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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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erneut anstieg, diesmal nach links…
    »Okay, ich hab’s kapiert!«, rief Eddie. »Nehmt es mir ab, Henchick. Oder lasst wenigstens das Pendeln aufhören!«
    Henchick sprach nur ein einzelnes Wort, das so guttural klang, als hätte er es aus einem Schlammloch gerissen. Das Lot wurde nun aber nicht etwa mit kleineren Ausschlägen langsamer, sondern blieb einfach unbeweglich so vor Eddies Knie hängen, dass die Spitze auf den Fuß zeigte. Das Summen in Eddies Kopf und Arm hielt noch einen Augenblick an. Dann hörte es ebenfalls auf. Zugleich verschwand die beunruhigende Schwere des Branni-Lots. Das verdammte Ding war plötzlich wieder federleicht.
    »Habt Ihr mir etwas zu sagen, Eddie von New York?«, fragte Henchick.
    »Yeah, erflehe Eure Verzeihung.«
    Henchicks Zähne wurden erneut sichtbar, blitzten kurz in der Wildnis seines Barts auf und verschwanden wieder. »Ihr seid nicht eben langsam, ist es nicht so?«
    »Ich hoffe nicht«, sagte Eddie und konnte einen kleinen Seufzer der Erleichterung nicht unterdrücken, als Henchick von den Manni ihm die feingliedrige Silberkette von der Hand wickelte.
     
     
    4
     
    Henchick bestand auf einem Probelauf. Eddie verstand, weshalb einer nötig war, aber er hasste diesen ganzen Vorspielscheiß. Das Verstreichen der Zeit schien jetzt eine fast physische Sache zu sein, so als würde einem ein raues Stück Tuch unter der Handfläche vorbeigleiten. Trotzdem verhielt er sich wohlweislich still. Er hatte Henchick schon einmal gegen sich aufgebracht, und einmal reichte vollauf.
    Der Alte holte sechs seiner Amigos (fünf von ihnen kamen Eddie älter als Methusalem vor) in die Höhle. Dreien gab er Senkbleie, und die anderen drei bekamen muschelförmige Magneten. Das Branni-Lot, das offenbar stärker als alle anderen war, behielt er sich vor.
    Die sieben bildeten am Höhleneingang einen Kreis.
    »Nicht um die Tür?«, fragte Roland.
    »Nicht, bevor wir nicht müssen«, sagte Henchick.
    Die alten Männer fassten sich an den Händen, mit denen sie abwechselnd ein Lot oder einen Magneten hochhielten. Sobald der Kreis geschlossen war, hörte Eddie wieder das Summen. Er sah, wie Jake sich die Ohren zuhielt, während Rolands Gesicht sich kurz zu einer angewiderten Grimasse verzog.
    Eddie sah zur Tür hinüber und stellte fest, dass sie ihr staubiges, unbedeutendes Aussehen verloren hatte. Die Hieroglyphen – irgendein vergessenes Wort, das NICHTGEFUNDEN hieß – waren klar zu erkennen. Der kristallene Türknopf leuchtete, und die darauf eingravierte Rose zeichnete sich in weißen Linien ab.
    Könnte ich sie jetzt öffnen?, fragte Eddie sich. Sie öffnen und hindurchtreten? Er glaubte nicht, dass es ging. Zumindest noch nicht. Aber er war verdammt viel optimistischer, was diese ganze Sache betraf, als er es vor fünf Minuten noch gewesen war.
    Plötzlich meldeten die Stimmen aus den Tiefen der Höhle sich zu Wort, aber diesmal sprachen sie in röhrender Kakophonie. Eddie konnte Benny Slightman den Jüngeren heraushören, der das Wort Dogan kreischte, hörte seine Ma, die ihm vorwarf, um seine Verliererkarriere zu krönen, habe er jetzt auch noch seine Frau verloren, und bekam mit, wie irgendein Mann (vermutlich Elmer Chambers) Jake anfuhr, er sei übergeschnappt, er sei fou, er sei Monsieur Aliene. Weitere Stimmen fielen ein, und dann noch mehr und noch mehr.
    Henchick nickte seinen Gefährten energisch zu. Sie ließen sich los. Als sie das taten, verstummten die Stimmen mitten in ihrem Gebrabbel. Und – was Eddie keineswegs überraschte – die Tür erhielt augenblicklich ihre unbemerkenswerte Anonymität zurück: Sie sah wieder jeder Tür ähnlich, an der man auf der Straße vorbeiging, ohne sie eines zweiten Blickes zu würdigen.
    »Was um Himmels willen war das?«, fragte Callahan, indem er zu dem tieferen Dunkel hinübernickte, in das der Höhlenboden abfiel. »So war das sonst nie.«
    »Ich glaube, das Beben oder der Verlust der Zauberkugel hat die Höhle zum Wahnsinn getrieben«, sagte Henchick ruhig. »Aber das hat nichts mit dem Zweck unseres Kommens zu tun. Wir sind wegen der Tür hier.« Er betrachtete Callahans Mantelsack. »Ihr wart früher ein Wandersmann.«
    »Und wie.«
    Henchicks Zähne ließen sich erneut kurz sehen. Eddie kam zu dem Schluss, dass dem Alten auf irgendeiner Ebene diese Sache sogar Spaß machte. »Euren Gunna nach habt Ihr die Kunst aber verlernt, Sai Callahan.«
    »Wahrscheinlich fällt’s mir schwer zu glauben, dass wir wirklich irgendwohin reisen«,

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