaftig sprecht. Wisst Ihr, was…«
»Ja, schon gut, ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Zufrieden?«
»Noch nicht. Sagt mir, was…«
»Ich bin Gan oder von Gan besessen, ich weiß nicht, was von beiden, vielleicht gibt es da keinen Unterschied.« King begann zu weinen. Seine Tränen waren stumm und schrecklich. »Aber es ist nicht Dis, ich habe mich von Dis abgewandt, ich verstoße Dis, und das müsste eigentlich genügen, aber das tut’s nicht, das Ka ist nie zufrieden, das gierige alte Ka, das war’s, was sie gesagt hat, nicht wahr? Das hat Susan Delgado gesagt, bevor Sie sie getötet haben oder ich sie getötet habe oder Gan sie getötet hat. ›Gieriges altes Ka, wie ich es hasse.‹ Ganz gleich, wer sie getötet hat, ich habe sie das sagen lassen, ich, weil nämlich ich es hasse, das tue ich. Ich locke wider Kas Stachel, und das werde ich tun, bis ich zur Lichtung am Ende des Pfades gehe.«
Roland saß am Tisch und war bei der Erwähnung von Susans Namen kreidebleich geworden.
»Und trotzdem kommt das Ka zu mir, kommt aus mir, ich übersetze es, werde dazu gezwungen, es zu übersetzen, Ka fließt aus meinem Nabel wie ein Band. Ich bin nicht das Ka, ich bin nicht das Band, es kommt nur aus mir hervor, und ich hasse es, ich hasse es! Die Hühner waren voller Spinnen, versteht ihr das, voller Spinnen!«
»Lasst Euer Greinen«, sagte Roland (nach Eddies Einschätzung mit bemerkenswertem Mangel an Mitgefühl), worauf King verstummte.
Der Revolvermann saß da und überlegte, dann hob er den Kopf.
»Warum habt Ihr aufgehört, die Geschichte weiterzuschreiben, nachdem ich das Westliche Meer erreicht hatte?«
»Sind Sie blöd? Weil ich nicht Gan sein will! Ich habe mich von Dis abgewandt, also müsste ich mich auch von Gan lossagen können. Ich liebe meine Frau. Ich liebe meine Kinder. Ich liebe es, Geschichten zu schreiben, aber ich will nicht Ihre Geschichte schreiben. Ich habe immer Angst. Es hält nach mir Ausschau. Das Auge des Königs.«
»Aber nicht mehr, seit Ihr damit aufgehört habt«, sagte
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