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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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bestimmt, dass sie dort sicher verwahrt ist?«, fragte er Callahan, während das Taxi auf sie zuschoss und der Fahrer unerbittlich einen Trödler anhupte, der zwischen ihn und seine Fahrgäste geriet.
    »Nach Aussage meines alten Freundes Sai Magruder ist das hier die sicherste Aufbewahrungsmöglichkeit in Manhattan«, sagte Callahan. »Fünfzigmal sicherer als die Münzschließfächer auf den Bahnhöfen Penn Station und Grand Central, hat er gesagt… außerdem kann man hier die Fächer auch für längere Zeit mieten. In New York gibt’s wahrscheinlich noch weitere Lagermöglichkeiten, aber bevor die wieder geöffnet haben, sind wir fort – so oder so.«
    Das Taxi hielt am Randstein. Callahan hielt Jake die Tür auf, und Oy hüpfte gleich nach dem Jungen unauffällig hinein. Callahan sah noch ein letztes Mal zu den Zwillingstürmen des World Trade Centers auf, bevor er selbst einstieg.
    »Sie ist bis Juni 2002 gut aufgehoben – falls nicht jemand dort einbricht und sie stiehlt.«
    »Oder das Gebäude über ihr zusammenfällt«, sagte Jake.
    Callahan lachte, obwohl Jakes Bemerkung eigentlich nicht scherzhaft geklungen hatte. »Das passiert nie. Und wenn’s dazu käme… nun, eine Glaskugel unter hundertzehn Stockwerken aus Stahl und Beton? Das wäre eine Möglichkeit, das üble Ding zu beseitigen, vermute ich.«
     
     
    16
     
    Jake hatte den Taxifahrer gebeten, sie an der Ecke Lexington und Fifty-ninth abzusetzen, nur um ganz sicherzugehen, und nachdem er mit einem Blick Callahans Einverständnis eingeholt hatte, gab er dem Sai bis auf zwei Dollar ihr gesamtes restliches Geld.
    An der Ecke Lexington und Sixtieth zeigte Jake auf mehrere auf dem Gehsteig ausgedrückte Zigarettenkippen. »Hier hat er gesessen«, sagte er. »Der Mann mit der Gitarre.«
    Er bückte sich, hob eine der Kippen auf und ließ sie einen Augenblick lang auf der Handfläche liegen. Dann nickte er, lächelte trübselig und rückte den Tragegurt auf der Schulter zurecht. Die Orizas in der Schilftasche klirrten leise. Jake hatte sie auf dem Rücksitz des Taxis gezählt und war nicht überrascht gewesen, als sich zeigte, dass es genau neunzehn waren.
    »Kein Wunder, dass sie stehen geblieben ist«, sagte Jake, indem er die Kippe fallen ließ und sich die Hand an seinem Hemd abwischte. Und plötzlich sang er – leise, aber völlig tonrein: »I’m a man… of constant sorrow… I’ve seen trouble… all my days… I’m bound to ride… that Northern railroad… Perhaps I’ll take… the very next train.«
    Callahan, der ohnehin arg strapaziert war, spürte, wie seine Nerven sich noch mehr anspannten. Natürlich erkannte er diesen Song wieder. Nur als Susannah ihn an jenem Abend im Pavillon gesungen hatte – an jenem Abend, an dem Roland die Herzen der Calla gewonnen hatte, indem er die feurigste Commala getanzt hatte, die viele der Folken jemals gesehen hatten –, hatte sie »man« durch »maid« ersetzt.
    »Sie hat ihm Geld gegeben«, sagte Jake verträumt. »Und sie hat gesagt…« Er stand mit gesenktem Kopf da, biss sich auf die Unterlippe, dachte angestrengt nach. Oy sah hingerissen zu ihm auf. Auch Callahan unterbrach ihn nicht. Er hatte inzwischen begriffen: Jake und er würden im Dixie Pig sterben. Sie würden kämpfend untergehen, aber sie würden dort sterben.
    Und er fand, zu sterben sei in Ordnung. Roland würde es das Herz brechen, den Jungen zu verlieren… trotzdem würde er weitermachen. Solange der Dunkle Turm stand, würde Roland weiterziehen.
    Jake sah wieder auf. »Sie hat gesagt: ›Vergessen Sie den Kampf nicht.‹«
    »Das hat Susannah gesagt?«
    »Ja. Sie ist nach vorn gekommen. Mia hat sie gelassen. Und der Song hat Mia gerührt. Sie hat geweint.«
    »Gewisslich wahr?«
    »Wahrhaftig. Mia, niemands Tochter, eines Mutter. Und während Mia abgelenkt… während sie tränenblind war…«
    Jake sah sich um. Auch Oy sah sich um, aber vermutlich nicht auf der Suche nach irgendetwas, sondern nur, weil er seinen geliebten Ake imitierte. Callahan erinnerte sich an jenen Abend im Pavillon. Die Fackeln. Wie Oy auf den Hinterbeinen gestanden und sich vor den Folken verbeugt hatte. Susannahs Gesang. Die Fackeln. Der Tanz. Roland, der die Commala im Licht, im farbigen Licht der Fackeln tanzte. Roland, der im Weißen tanzte. Stets Roland, und wenn zuletzt alle anderen gefallen waren, bei diesen blutigen Schachzügen einer nach dem anderen weggemordet, würde Roland übrig bleiben.
    Damit kann ich leben, dachte Callahan. Und damit

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